Ludwigshafen Neujahrsempfang Friesenheim: Narren schicken Ortsvorsteher in vorzeitigen Ruhestand

Hört im Sommer auf: Günther Henkel.
Hört im Sommer auf: Günther Henkel.

Beim Neujahrsempfang in Friesenheim wirkte ein Streit aus dem vergangenen Jahr noch nach. Im Mittelpunkt stand aber der Rückzug von Günther Henkel.

Friesenheims Ortsvorsteher Günther Henkel ist in Ruhestand. Obwohl der SPD-Politiker erst im Juni nicht mehr zur Wahl antritt, schickte ihn die KG Eule beim Neujahrsempfang schon einmal mit Hausschuhen und Schaukelstuhl in die vorzeitige Rente. „Bis Aschermittwoch übernehmen ja sowieso wir das Zepter“, sagte Eulen-Präsident Michael Stein.

2023 wirkte noch nach. Beim Neujahrsempfang vor einem Jahr hatte Hans-Uwe Daumann von den Grünen sowohl dem Friesenheimer Ortsvorsteher als auch dem Eulen-Präsident im Nachhinein Rassismus in ihren Ansprachen vorgeworfen. Während Henkel darauf bei seiner Neujahrsansprache nicht mehr einging („Ich werde keine großen Streitpunkte mehr ansprechen. Das habe ich hinter mir.“), nutzte Stein die Bühne für den Konter: „Eine Partei hat im letzten Jahr versucht, mir den Mund zu verbieten, aber wer mich kennt, weiß, dass ich mir den Mund nicht verbieten lasse.“ Wer, wenn nicht ein Narr dürfe schließlich unangenehme Wahrheiten benennen.

Ansprache in drei Teilen

Insgesamt stand jedoch der Rückzug von Günther Henkel nach zehn Jahren als Ortsvorsteher im Mittelpunkt. Der unterteilte seine Ansprache in drei Abschnitte: „Werbung für politisches Ehrenamt, Rückblick und Dank.“ Der Dank galt dabei den Menschen, die im Hintergrund wirken. „Menschen, die einfach wichtig sind und dafür sorgen, dass der Stadtteil funktioniert.“ Den Eule dankte er beispielsweise für die thematische Ausgestaltung des Neujahrsempfangs, Sheila Krall im Ortsvorsteherbüro sei als Sekretärin ein unverzichtbarer Teil seines Engagements. „Ohne sie hätte ich den Job nicht machen können.“ Und Walter Müller, Hausmeister der Luitpoldschule, habe immer wieder schnell und unbürokratisch geholfen und viele kleine Reparaturen auf dem kurzen Dienstweg übernommen. Solche kleinen Hilfen seien es, die Friesenheim insgesamt am Laufen hielten.

An seiner Amtszeit selbst schätzte Henkel vor allem die Begegnung mit den Menschen. Einige davon zählte er auf, erzählte von Geburtstagsbesuchen bei körperlich topfitten 90-Jährigen und vom Humor der Senioren, die er zu runden Geburtstagen besucht habe. Die 50 schönsten Erlebnisse will er in Buchform veröffentlichen, kündigte er an, denn er will alle teilhaben lassen: „Diese Begegnungen haben Spaß, aber manchmal auch nachdenklich gemacht. Dafür bin ich dankbar.“

Gartenbauten ein unangenehmes Thema

Henkel brach aber auch eine Lanze für das politische Ehrenamt, auch wenn man dafür nicht nur einen ganz langen Atem, sondern vor allem einen starken Kompass der eigenen Werte benötige. „Es waren schwierige Jahre, aber sie haben mein Leben auch bereichert.“ Als Beispiel nannte er die Vorjahresdiskussion um unrechtmäßige Gartenbauten auf der Anlage „In den Sandwiesen“: Der Ortsbeirat habe mit einstimmigem Beschluss die Stadtverwaltung 20 Jahre lang auf die Zustände dort hingewiesen und es sei nicht reagiert worden. Und jetzt, wo endlich etwas passiere, sei der Aufschrei im vergangenen Jahr groß gewesen.

Dabei gehe es nicht darum, „der Oma ihr Vordach“ zu nehmen, betonte Henkel, sondern um grobe Verstöße gegen das Baurecht. Hier sei ein juristischer Vorgang in Gang gesetzt worden, auf den weder Ortsvorsteher noch Ortsbeirat Einfluss hätten, betonte er, verwies aber zugleich darauf, dass der Ortsbeirat „ein Auge darauf hat, dass mit Augenmaß vorgegangen wird“. Das sei schließlich eine der ureigensten Aufgaben dieses Gremiums, ein Auge auf das Geschehen vor Ort zu haben. „Ortsbeiräte sind ein ganz wichtiges Instrument. Deshalb halte ich nichts von Überlegungen, diese Schnittstelle zwischen Bürgern und Verwaltung aus Kostengründen abzuschaffen“, betonte er und rief zugleich zu einer großen Beteiligung an den Kommunalwahlen im kommenden Juni auf. „Bleibt gesund und habt Spaß! Dann ist es mir auch nicht bange um Friesenheim“, gab er seinen Nachfolgern mit auf den Weg.

Vorerst übernahmen aber erst einmal die Narren die Macht im Stadtteil, wobei Stein dem Ortsvorsteher ein durchwachsenes Zeugnis („Er hat sich stets bemüht“) ausstellte und dann seine Garden, Kadetten und die Schautanzgruppe als Vorgeschmack auf die kurze Kampagne in diesem Jahr vorausschickte. Stein versprach außerdem, die traditionell leere Ortskasse an Aschermittwoch ein wenig voller zurückzugeben. An Günther Henkel, der sich bis zum endgültigen Ende seiner Amtszeit wieder aus dem Schaukelstuhl erheben muss.

Ortsvorsteher Günther Henkel zieht eine sehr persönliche Bilanz.
Ortsvorsteher Günther Henkel zieht eine sehr persönliche Bilanz.
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