Ludwigshafen Mehr als Wein, Rhein und FCK: Neues Buch von Rudy Kupferschmitt

Seine Texte führen in viele verschiedene Welten: Rudy Kupferschmitt, hier im Ludwigshafener Theater Hemshofschachtel.
Seine Texte führen in viele verschiedene Welten: Rudy Kupferschmitt, hier im Ludwigshafener Theater Hemshofschachtel.

Zwei Mundart-Komödien von Rudy Kupferschmitt stehen in diesem Jahr noch auf dem Spielplan der Hemshofschachtel. Doch damit nicht genug. Nun hat der Ludwigshafener Autor den Erzähl- und Gedichtband „Heimatliches und Befremdliches“ veröffentlicht.

„Krawall im Kuckucksnest“ und „Ä schwere Geburt“, die noch von September bis Dezember in Marie-Louise Motts charmantem Kellertheater zu sehen sein werden, sind nicht Kupferschmitts einzige Stücke, die hier ihre Uraufführung erlebten. Auch die Boulevardkomödien „Druff un dewedder“, „Zaggisch un ned dabbisch“ oder „Unner die Brigg un zurigg“ gehen auf den 70-jährigen Autor zurück. So frohsinnig und turbulent wie sich seine Theatertexte ausnehmen, sobald sie auf der Bühne Gestalt erlangen, sind die Texte im Buch naturgemäß nicht. Auch der Pfälzer Dialekt in Kupferschmitts Stücken, nicht nur für die Hemshofschachtel, auch für das Theater Alte Werkstatt in Frankenthal oder das Lambsheimer Theater am Türmchen eigentlich unabdingbar, ist im Buch nicht durchgehend die Sprache der Wahl.

Die Texte gliedern sich nicht nur in „Heimatliches und Befremdliches“, wie der Titel andeutet, sondern dazu in die Kapitel „Menschliches“, „Fantastisches“ und „Politisches“. Das „Fantastische“, fünf Kurzgeschichten, die in die Zukunft oder ins Ungewisse führen, eignet sich dabei offensichtlich am wenigsten für den Dialekt, der hier kaum zu finden ist. Man kann sich vorstellen, dass „Ein letzter Traum“, der abschließende Text in diesem Kapitel, autobiografisch angeregt ist. Aber sicher sein kann man sich nicht.

Am besten laut lesen

In den anderen Kapiteln dagegen toppt das „Pälzische“ die hochdeutschen Geschichten und Gedichte bei weitem. Von der „Hoimad“ ist da die Rede, „dem klääne Derfel in de Vorderpalz“, von der „Haubdschdrooß“, dem „Margblazz“ und dem „Raschtblazz uff de Audobahn“. Das ist nicht immer ganz leicht zu verstehen, aber am besten, wenn man es laut liest. Wer Pfälzisch kann, für den dürfte es dann kein Problem mehr sein, auch die eindrückliche Erinnerung nachzuempfinden, „wie mer vor zeh Johr als middwochmiddags in die Palz g’fahre sinn, e bissel dursch de Wald laafe, ähner petze un widder hääm“.

Die Pfalz und ihre Bewohner scheinen aber auch in den hochdeutschen Beiträgen immer wieder durch, auch wenn sie eigentlich allesamt fern davon sind, nur von der Region, vom Wein, dem Rhein, dem FCK und dem Wurstmarkt zu künden. Es sind vielmehr ganz verschiedene Welten, in die Kupferschmitts bisweilen überraschende Texte führen, ganz unterschiedlich geartete Erzähler, die den Leser oder die Leserin dabei an der Hand nehmen – und damit erfreulich vielfältige Perspektiven, mit denen er oder sie konfrontiert wird.

Beiträge von Ehefrau Van

„Viele der Geschichten und Gedichte sind bei verschiedenen Wettbewerben prämiert“, informiert der Text auf der Buchrückseite, und auch im Buchinnern sind alle Preise sorgfältig aufgelistet, die dem Mundenheimer Autor bislang zugesprochen wurden. Doch um festzustellen, welche die derart ausgezeichneten Texte sind, müsste man recht aufwendig recherchieren, denn im Buch selbst findet sich keinerlei Hinweis auf deren Titel. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so wichtig. Eine Handvoll Beiträge hat dazu Rudy Kupferschmitts Ehefrau Van Kupferschmitt beigesteuert. Allesamt „uff Pälzisch“, obwohl sie die ersten Lebensjahre in Vietnam aufwuchs, bevor sie mit ihren Eltern von dort geflüchtet ist. „E weidi Räs bis dohie, e neies Land, e neii Hoimad“, blickt sie in ihrem Gedicht „Vantastisches in Kürze“ zurück. „Heid dud’s nimmie weh.“

Lesezeichen

Rudy Kupferschmitt: „Heimatliches und Befremdliches“; Verlag Waldkirch; 116 Seiten; 16 Euro

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