Ludwigshafen Kein Ende des „Adler-Streits“ in Sicht

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Der Ruchheimer „Adler-Streit“ geht weiter: Die Evangelische Kirche ist allem Anschein nach nicht bereit, das Kriegerdenkmal vor der Ruchheimer Kirche zu vervollständigen. Dafür setzt sich der örtliche Freundeskreis für Heimat und Denkmalpflege seit Jahren erfolglos ein.

Der Freundeskreis hat im Vorjahr die zuständige Kulturministerin Vera Reiß (SPD) mit der Bitte um eine rechtliche Prüfung angeschrieben. Als Basis wurde ein vom Freundeskreis in Auftrag gegebenes Gutachten von Professor Reinhard Mußgnug herangezogen. Reiß’ Antwort ging zunächst an den Freundeskreis. Inzwischen liegt die Rechtsauffassung der Ministerin auf dem Dienstweg auch der Stadtverwaltung vor. Dieses Schreiben wurde von der Stadt an den Protestantischen Kirchenbezirk weitergeleitet, der nun seinerseits eine rechtliche Würdigung vorgenommen hat. Diese wiederum wurde an die Ministerin weitergeleitet. Wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage erklärte, hält die Verwaltung an der rechtlichen Auffassung fest, dass die Vervollständigung des Denkmals nur von der Evangelischen Kirche als Eigentümerin des Grundstücks in Angriff genommen werden kann. Kompromissvorschläge seitens der Verwaltung seien bislang nicht akzeptiert worden. „Da sich das Denkmal auf dem Gelände der Protestantischen Kirchengemeinde Ruchheim befindet, ist eine Vervollständigung nur mit Zustimmung der Kirchengemeinde, das heißt des Presbyteriums möglich. Dies ist auch die Rechtsauffassung der Evangelischen Kirche der Pfalz“, sagte gestern Dekanin Barbara Kohlstruck. Die Kirchengemeinde habe sich in der Vergangenheit deutlich gegen eine Vervollständigung ausgesprochen und werde auch bei dieser Haltung bleiben. Das Denkmal erinnert in Ruchheim seit 1895 an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Der Adler an der Spitze des Obelisken fiel 1995 vom Sockel und zerbrach. Der Freundeskreis hat Spenden gesammelt und ihn restaurieren lassen. Er möchte ihn wieder auf den Obelisken setzen. Die Protestanten weigern sich, weil der preußische Adler ein politisches Symbol sei und nicht für demokratische Werte stehe. Außerdem stünden „rechte Kreise“ hinter dem Vorhaben. Befürworter und Gegner beharken sich deshalb seit Jahren. Ein unrühmlicher Höhepunkt war ein Prozess Anfang 2011. Dabei wurde einem damals 78-jährigen Rentner vorgeworfen, Pfarrerin Christine Dietrich im August 2009 eine tote Ratte in den Briefkasten gelegt zu haben. Auf einer Videoaufnahme war der Beschuldigte aber nicht zweifelsfrei zu erkennen. Deshalb wurde er freigesprochen. Mutmaßlich sollte Nebenklägerin Dietrich mit der Aktion eingeschüchtert werden. Auch ihre ablehnende Haltung im Streit um das Kriegerdenkmal soll dabei angeblich eine Rolle gespielt haben. (ier)

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