Über den Kirchturm hinaus Nicht jeder Fahrplan führt ans Ziel
Vergangene Woche hatte ich am Abend ein Treffen. Wir sprachen über das, was uns derzeit beschäftigt: Wie können wir das Geld der Kirche sinnvoll einsetzen? Müssen wir Gebäude aufgeben?
Wir überlegten und diskutierten („Das geht nicht, weil …“, „Es könnte passieren, dass …“, „Wir müssen darauf achten, ob …“). Wie so oft, wenn man über Veränderungen redet, verloren wir uns im Kleinklein, formulierten Bedenken, entdeckten mögliche Risiken. Wir kamen nicht so recht weiter. Da sagte ein Kollege: „Wisst ihr, seit ich den Fahrplan der Bundesbahn als Vorschlag betrachte, geht es mir viel besser.“ Alle schmunzelten.
Der Satz hatte nichts mit den konkreten Dingen zu tun, die Thema des Abends waren, aber wir verstanden sofort, was er damit sagen wollte: Reichert eure Ideen und Gedanken nicht zu schnell mit Bedenken und kritischen Anfragen an. Betrachtet die Dinge gelassener und offener. Rechnet mit unerwarteten und überraschenden Wendungen.
Uns hat dieser Einwurf geholfen, nicht alles schon bis ins kleinste Detail planen zu wollen. Doch so problemlos ist das nicht immer. Die Verspätungen und Zugausfälle bei der Bahn sind lästig und manchmal einfach nur ärgerlich.
Wenn man miteinander eine Aufgabe übernommen hat, aber einige halten sich nicht an das, was sie zu tun haben, ist das kein gutes Arbeiten. Wenn aber eine zu genaue Planung die Kreativität einschränkt, wenn auf neue Entwicklungen nicht mehr reagiert werden kann oder wenn es genauso sein muss, wie es immer schon gewesen ist, dann kann auch nichts Gutes daraus werden. Wer sich zu sehr auf eine Sache versteift, wird es schwer haben, etwas Neues anzufangen.
Man kann den Fahrplan als unverbindlichen Vorschlag nehmen. Manchmal helfen eine Auszeit, geduldiges Warten oder auch unverhoffte Impulse von außen, um in Auseinandersetzungen zu vernünftigen Lösungen zu kommen, um neue Ideen zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.
Der Autor
Andreas Kohlstruck (63) ist protestantischer Pfarrer im Kirchenbezirk Ludwigshafen und Religionslehrer am