Ludwigshafen Kicherndes Retro-Gummibärchen

„Nicht erwachsen, nicht Kind“, so wird der Komiker Luke Mockridge beworben. Nach dem Auftritt im Mannheimer Capitol könnte man den 26-Jährigen auch als „jüngsten Opa der Welt“ beschreiben. Ein gut Teil seines Programms „I’m Lucky, I’m Luke“ klingt nämlich nach „früher war alles besser.“ Und das kommt an: Luke Mockridge hat eine eigene Show im Privatfernsehen, Auftritte als Moderator von Comedy-Shows, und seine aktuelle Tour ist seit Monaten ausverkauft.

Das Publikum im Mannheimer Capitol ist auffällig jung, jünger als bei anderen Comedians. Mockridge fragt von der Bühne herunter, wer Student und wer Schüler sei. Die Pennäler scheinen deutlich in der Mehrheit. Die Jüngsten, die sich auf seine Frage melden, sind zwölf Jahre alt. Hauptthemen der Show sind die 1990er Jahre und die Schulzeit – alles aus Mockridges eigener Perspektive. Dieses Selbsterlebte, von dem er ziemlich unverblümt erzählt, scheint für die Zuschauer den Reiz der Show auszumachen. Die Stimmung bewegt sich zwischen Kindergeburtstag und Jahrgangstreffen. Als Mockridge sich ans Klavier setzt und Songs aus seinem Lieblingsjahrzehnt anspielt, singt das ganze Capitol lautstark und textsicher mit. „Lemontree“, „Barbie Girl“ und, man glaubt es kaum: das Lied von der Gummibären-Bande, Titelsong einer Zeichentrickserie für kleine Kinder, die ab 1988 im deutschen Fernsehen zu sehen war. Alle singen hier mit und haben offenbar einen Mordsspaß. „Früher, in den Neunzigern, da hatten wir sogar noch Langeweile. Das kennen die Kids heute gar nicht mehr“, berichtet Mockridge, der Veteran aus der guten alten Kinderzeit. Heute seien die jungen Leute ja ständig damit beschäftigt, Facebook-Seiten zu aktualisieren. Alle daddeln auf Smartphones und Tabletts, während man in den 1990ern noch Fantasie gebraucht habe. „Wir sind früher von Couch zu Couch gehüpft und haben gespielt, der Boden sei glühende Lava“, erinnert er sich. Dagegen würden heutige Kinder an der Couch nach dem USB-Anschluss suchen. Selbst an die Zeiten vor dem Smartphones kann sich der junge alte Mann erinnern. Er habe noch SMS auf dem Handy löschen müssen, um Platz für neue zu schaffen. Das wirkt fast schon wie „Opa erzählt vom Krieg.“ Man staunt, was der Komiker schon alles erlebt hat, aber es kommt noch besser. Mockridge plaudert aus der Schule, und zwar im wörtlichen Sinn. Er erzählt vom Abschreiben falscher Hausaufgaben, von Klassenarbeiten, Spickzetteln und ähnlichen Abenteuern. Sein Buch heißt übrigens „Mathe ist ein Arschloch: Wie (m)ich die Schule fertig machte.“ Mockridges Eltern sind Bill Mockridge und Margie Kinsky, die nicht nur selber als Schauspieler und Kabarettisten bekannt sind, sondern auch ein eigenes Theater betreiben. In dem habe sich Luke schon früh Kabarettisten angesehen, aber es habe ihm nicht gefallen, dass die immer nur herumnörgeln. Offenbar hat er sich deshalb entschieden, als kicherndes Retro-Gummibärchen Programm zu machen. Wegen der großen Nachfrage gibt es am 28. Februar kommenden Jahres einen Zusatztermin im Mannheimer Rosengarten.

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