Ludwigshafen Leuchtkräftig, hyperreal, hauchzart

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Buntes, Nettes und Raffiniertes haben drei Galerien aus der Region derzeit im Angebot. In Mannheim zeigt Peter Zimmermann Silikonbilder von Frank Piasta, bei Grandel in den S-Quadraten gibt Christian Patruno Rätsel auf, und in Heidelberg begeistert die Keramik-Spezialistin Marianne Heller mit Lackarbeiten junger japanischer Künstler.

„Farbe beobachten“ ist ein schöner Titel der Ausstellung von Frank Piasta in der Galerie Peter Zimmermann. Nichts anderes tut der in Freiburg lebende Maler, der einst Meisterschüler von Kuno Gonschior war. Piasta arbeitet mit gefärbtem Silikon, das gleichzeitig lichtdurchlässig und deckend ist – ein eher ungewöhnliches Malmaterial, das Ergebnisse zwischen kräftigem Leuchten und diffuser Uneindeutigkeit zeitigt. Schicht um Schicht wird hier mit breitem Rakel auf Bildträger wie Holz, Aluminium oder Spiegel aufgebracht. Auch wenn eine Farbe dominiert sind die farblich subtil instrumentierten Bilder, die eher wie virtuelle Farbräume, wirken keineswegs monochrom. Dicke Wülste am oberen und unteren Rand verstärken die plastische Wirkung, die sich in farbbatzenartigen Wandobjekten zur echten Plastik steigert. 22 Arbeiten stark ist der Kurzrundgang durch die letzten 17 Jahre, das ist genau der Zeitraum, in dem Piasta von Peter Zimmermann vertreten wird. Den Mannheimer Maler Christian Patruno müssen wir uns wohl als ewigen Studenten vorstellen. Seit 2016 ist er Meisterschüler von Marcel van Eeden an der Karlsruher Akademie, an der er seit 2011 eingeschrieben ist. Von 2002 bis 2006 steht Studium an der Freien Kunstakademie Mannheim im Lebenslauf, 2010 der Heinrich Vetter Kunstpreis. Dazwischen immer wieder Ausstellungen, die meisten in der Region. Bei keiner hatte man den Eindruck, einem unsicheren Anfänger zu begegnen. Der Fall ist seltsam, die unter „besser vermalt als verschrieben“ laufende Einzelausstellung bei Grandel ist es auch. Es gibt Malerei in Form hyperrealistischer Kleinformate mit wie Broschen auf einfarbigen Grund gesetzter Masken, Grimassengesichter oder Schalltrichter. Ein Sahnetörtchen ist auch dabei. Zusammen mit dem Text an der Wand wird daraus ein Gesamtkunstwerk auf Zeit. „Ich bin keine Pfeife“ steht da und „Bin ich Dichter dran“ oder „Das Erdrosseln mit zartrosa Toilettenpapier ist strengstens untersagt“. Lustig immerhin, auch wenn sich kein tieferer Sinn erschließt. In Heidelberg hat die Keramik-Spezialistin Marianne Heller mit sechs japanischen Lackkünstlern der Generation der zwischen 1972 und 1983 Geborenen neues Terrain betreten. Angesichts der qualitätvollen Auswahl kann man die Galeristin nur dazu beglückwünschen. Selbst die Direktorin des Museums für Lackkunst in Münster war bei der Eröffnung beeindruckt, so viele Arbeiten in einer Ausstellung hat selbst sie in Deutschland noch nicht gesehen. Die zeitgenössische Interpretation der jahrtausendalten Lackkunst ist in der Tat atemberaubend. Die im seidenmatten, weichen Glanz des Naturlacks schimmernden Vasen-, Dosen- und Schalenformen von höchster Reinheit und Perfektion, verspielt figürliche Arbeiten, auch hauchzart anmutender floraler Schmuck (von der einzigen Frau im Sextett) dürften selbst verwöhnte Kenner zufriedenstellen. Die Herstellung der Arbeiten – das Trägermaterial (Hanfgewebe, leichter Holzkern) grundieren, immer wieder lackieren, spachteln, schleifen und von Hand polieren, dabei auf absolute Staubfreiheit achten – ist langwierig und kompliziert, das Ergebnis entsprechend kostspielig. Und man darf, die Galeristin drängt einen förmlich dazu, die bereitgelegten Handschuhe anziehen und anfassen. Federleicht liegen Schale und Gefäß in der Hand, ein fragiler Traum, der ziemlich robust ist. Was damit zu tun hat, dass der aus einem speziellen Baumharz gewonnene Lack nicht trocknet, sondern polymerisiert wie Kunststoff, der eine hohe Festigkeit erreicht, wenn er ausgehärtet ist. Das Ergebnis ist elastisch, keimabtötend und hitzefest bis etwa 280 Grad. Nur starke UV-Strahlung bekommt japanischen Lackarbeiten gar nicht. Öffnungszeiten —Galerie Peter Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20. Bis 8. April, Dienstag bis Freitag 12.30-18 Uhr, Samstag 11-14 Uhr. —Galerie Grandel in Mannheim, S4, 23. Bis 15. April, Dienstag bis Freitag 14-19 Uhr, Samstag 11-14 Uhr. —Galerie Marianne Heller in Heidelberg, Friedrich Ebert-Anlage 2. Bis 20. April, Dienstag bis Freitag 11-13 und 14.30-18 Uhr, Samstag 11-18 Uhr.

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