Ludwigshafen Karneval in Rio

„Südamerika klassisch“ war das letzte Konzert der Saison in der Reihe „Kammerton LU“ in der Friedenskirche überschrieben. Die Oboistin Petra Fluhr hatte sich dazu die Frankfurter Gitarristin Heike Matthiesen als musikalisch Partnerin eingeladen.

In Frankfurt hat die Gitarristin ihr klassisches Instrument studiert, war danach ein paar Jahre Meisterschülerin von Pepe Romero. Die südamerikanische Musik bietet ein reichhaltiges Repertoire für die Gitarre, und Heike Matthiesen machte davon ausgiebig Gebrauch. Zunächst führte die musikalische Reise nach Argentinien und dabei überraschte Petra Fluhr mit einer weiteren musikalischen Gabe: sie sang und zwar Lieder von Jorge Sosa, Pancho Cabral und Astor Piazzolla. Sonnige Melodien zur Gitarrenbegleitung waren das, welche die Musikerin schlicht und unverkünstelt vortrug, mit sanft leuchtendem Schimmer in der Stimme. Marcel Carnés Film „Orfeo negro“ hat die Bossa-Nova-Welle zu uns nach Europa gebracht. Den Orpheus-Mythos hat der Regisseur in den brasilianischen Karneval in Rio de Janeiro verlegt. Gefühlvoll gleitende Melodien entlockte Heike Matthiesen ihrer Gitarre in Antonio Carlos Jobims Filmkomposition „Orfeo negro“. Mit schmiegsam eleganten Arabesken, zarten Farben und feinen Klangabstufungen erfüllte die Gitarristin die wunderschöne Komposition. Vitale Lebensfreude brachte sie anschließend in Jobims „Felicidade“, ein technisch anspruchsvolles Stück, das sie federleicht bewältigte. Ihre große Kunst ließ Heike Matthiesen ebenso eindrucksvoll hören in dem 1. Prelude von Heitor Villa-Lobos. Warm glühende, elegische Melodien und feine Begleitung vereinte sie dabei in schönster Anmut und eleganter Virtuosität. Die Tänze seiner brasilianischen Heimat, die Samba und Choro verewigte Celso Machado in fünf Stücken, die alle mit Süßigkeiten zu tun haben. Hier spielte Petra Fluhr die Oboe. Gemeinhin wird das Instrument mit viel Druck gespielt, was die Tonbildung nicht immer ganz einfach macht. Die Solo-Oboistin der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielte indes fehlerfrei, formte einen Klang so verführerisch süß wie Zuckerwatte. Und in „Piazza Vittorio“ drehte die Oboe vergnüglich virtuose Pirouetten. Der Uirapuru ist das Wappentier Brasiliens und ein sagenhafter Vogel, dem man nur selten im Urwald begegnet. Angeblich singt er nur zehn Minuten lang in der Zeit, wenn er sein Nest baut. Dieses Singen, und Rufen hat Tom Eastwood in seiner Komposition „Uirapuru“ eingefangen. Fröhliche und auch traurige Rufe und Signale ließ die Oboistin erklingen, atmosphärische Klänge steuerte die Gitarre bei. Die „Suite Buenos Aires“ von Maximo Diego Puhol zeichnete klingende Porträts von vier Stadtteilen der argentinischen Metropole. Schwungvoll feurige Tangos tanzten vorbei neben sehnsüchtigen, gefühlvoll ausgesungenen Elegien. Fröhliche Hafenszenerien neben geschäftigem Treiben in der Polyphonie der Straße: das alles wurde von dem Duo hinreißend umgesetzt.

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