Ludwigshafen Leidenschaft für Kunst und Frauen

Mit einem Augenzwinkern: Hanns Jörg Krumpholz trägt als König Ludwig I. im Gläsernen Foyer dessen Gedichte vor.
Mit einem Augenzwinkern: Hanns Jörg Krumpholz trägt als König Ludwig I. im Gläsernen Foyer dessen Gedichte vor.

Ein dem Gründer und Namensgeber Ludwigshafens gewidmeter Abend in der Reihe „Wort und Wein“ hat erwartungsgemäß viele Besucher angezogen. Die Nachfrage überstieg bei weitem die Zahl der Plätze im Theater im Pfalzbau. Die erste Veranstaltung der beliebten Serie in dieser Spielzeit versüßte ein „Ludwig I.“ genannter Tropfen aus Gimmeldingen.

„Das ist Herr Ludwig von Bayerland, / Desgleichen gibt es wenig’; / Das Volk der Bavaren verehrt in ihm / Den angestammelten König“, dichtete der respektlose Heinrich Heine über den stotternden Monarchen und vergaß nicht, auch gleich noch die zwei großen Leidenschaften des Königs anzuführen, von denen eine ihn schließlich den Thron kosten sollte: „Er liebt die Kunst, und die schönen Fraun / Die lässt er porträtieren; / Er geht in diesem gemalten Serail / Als Kunst-Eunuch spazieren.“ Tilman Gersch, der Intendant des Theaters im Pfalzbau und Moderator des Abends, wusste noch andere pikante Einzelheiten zu erzählen. So schilderte er das wenig einnehmende Äußere des Königs, sein scharf geschnittenes Profil, sein pockennarbiges Gesicht, eine hochgradige Schwerhörigkeit und die häufige Heimsuchung durch Krankheiten wie Migräne, Ausschläge und Furunkel. Das hinderte schon den Siebenjährigen nicht, im Mannheimer Nationaltheater eine neun Jahre ältere Schauspielerin und Sängerin anzuhimmeln. Die Liaison des 60-jährigen Monarchen, Ehemanns und Vaters von neun Kindern mit der 35 Jahre jüngeren Lola Montez kostete ihn schließlich jedoch die Krone. Mit einem „Spinnentanz“, einer etwas keuscheren Vorform des Striptease, soll sie ihn betört haben. Als er die als Hure verschrieene Tänzerin zur Gräfin Landsfeld ernannte („An meinem Geburtstag mache ich mir das Geschenk“), war das Maß voll. In München kam es im Revolutionsjahr zu wochenlangen Unruhen, im März 1848 dankte Ludwig ab. Noch im Mai 1851, 17 Jahre vor seinem Tod in Nizza, heißt es über Lola Montez in einem seiner Gedichte: „Wie du zu meinem Unglück warst geboren.“ Hanns Jörg Krumpholz verkörperte diese schillernde Gestalt der Geschichte im Pfalzbau mit einem ironischen Augenzwinkern. Unter dem weinroten Samtumhang mit Hermelinbesatz trug der Schauspieler und Synchronsprecher Jeans und Pullover, auf der Nase seine Brille, bisweilen hantierte er mit einem Hörrohr. Auf Perücke und Maskenbildner, um wenigstens eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Vorbild herzustellen, hatte er gleich ganz verzichtet. Und zwischendurch sang Krumpholz zur Gitarre Scott McKenzies Hippie-Hymne „San Francisco“. Aber Krumpholz trug auch Gedichte und Briefe Ludwigs vor, mit einer solchen Verve, dass Tilman Gersch kaum noch zu Wort kam. Selbstverständlich vergaßen die beiden aber nicht, unter Ludwigs Leistungen die Verwandlung Münchens in eine Stadt der Künste und die Gründung Ludwigshafens zu erwähnen. In der Pfalz, wo Ludwig aufgewachsen ist, zeugt noch heute von seiner Kunstleidenschaft die Villa Ludwigshöhe, sein nach einem Italienaufenthalt mit Anleihen an der römischen Antike errichteter Sommersitz bei Edenkoben. Ganz in der Nähe, in Gimmeldingen, unterhält Susanne Mugler ihr Weingut, das sich seit 1790 in Familienbesitz befindet und vormals Friedrich Wilhelm Reiß, einem ihrer Vorfahren, gehörte. Sie habe ursprünglich eine Banklehre absolviert, sei damit aber nicht glücklich geworden, erzählte die Winzerin. Als sie in Berlin einen kleinen florierenden Weinhandel eröffnet habe, habe ihr Vater sie gefragt, ob sie das Weingut übernehmen wolle. Im Pfalzbau kredenzte Susanne Mugler den Riesling Gimmeldinger Biengarten, den Chardonnay „Lebenslust“ und einen Rotwein-Cuvée namens „König Ludwig“. Die Musik trug ein Streichtrio der Musikschule bei, bestehend aus Florian Diem (Geige), Lucia Lips (Bratsche) und Leonard Becker (Cello).

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