Ludwigshafen Mit viel Liebe

Am Anfang des Ludwigshafener Kultursommers steht für die Freireligiöse Gemeinde ihr Autor Arno Reinfrank. Eine seiner Heimaten war das Johannes-Ronge-Haus, und das diesjährige Motto „heimat/en“ trifft auf ihn zu wie auf kaum einen zweiten. Heiteres und Ernstes in Mundart und Hochdeutsch von ihm und über ihn brachten der Mundartdichter Matthias Zech und die Speyerer Band Blues & Blödel im vollbesetzten Saal zu Gehör.

Arno Reinfrank, geboren 1934 in Mannheim, aufgewachsen in Ludwigshafen, ab seinem 16. Jahr literarisch aktiv, übersiedelte 1955 nach London und ist dort am 28. Juni 2001 gestorben. Im selbstgewählten Exil schrieb er weiter nahezu ausschließlich über und für seine geliebte Pfälzer Heimat. Seiner Freireligiösen Gemeinde blieb er eng verbunden. Er schrieb nachdenkliche Lyrik in Hochdeutsch („Poesie der Fakten“) sowie heitere Lyrik und Prosa, zumeist in literarisch leicht geformtem Kurpfälzisch. Aus seiner humoristischen bis satirischen Mundart-Prosa wurden die „Maffebeiers“ und die „Dummeldingers“ sehr populär. Der bildende Künstler Klaus Fresenius ist seit 42 Jahren Frontsänger der Band Blues & Blödel. Fast genau so lange ist er mit Reinfrank bis zu dessen frühem Tod befreundet. Gemeinsam haben sie ein großangelegtes literarisch-künstlerisches Projekt gemacht. Die Texte von drei der vorgetragenen Lieder stammen von Reinfrank. Musikalisch benutzt die inhaltlich nicht blöde Blödel-Band meist alte Kamellen; zu Arno Reinfranks „Kreuzbergblues“ von 1999 hat sie die Musik komponiert. Zum Reinfrank-Abend trat sie im Duo an: Fresenius und Keyboarder Josef Sternberger. Mundartdichter Matthias Zech hat mehrere Preise gewonnen und ein Lyrikbändchen „Leewensfarwe“ herausgebracht. Schwerpunkte in seinem Programm waren die Themen Heimat, Liebe, Wein – die Pfalz eben, mal humorig bis schnurrig, mal sehnsuchtsvoll elegisch. Warum Reinfrank das Exil gewählt hat, wo sein Herz doch mit jeder Faser an der Pfalz hing, bleibt ein Geheimnis seiner Persönlichkeit. Ernst, sehr ernst sogar schrieb er zum Thema Krieg. Zech steuerte da einen eigenen betroffenen Text bei, und Sternberger setzte sich kurz an den Flügel für ein Zwischenspiel. Aber sonst heizte das Duo kräftig ein. Reinfranks Texte sind von diesem bodenständigen Pfälzer Humor geprägt, der munter zwischen elegisch und ausgelassen herumspringt, zwischen inniger Heimatliebe und fröhlicher Heimatveräppelung. In diesem Feld bewegt sich auch Blues & Blödel. Die fast durchweg ältere Hörerschar stimmten die alten Hits ebenso wehmütig, wie sie ironisch gefärbte Erinnerung sind. Bei „Isch danz heit mit de Bopp“ klatschten sie selig mit. „Ottl“ war der alkoholselige Loser nach einem Gedicht von Arno Reinfrank. Im Superhit des Abends und wohl auch der Band brillierte Fresenius mit komisch–hochdramatischer Iwan-Rebroff-Imitation auf „Kalinka“. Es war ein lustiger Abend mit ä klää bissel „Sehnsucht noch frieher“, wie Arno Reinfrank selbst es wahrscheinlich einst ausgedrückt hätte.

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