Mannheim Neue gemeinnützige Kunstmesse AiD ART M unterstützt junge Künstler

Viele Künstlerinnen und Künstler aus der Region sind dabei – und die Messe will noch weiter „in die Region wachsen“.
Viele Künstlerinnen und Künstler aus der Region sind dabei – und die Messe will noch weiter »in die Region wachsen«.

Die neue Kunstmesse AiD ART M öffnet an diesem Wochenende in der ehemaligen Mannheimer Stadtgalerie. Das Besondere: Ein Teil des Erlöses aus verkauften Objekten soll gemeinnützig verwendet werden. Die Werke – die bei freiem Eintritt unverbindlich zu betrachten sind – stammen teils von Künstlern mit großen Namen, darunter Robert Rauschenberg.

Eigentlich steht das „AiD“ im Namen der neuen Kunstmesse „AiD Art M“ für die Galerie „Ateliers im Delta“. Aber es kann auch als „aid“, englisch für „Hilfe“, gelesen werden, denn die nun eröffnete Verkaufsausstellung in den ehemaligen Räumen der Mannheimer Stadtgalerie versteht sich als gemeinnützig.

„Es ist uns wichtig, dass viele kommen, auch wenn die nur schauen“, meint der Mannheimer Künstler und Galerist Ralf Moser, der die kleine, aber reich bestückte Messe mit seiner Tochter Hannah und dem Kollegen Thomas Hoffmann soeben ins Leben gerufen hat. Sie findet bis einschließlich 4. August zum ersten Mal statt, soll sich nach Möglichkeit jedoch rasch etablieren und regelmäßig wiederholt werden. „Wir wollen in die Region reinwachsen“, erklärt Moser das Ziel und äußert die Idee, die AiD Art künftig an verschiedenen Orten in der ganzen Metropolregion, beispielsweise in Ludwigshafen, Schwetzingen oder Heidelberg auszurichten. „Unser Hauptstandort bleibt aber Mannheim.“

Kostbare Gebrauchsgegenstände

Bei freiem Eintritt wird dem Besucher einiges geboten. Bald hinter dem Eingang, etwa, eine bunte Assemblage aus einem Rad, Holz und verschiedenen weiteren Gebrauchsgegenständen des bekannten US-amerikanischen Pop-Artisten Robert Rauschenberg, die jedoch gleich in doppelter Hinsicht eine Sonderstellung auf der AiD Art darstellt. Einmal, weil es sich um das mit Abstand kostspieligste Objekt (Preis: auf Anfrage) handeln dürfte, das auf der Messe zum Verkauf steht, und des Weiteren, weil sämtliche anderen beteiligten Künstler sich – anders als Rauschenberg – noch des Lebens erfreuen. Die Plastik ist umgeben von mannshohen hölzernen Skulpturen unter anderem des Weiterstadter Künstlers Paul Hirsch, des Mannheimers Jens Hotzel oder Wolf Münninghofs aus dem pfälzischen Zellertal, der Teile eines Mammutbaums so bearbeitet hat, dass sie wie eckige Klammern aussehen, oder die Baumscheiben einer Esche mittels Motorsäge, dennoch filigran in unregelmäßige Zahnräder umgeformt hat.

„Edeldrucker“ aus Ludwigshafen

Überhaupt stammen etliche der rund 25 ausgestellten Künstler aus der Region oder sind mit den nächsten Kunsthochschulen in Mainz, Offenbach oder Karlsruhe verbunden. Der Ludwigshafener Fotograf und „Edeldrucker“ Günther Wilhelm ist mit zwei faszinierenden, leider etwas abseits gehängten Polaroid-Transfers von Pfingstrosen vertreten, die Mannheimerin Valentina Jaffé mit feinen, farbigen Cut-Outs, die nicht an den Wänden hängen, sondern teilweise übereinander gestapelt beinahe den Eindruck von Dioramen vermitteln, sowie die Mannheimer Messegaleristen Ralf und Hannah Moser selbst mit Fotografien, die unter anderem in den Quadraten und am Altrheinarm Bellenkrappen entstanden. Weitere Künstler steuerte Thomas Hoffmanns Overhead Gallery in Münster bei, darunter große und entsprechend bepreiste Namen wie Bahram Hajou, Bettina Hachmann, Philipp Liehr oder Dieter Nusbaum, der Künstlerische Direktor der Overhead Gallery selbst.

Performance mit der Tanzkamera

Gemeinnützig arbeiten die kooperierenden Galerien in Mannheim insofern, als sie etwa ein Viertel des Umsatzes beziehungsweise die Hälfte des Gewinnes, den sie hier erzielen, für Unterstützung, Preise und projektbezogene Förderungen, einsetzen wollen, die jungen Künstlern an den Hochschulen zugutekommen. „Besucher der Messe“, heißt es in einem Begleittext, „können, indem sie Kunst kaufen oder Geld spenden, dafür sorgen, dass zukünftig mehr Kunsthochschulen und mehr Künstler gefördert werden, und dass die Messe in den kommenden Jahren wachsen kann“.

Bereits jetzt fällt unter den Skulpturen in Robert-Rauschenberg-Nähe ein zweigeteilter, seltsamer, also wenn man so möchte, obskurer schwarzer Kasten auf, der seine Wirkung am 21. Juli entfalten soll. Dann wird hier Paul Papes bereits mehrfach ausgezeichnete Performance „Tanzkamera“ zu sehen sein; ein recht aufwendiges interdisziplinäres Experiment zwischen Tanz, Musik, zeitgenössischer Fotografie und Zeichnung, das bereits von den Ateliers im Delta gefördert wurde.

Leider hat die AiD Art M, in S4, 17 etwas versteckt in einem Rückgebäude gelegen, nur jeweils freitags von 16 bis 21 Uhr sowie an den Wochenenden von 11 bis 19 geöffnet. Dafür sind aber weitere Veranstaltungen geplant, zu denen sich ein Besuch besonders lohnen könnte. An diesem Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr, ein „Talk Fotografie“ mit Claude Sui und um 15 Uhr eine Podiumsdiskussion zur Entwicklung des Kunstmarkts mit Paul Hirsch und dem Direktor der Mainzer Kunsthochschule, Martin Henatsch. Für den 14. und 28. Juli sowie den 4. August sind Führungen durch die Ausstellung im Beisein unterschiedlicher Künstler angekündigt.

Kontakt

Kunstmesse AiD ART M in Mannheim S4, 17, bis 4.8. Nähere Informationen auf www.ateliersimdelta.de/giftbox/aid-art-m

Große Namen: Malerei von Bahram Hajou und eine Assemblage von Robert Rauschenberg, bei der gilt: Preis auf Anfrage.
Große Namen: Malerei von Bahram Hajou und eine Assemblage von Robert Rauschenberg, bei der gilt: Preis auf Anfrage.
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