Ludwigshafen Migranten wollen stärker mitgestalten

Dass der Wunsch nach demokratischer Mitbestimmung verbunden ist mit mühevoller Kleinarbeit, haben am Sonntag die Teilnehmer einer Versammlung in den Räumen der Union Türkischer Gemeinden (UTG) im Hemshof erfahren. Gekommen waren mehr als 20 Männer und Frauen, um eine „Interkulturelle Liste Ludwigshafen“ aufzustellen, mit der die Kandidaten bei der Stadtratswahl am 26. Mai antreten wollen (wir informierten gestern).

Ercan Özcan, Vorsitzender der UTG, erläuterte, warum Bürger mit Migrationshintergrund die Notwenigkeit einer solchen Liste sähen. Von den etablierten Parteien im Stadtrat fühlten diese sich in manchen Belangen nicht hinreichend vertreten, außerdem wolle man mit der neuen Gruppe ein Gegengewicht zur AfD stellen, die entschieden gegen Ausländer sei und entsprechend agiere. Als Initiator der „Interkulturellen Liste“ wollte Özcan sich nicht verstanden wissen. Der Wunsch, in der Kommunalpolitik selbst präsenter zu sein, sei vielmehr von mehreren Seiten gekommen. Bei der Versammlung waren nicht nur Bürger mit türkischen Wurzeln, sondern auch Bulgaren, Iraker oder auch ein junger Mann aus dem westafrikanischen Togo. Zwar hatte Özcan vorab erklärt, wer für die Liste kandidiere, werde sich erst bei der Versammlung zeigen, dort wurde aber deutlich, dass es vorab Absprachen gegeben haben muss. Waren die 21 Kandidaten, 16 Männer und fünf Frauen, am Sonntag doch schnell gefunden, und auch rasch geklärt, wer auf welchen Platz der Liste kommen soll. Lediglich um den Listenplatz 3 stritten sich drei Kandidaten. Weniger klar waren den Teilnehmern der Versammlung die formalen Abläufe einer solchen Listenaufstellung, weshalb sie sich auch Hilfe aus dem Kreis Mainz-Bingen geholt hatten. Von dort war Liborio Labita, Vorsitzender des dortigen Beirats für Migration und Integration, angereist, um zusammen mit einem weiteren Beiratsmitglied genauestens darauf zu achten, dass bei der Aufstellung der „Interkulturellen Liste Ludwigshafen“ alles regelkonform abläuft. Schließlich soll die Teilhabe an der demokratischen Mitbestimmung nicht schon an Formfehlern scheitern, bevor es überhaupt losgegangen ist. Die Gäste aus Mainz-Bingen waren aber auch gekommen, weil sie in ihrem Kreis ebenfalls eine Interkulturelle Liste für die nächste Kreistagswahl aufgestellt haben. Laut Labita gab es derlei Listen, auf denen ausschließlich Bürger mit Migrationshintergrund kandidieren, in der Form noch nirgendwo in Deutschland. Die Menschen im Kreis Mainz-Bingen und nun auch in Ludwigshafen seien damit also so etwas wie Vorreiter, sagte Labita. Die Kandidaten Für die „Interkulturelle Liste Ludwigshafen“ kandidieren Egemen Cantürk, Öznur Istemi, Raoul Adjete, Ramazan Sezen, Ali Alyawi, Bülent Döger, Murat Kont, Ahmet Ay, Ludwig Gökay, Aysel Yilmaz, Bilgin Auiyev, Serdar Sezen, Gino Evangelesta, Abdulwahid Kahraman, Ilhan Özkan, Hülya Gezen Özkan, Illiya Dimitrov Yankow, Mustafa Sezen, Salvatore Evangelesta, Duygu Tenbel und Yusuf Istemi.

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