Ludwigshafen Luther als Freiheitskämpfer, Gabriel als Jesuskind

Lässt die Revolution hochleben: Ingmar Maybach als Schlagerfuzzi. Im Hintergrund ist Pianist Benedikt Schwarz zu sehen.
Lässt die Revolution hochleben: Ingmar Maybach als Schlagerfuzzi. Im Hintergrund ist Pianist Benedikt Schwarz zu sehen.

«Oggersheim.» Was das Lutherjahr rund um das 500. Reformationsjubiläum für bunte Blüten treiben kann, hat der Odenwälder Pfarrer Ingmar Maybach mit seinem Kabarett am Donnerstag in der Markuskirche gezeigt. Schon das Plakat war ungewöhnlich: Es zeigte Luther im Stile der allseits bekannten Che-Guevara-Porträts und den dazu passenden Slogan „Viva la Reformation“ .

In der Kirche gibt es weitere Plakate. Eines zeigt ein Abendmahl mit Luther und Papst Franziskus, Margot Käßmann und Horst Seehofer, Sigmar Gabriel und Angela Merkel. Es gehört zu Maybachs Programm „Mach den Kelch-Test“. Daneben hängt eine sixtinische Madonna mit Merkel mit dem Jesuskind Gabriel, das für „Maybachs bundesweite CSU“ wirbt. Wobei CSU hier „Christlich satirische Unterhaltung“ heißt. Auf die Frage, wie sein Chef im Himmel so was wohl aufnehme, hat der Pfarrer eine ebenso überzeugende wie simple Antwort. „Der hat Humor“, meint der lästernde Theologe. Unterstützt von Pianist und Organist Benedikt Schwarz nimmt er das Publikum mit auf einen satirischen Ausflug durch kirchliche wie weltliche Sphären. Ein gediegener Blues setzt sich mit den Auswüchsen in Wirtschaft, Sport und Politik auseinander. „Reformation ist immer, Reformation ist hier, schlag deine Thesen an die richtige Tür“, reimt der klerikale Barde und glänzt mit starken Sprüchen. „Was Luther begann, hat Springer vollendet“, meint er im Hinblick auf die Schlagzeile „Wir sind Papst“ und findet: „In einer echten Volkskirche sind wir alle Papst.“ In Maybachs Gleichnis vom gierigen Bankmanager gehen Wortwitz und Empörung eine Verbindung ein. Frei nach Matthäus 18, 23-35 hat der reiche Mann die Speicher voll und noch im Winter Korn, schmeichelt sich aber trotzdem beim Staat ein, da er auf Mittel hofft. Doch letztendlich sagt ihm der Herr: „Mach dich vom Acker, Mann!“ Allzu revolutionär wird es dann aber doch nicht. Immerhin geht es um die Reformation. Und die ist laut Maybach sozialdemokratisch: Finger weg von radikalen Bauern und Arbeitern! Nach dem Motto lebe ja auch die oberste evangelische Pfarrerstochter Deutschlands: Angela Merkel. Köstlich: Maybachs Auseinandersetzung mit Absonderlichkeiten bei der kirchliche Heirat, der Auswahl von Taufnamen und der Kommunikation mit kirchlichen Anrufbeantwortern. Er bringt das Publikum zum Mitklatschen und Johlen. „Könnten die ruhig öfter mal machen“, sagt Elke Storzum nach dem satirischen Gastspiel. Und Ortsvorsteherin Barbara Baur (SPD) freut sich, dass etwas Heiteres ohne die üblichen sexistischen Ausfälle geboten wurde.

x