Ludwigshafen Lackiert oder ferkelrosa

„Solange Google Earth nicht anruft und sagt, du stehst im Weg, ist doch alles in Ordnung“, meint der Komiker Dave Davis.
»Solange Google Earth nicht anruft und sagt, du stehst im Weg, ist doch alles in Ordnung«, meint der Komiker Dave Davis.

Bekannt wurde Dave Davis als schwarzer Toilettenmann im weißen Arbeitskittel. Ganz in Zivil erschien der 45-jährige Kölner Comedian, der mehrfach Preise gewonnen hat, nun im Mannheimer Capitol und spielte sein neues, leider anspruchsarmes Programm „Genial verrückt! Nichts reimt sich auf Mensch“.

Die erfolgreiche Figur des Klomannes Motombo Umbokko hat er mittlerweile abgelegt. Einst trat er stets mit Hygienehaube auf dem Kopf und Pümpel in der Hand vors Publikum und berichtete von einem fiktiven afrikanischen Heimatland („Nfuddu“) oder schilderte seine Eindrücke als fremder Einwanderer in Europa. Heute tritt Dave Davis gewissermaßen als er selbst, also als echter Stand-up-Comedian auf die Bühne. „Isch ben ene Kölsche Jung mit de bläck Fööss, wat willste mache?“ erklärt er und verknüpft sein Geburtsdatum, den 30. Januar 1973, mit der Machtergreifung der Nazis und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, exakt vier Jahrzehnte zuvor. „40 Jahre später kam ein guter Brauner hinterher“, weiß er stolz zu verkünden und schimpft ein wenig auf AfD, Pegida und andere „Rechtsexkremente“. Beim Anglergruß „Petri Heil!“, den er mehr als ein Jahr nach ihrem Ausscheiden aus der AfD noch mit Frauke Petry verbindet, spürt er, wie sein rechter Arm sich unwillkürlich regt, versteift und den verbotenen Hitlergruß entbieten möchte. Mehr noch schießt sich Davis, der 2010 den Deutschen Comedypreis als Bester Newcomer gewann und noch früher Jamba-Klingeltöne produzierte, auf den Kapitalismus ein, auf Unternehmen und ihre Werbung, die den Menschen einbläut, unzulänglich zu sein. „Die reden uns ein, dass wir nicht gut genug sind, damit sie Umsatz machen“, erläutert er und rät jedem, nicht falschen Versprechungen und ebensolchen Zielen hinterherzueilen. Letztendlich sei niemand zu dick, auch wenn die Werbung oder Heidi Klum das Gegenteil behaupteten. „Solange Google Earth nicht anruft und sagt, du stehst im Weg, ist doch alles in Ordnung“, beruhigt Davis. Freilich ebenso wenig gebe es bessere und schlechtere Hautfarben. „Was kümmert es mich, dass ich lackiert bin“, so der Komiker und Musiker, der als Sohn ugandischer Eltern in Köln geboren wurde. „Mir sin’ all’ Minsche“, sagt er im rheinischen Dialekt seiner Heimatstadt. „Junge, wenn du auf die Welt kommst, hast du in dir schon alles, was du für ein geiles Leben brauchst“, zitiert er seinen Großvater, der mindestens 143 Jahre alt sei („wir haben vor Jahren schon aufgehört zu zählen“) und empfiehlt den bleichen („gedämpft ferkelrosa“) Deutschen weniger zu jammern, sondern sich nach afrikanischem Vorbild ihres Lebens zu erfreuen. Davis interagiert spontan mit den Zuschauern, ahmt treffend Helmut Kohl und Adolf Hitler nach, Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg, er spricht Bayerisch und Plattdeutsch wie ein Eingeborener und spielt Keyboard, hat aber in seinem Programm viele Kalauer, viele Gags und Pointen, die man nicht zum ersten Mal hört.

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