Ludwigshafen Kulturfestival bringt Vereine aus aller Welt auf die Bühne

Das Suzuki-Ensemble der Musikschule.
Das Suzuki-Ensemble der Musikschule.

„So klingt Lu“ mit seinen rund 150 Nationalitäten: Mehr als 30 Kostproben haben zahlreiche Migranten- und Musikvereine gemeinsam mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der Städtischen Musikschule am Samstag im Pfalzbau gegeben.

Alle zwei Jahre soll das transkulturelle Festival „So klingt Lu“ künftig stattfinden. Rundum begeistert zeigen sich die Studentinnen Anna und Ronja zwei Stunden nach der Eröffnung durch Staatsphilharmonie-Intendant Beat Fehlmann (48) und den Vorsitzenden des städtischen Beirats für Migration und Integration (BMI), Joannis Chorosis (68): „Die Mitmach-Angebote sprechen Alt und Jung an“, schwärmt die 25-jährige Anna aus Friesenheim am Nachmittag vom Tanzworkshop mit dem Verein der Griechen aus Pontos.

Malen auf dem Wasser

Von der via Videoprojektion übertragenen islamischen Kunst- und Buchmalerei „Tezhib“ mit Pinar Taskin ist die 24-jährige Ronja genauso angetan wie von der alt-türkisch „Ebru“ („Wolke“) benannten und von Vedat Koc präsentierten Kunst des Malens auf dem Wasser.

„Die vielen Instrumente, die man sonst nicht so hört“, klingen Ronja auch vorm Pfalzbau-Eingang noch in den Ohren – ob Jabir Ungangs „Ney-Flöte“, Ahmet Akyüz´ „Baglama“ oder Hesham Hamras „Oud“. Mit dem Saiteninstrument begleitet Hamra drinnen Staatsphilharmonie-Soloflötistin Christiane Palmen bei ihrer humorvoll melancholischen Lesung von Märchen des Schriftstellers Rafik Schami.

Bringt im oberen Foyer die Rockband der Musikschule die immer zahlreicher werdenden Besucher vom gerade geröhrten Foo Fighters-Hit „Best Of You“ mit Eric Claptons „Layla“ wieder auf Normalpuls, formieren sich die 30 der sonst über 100 Sänger des Beethovenchor Ludwigshafen bereits auf der gegenüberliegenden Bühne.

Für Ohren und Gaumen

Im unteren Foyer fällt es ob des kulinarischen Angebots schwer, sich zu entscheiden. Außer den Mitgliedern der Alemi Islam Moschee weiß auch der griechische Kulturverein Platania Dramas oder der kurdische Grup Heval-Verein, was den Gaumen erfreut. Clever macht es Giannula Siogka aus Mannheim: „Ich bin vor allem wegen der internationalen Spezialitäten gekommen“, verrät die 63-Jährige, dass sie vom Festival über Facebook erfahren habe. Mit Leckereien hat sie sich „zum guten Preis für morgen eingedeckt“.

Der „transkulturelle“ Charakter des Festivals ist für den BMI-Vorsitzenden Chorosis mehr als eine neudeutsche Worthülse. Denn bislang hätten die mehr als 60 Ludwigshafener Migrantenvereine vor allem „ihre eigenen Nationalitäten bespielt“ und „noch nicht genügend untereinander kooperiert“.

In seiner Vision sollen sich die Migrantenvereine „in Öffnung zu den anderen“ begeben: Transkulturelle Vernetzung finde statt, „wenn ein türkisches Ensemble einen deutschen oder italienischen Chor einlädt“, gibt Chorosis ein Beispiel. Zu diesem Zweck habe er mit vier Mitstreitern schon vor zwölf Jahren den „Internationalen Kulturverein Orpheus“ gegründet. 2010 sei daraus der „Chor des Orpheus“ mit 19 Sängern verschiedener Nationalitäten entstanden.

Vernetzung von Kulturen

„Zwei Jahre Planungsphase“ sind mit dem Festival am Samstag umgesetzt worden, erläutert Chorosis, dass der „BMI mit seinen Netzwerken das Programm aus den Vereinen“ zusammengetragen habe. Mit der Staatsphilharmonie als Partner habe die Veranstaltung ein „ganz besonderes Niveau“. Die Vernetzung der Kulturen ist für Chorosis eine Notwendigkeit im Wortsinn, denn: „Wenn jeder in seiner Parallelgesellschaft lebt, kommt es zu Spannungen.“

So sieht es auch Beat Fehlmann: „Musik kann Menschen zusammenbringen und verbinden“, sagt der Staatsphilharmonie-Intendant am Samstag und betonte: „Das ist sehr, sehr nötig in unserer Zeit.“ „Sehr beglückt“ zeigt sich Fehlmann auch von der Resonanz auf das vom Nachmittag auf den Abend abgesetzte Programm mit dem Ensemble Promoroaca, dem „Repercussion“-Quartett mit der Staatsphilharmonie oder dem Verein für türkische Kunstmusik. Der Intendant bilanziert: „Ich glaube, dass sich hier Menschen begegnet sind, die sich sonst nie begegnen.“

Jabir Ungang spielt auf der Ney-Flöte.
Jabir Ungang spielt auf der Ney-Flöte.
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