Mannheim: „Boybands Forever“ kommt in den Rosengarten Mehr als nur eine Hit-Show

Für jeden Geschmack was im Angebot: der Schwiegersohntyp, der Süße, der Sportliche, der Dramatische und der namenlose Fünfte.
Für jeden Geschmack was im Angebot: der Schwiegersohntyp, der Süße, der Sportliche, der Dramatische und der namenlose Fünfte.

Boybands waren der Hit der Musikindustrie in den Neunzigern. Sie schossen wie Pilze aus dem Boden, verzückten die Teenies und spülten kräftig Geld in die Kassen der Plattenfirmen und Produzenten. Die Revue „Boybands Forever“ lässt hinter die Kulissen blicken.

Die ziemlich teure Regen-Maschine musste für den Dreh einfach sein. „Es gibt kein Boyband-Video, das jemals in der Wüste gespielt hat. Die Jungs mussten immer ins Wasser“, grinst Thomas Hermanns. Und so hat denn der Gründer des Quatsch Comedy Clubs bei den Einspielbildern für sein jüngstes Projekt auf dem feuchten Nass bestanden und schickt seine fünf Jungs auch live auf der Bühne nun unter die Sprinkleranlage – auf dass sich die gut gebauten jungen Männer neckisch bespritzen.

Authentische Zeitreise

Schließlich soll seine Revue „Boybands Forever“, die nun nach Mannheim kommt, mehr als nur eine Konzertshow mit den Hits von den New Kids on the Block bis One Direction sein, sondern eine authentische Zeitreise und humorvolle Analyse zugleich bieten. „Denn würden wir nur ein Konzert spielen, wäre das Ganze nicht wirklich interessant“, ist der 54-Jährige überzeugt. „Doch wir sind auf der Bühne ständig hinter den Kulissen. Die wechselnden Moderatoren Ole Lehmann und Dittmar Bachmann nehmen als Comedians und erfahrene Kenner der Boyband-Szene das Publikum an die Hand, zeigen Theaterszenen, gehen in Proben und erklären bestimmte Strukturen.“ Für eben diese Hintergründe ist Hermanns zum Wissenschaftler mutiert und dem Phänomen der Boybands auf den Grund gegangen. „Nachdem ich kapiert hatte, dass die Boybands für die 90er Jahre das waren, was Girl Bands und Motown für die 60er gewesen waren, habe ich mich intensiv damit beschäftigt: Was ist populär und eingängig? Wie wird es gemacht? Wer hatte Erfolg? Und warum ist diese Musik so schön?“

Richtig gutes Songwriting

An dieser Überzeugung lässt der Comedian trotz manch ironischer Note keinen Song lang Zweifel aufkommen. Natürlich sei die Show ein Balanceakt zwischen „meiner Liebe zum Pop und auch dem Trashigen an dem ganzen Sujet“; und doch sei für ihn eines bei der Produktion immer klar gewesen: „Wenn man diese Stücke ihrer 90er-Synthesizer-Arrangements entkleidet und mehr mit Klavier und Gitarre macht, dann sind das plötzlich die besten Pop-Songs seit Motown – einfach weil in ihnen richtig gutes Songwriting steckt.“ Über diese musikalische Analyse hinaus hat der Drehbuchautor und Regisseur aber auch mit Stars aus der Boyband-Ära gesprochen, hat recherchiert und Videos der 90er studiert, als Kreischalarm angesagt war vor den Bühnen von den Backstreet Boys bis Take That und die Mädels reihenweise in Ohnmacht fielen. „Das war wie das erste Mal Sex“, erinnert sich Caught in the Act-Sänger Eloy de Jong an jenes Jahrzehnt, in dem in den USA und England die gecasteten Bands mit den hübschen Jungs wie Pilze aus dem Boden sprossen. Natürlich habe man diesen Hype damals nicht zu ernst nehmen dürfen, aber: „Das ist schon schwierig, wenn man 22 oder 23 ist und plötzlich verdammt viel Geld verdient.“

Der Hype hält an

Ein Hype indes, der bis heute funktioniere, sagt Hermanns und schiebt die Erklärung direkt hinterher: „Die klassische Boyband besteht aus fünf Typen, die immer gleich besetzt werden.“ Und eben diese Rezeptur hat Hermanns für seine Revue genau analysiert. „Der erste ist immer der Schwiegersohn-Typ, um den die Gruppe konstruiert werden soll“ – wie bei den Backstreet Boys Brian Littrell. „Da haben die Mütter gesagt, mit dem darfst du ausgehen, der knutscht nicht so viel rum.“ Nummer zwei sei der Brudertyp „zum Anlehnen: nicht so gefährlich sexy, dafür oft mit dem fittesten Körper“. Es folge der „Sweetheart-Typ: Der sah aus wie ein Mädchen und war quasi für den Zuckerguss zuständig – also ein Nick Carter oder Mark Owen“. Und dann natürlich der „Bad Boy, ohne den überhaupt nichts geht: die Robbie Williams-Typen dieser Welt, mit denen die Tochter keinesfalls nach der Show backstage verschwinden durfte“. Ach ja, und dann sei da immer noch der Fünfte, „von denen man nicht mehr weiß, wie er heißt: Howie Dorough, Jason Orange oder Chris Kirkpatrick von N’ Sync – und für den wollen wir in unserer Show eine Lanze brechen, denn der ist genauso unabkömmlich wie die anderen“.

Show, kaschiert von süßen Jungs

Was nach einem einfachen Rezept klingt, hat sich beim Casting für die Revue indes als echte Herausforderung herausgestellt. In Deutschland schafften es gerade einmal zwei Bewerber in die Finalrunde, am Ende stehen nun fünf Jungs aus England und den USA auf der Bühne. „Bei den Castings ist nochmal deutlich geworden, dass die Auftritte dieser Bands nicht nur von guten Songs getragen wurden, sondern auch von einer unglaublichen Show untermauert waren – auch wenn dies natürlich immer von diesem Image der süßen Jungs kaschiert wurde“, analysiert der Wahl-Berliner. „Wenn wir das nun auf die Bühne bringen, dann ist das ebenso virtuos wie die Show eines Gene Kelly, eines Fred Astaire oder heute einer Beyoncé.“ Zumal – anders als in den 90ern – heute alle gleichermaßen gut tanzen und singen müssten – und obendrein noch gut schauspielern können. Vor allem aber, so Hermanns, „müssen sie zu den anderen vier passen und zusammen funktionieren“. Nun, diese Rechnung scheint aufgegangen: Schon bei der Premiere gab es jedenfalls Kreischalarm wie einst bei Robbie & Co. Selbst wenn aus den Mädels von damals inzwischen Mütter geworden sind… Boybands sind eben irgendwie doch unsterblich. Termin „Boybands Forever“ am Montag, 26. Februar, um 20 Uhr im Mannheimer Rosengarten. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter der Rufnummer 01806/570070.

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