Ludwigshafen Neues und Bewährtes

Das Programm der Saison 2015/16 „setzt auf Neues, ohne das Bewährte über Bord zu werfen“, sagt Tilman Gersch. Die von seinem Vorgänger Hansgünther Heyme gegründeten Festspiele Ludwigshafen behält er bei. Aber das von ihm kurzfristig mit einmaligen Finanzmitteln der Europäischen Union ins Leben gerufene Festival „Offene Welt“ will er jetzt jedes Jahr abhalten, und doch nicht, wie einmal vorgesehen, als Biennale. Ein Termin steht auch schon fest. „Offene Welt“ wird wieder vom 9. bis 13. März 2016 gefeiert, um zu Respekt und Toleranz unter den Nationen und Völkern aufzurufen. Das Programm ist jedoch völlig offen. Um die Finanzierung muss Gersch sich noch bemühen. Landesmittel stünden ihm in Aussicht, sagte er, vielleicht könne er auch noch die BASF und die Bundeskulturstiftung überreden, sich an den Kosten zu beteiligen. Schon mit „Offene Welt“ im Februar, unter anderem mit Gastspielen des Wiener Burgtheaters und der Münchner Kammerspiele, habe Gersch „in kurzer Zeit eigene Akzente gesetzt“, lobte Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg. Solche Gastspiele bedeutender deutschsprachiger Bühnen, herausragender Schauspieler und exzellenter Inszenierungen will Gersch fortsetzen. Die Festspiele eröffnet in diesem Sinne am 9. Oktober Karin Henkels rasante Deutung von Kleists „Amphitryon“ am Schauspielhaus Zürich. Sie wurde zur Inszenierung des Jahres 2014 gewählt. Die Werkschau während der Festspiele gilt diesmal dem Deutschen Theater Berlin, das daher gleich mit mehreren Inszenierungen nach Ludwigshafen kommt. Corinna Harfouch spielt die Titelrolle in Gorkijs „Wassa Schelesnowa“ in der Regie Stephan Kimmigs. In Tschechows „Onkel Wanja“ , inszeniert von dem inzwischen verstorbenen Jürgen Gosch, sind Ulrich Matthes, Constanze Becker und Jens Harzer zu erleben. Ulrich Matthes ist mit Dagmar Manzel noch einmal in Lot Vekemans Zweipersonenstück „Gift“ zu sehen, bei dem Christian Schwochow Regie geführt hat. Andreas Kriegenburgs Inszenierung von Lessings „Nathan der Weise“ beschließt die Gastspiele des Deutschen Theaters. Zu den bemerkenswerten Aufführungen während der Festspiel gehört noch Molières „Tartuffe“, den Michael Thalheimer an der Berliner Schaubühne einstudiert hat. Der Schauspieler Martin Wuttke schließlich kommt mit Samuel Becketts Prosatext „Erste Liebe“ zu einer Lesung in den Pfalzbau. Gersch selbst hält sich in der nächsten Spielzeit mit eigenen Produktionen zurück. Sein „Ajax“-Projekt nach Sophokles’ Tragödie, das er mit Jugendlichen verfolgt, wird jedoch am 16. September die Spielzeit eröffnen. Und im Februar wird die Uraufführung von „Faustrecht“ nach Romanen Gert Ledigs gezeigt. In der Koproduktion mit dem Badischen Staatstheater Karlsruhe geht es um Traumata , die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat. Außerdem sind im nächsten Jahr Inszenierungen des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, des Stuttgarter Schauspiels, des Stadttheaters Pforzheim zu sehen. Hinzu kommen Gastspiele des Thalia Theaters und des Ohnsorg Theaters aus Hamburg. Der zweite Schwerpunkt liegt auf dem Ballett. Für Gastspiele brillanter Compagnien ist das Theater im Pfalzbau schon bekannt. Während der Festspiele rückt diesmal Australien in den Mittelpunkt. Unter anderen wird die Sydney Dance Company „Triptychon“, Choreographien zur Musik dreier Werke von Benjamin Britten, als europäische Erstaufführung zeigen. Außerdem wird die Sydney Dance Company mit „New Breed“ zu sehen sein. Darin stellen sich fünf junge australische Choreographen mit der renommierten Balletttruppe vor. Im Musiktheater ist besonders erwähnenswert ein Gastspiel der Komischen Oper Berlin im April 2016 mit der Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“. Erwähnenswert ist ferner ein Auftritt der Gruppen Einstürzende Neubauten am 21. September und The Notwist am 26. September. Bob Dylan kommt in Gestalt Heiner Kondschaks, der dem amerikanischen Rockpoeten im Mai 2016 den Abend „The Times they are a-changing“ widmet. Um Johnny Cash dreht sich die Produktion „Der Mann in Schwarz“ des Deutschen Theaters in Göttingen im Februar.

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