Ludwigshafen Kleines Museum im Wohnzimmer

Das Oggersheimer Reihenhaus von Gerda und Paul Bach ist ein kleines Museum. „Bevor Sie sich setzen, müssen wir erst einen Rundgang machen“, sagt der 80-Jährige unternehmungslustig. Es macht ihm erkennbar viel Freude, Besuchern seine diversen Schätze zu zeigen und die dazu passenden Geschichten zu erzählen. Beides, Schätze und Geschichten, hat er gemeinsam mit seiner 84-jährigen Frau jahrzehntelang auf vielen Reisen zusammengetragen. Der Spaziergang durchs Reihenhaus beginnt an einem wandgroßen Bücherregal im Wohnzimmer. Das Möbel ist nicht nur mit Reiseführern und Bildbänden gut gefüllt. Paul Bach hat hier auch einige besonders schöne Stücke aus seiner umfangreichen Sammlung an Schachspielen aufgebaut. Ein farbenprächtiges fällt dem Betrachter sofort ins Auge. „Das kommt aus Usbekistan“, erklärt Bach. Etwa 450 Schachspiele aus der ganzen Welt seien in seinem Besitz, verkündet er stolz und führt den Gast weiter zu zwei hohen Glasvitrinen mit Schachfiguren aus Afrika, der Türkei, China und Nepal. Von Reisen nach Indien hat das Ehepaar ein Spiel mitgebracht, das aus Kamelknochen geschnitzt ist. Vom Wohnzimmer geht es ins Treppenhaus, wo in schmalen Regalen hinter Glas weitere Varianten aus Bali und Südamerika zu sehen sind. Bei einer Tasse Kaffee am großen Esstisch erzählen Paul Bach und seine Frau Gerda, dass sie ihr ganzes Leben lang in ihrer Freizeit überall auf der Welt unterwegs waren. Als die vier Kinder des Paares noch klein waren, hat die Familie gecampt. Seit mittlerweile 25 Jahren sind die Eheleute im Wohnmobil unterwegs, um möglichst viele Länder und Leute kennezulernen. „Wir sind keine Touristen“, betonen beide, dass sie ihre Erkundungen stets auf eigene Faust unternehmen. Der Sozialarbeiter und die Krankenschwester im Unruhestand haben bereits den Jemen, Iran, die Arabischen Emirate und sehr gern und immer wieder Israel bereist. Davon erzählen dicke Reisetagebücher mit unzähligen Fotos und Grüßen von Menschen, die Gerda und Paul Bach unterwegs kennengelernt haben. „Einige haben uns dann sogar hier in Oggersheim besucht“, sagt der 80-Jährige. Bräuche, die Paul Bach auf seinen Reisen entdeckt, teilt er zu Hause besonders gern mit Kindern und Jugendlichen. In Oggersheim macht er zum Beispiel beim Straßenfest und bei der Kerwe mit. Dann demonstriert er an seinem Stand, wie arabisches Brot gebacken wird und welche spannenden Spiele Beduinen nur mit Sand und Steinen spielen. Auf Messen und Märkten ist der 80-Jährige auch mit einem sehr besonderen Spielzeugsortiment vertreten, das auf Madagaskar aus alten Blechdosen angefertigt wird. „Mahafaly“ heißt die Fair-Trade-Handelsfirma, die dieses Spielzeug vertreibt und mit den Einnahmen 15 Familien auf Madagaskar ein Einkommen ermöglicht. Das Material, aus dem die filigranen Autos, Flieger und Motorräder gefertigt werden, stammt von großen Müllhalden. Mithilfe von Blechscheren, Zangen und Lötkolben werden dann aus den leeren Haarspray- oder Getränkedosen Blechkunstwerke. In dieser Woche wollten Gerda und Paul Bach eigentlich schon wieder in ihrem Wohnmobil auf dem Weg nach Israel sein. Weil das Auswärtige Amt jedoch derzeit davon abrät, das türkische Grenzgebiet zu durchfahren, schmieden die Eheleute nun neue Reisepläne. Noch Fragen? Wer sich für das Blechspielzeug interessiert, kann sich unter Telefon 0621/677695 an Paul Bach wenden.

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