Ludwigshafen „Nur gugge, net druffdatsche“

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140 Oldtimer und eine Menge Youngtimer sind vergangene Woche an der Sommerfesthalle Waldsee zu sehen gewesen. Das Treffen hatte wie in den vergangenen Jahren der MGV Eintracht Waldsee organisiert.

Waldsee. Wo anderenorts Bollerwagen ziehende oder radelnde Männergruppen das Bild des Vatertags prägen, fallen auf den Straßen rund um Waldsee jede Menge chrom- und lackblitzender Nobelkarossen ins Auge. Vor allem solche mit dem berühmten Stern und in Sportausführung erregen viel Aufmerksamkeit. Auch ein schnittiger Jaguar und ein MG Spider sowie ein herausgeputzter NSU Prinz bewahren Haltung im Schaulaufen der Schönen. Alle sind auf dem Weg zur Sommerfesthalle, wo der Männergesangverein Eintracht Waldsee zum „Old- und Youngtimertreffen“ eingeladen hat. Youngtimer sind Fahrzeuge, die mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben. Ab 30 Jahre sind sie Oldtimer. Schon am Eingang des Geländes schlägt eine Menge historischer Zweiräder die Besucher in ihren Bann. Maschinen mit großen Namen wie BMW, Moto Guzzi, NSU, Horex oder Zündapp konkurrieren hier um Aufmerksamkeit. Gerhard Nasel aus Altrip hat zwei Motorroller dabei und eine kleine Sensation, den Fiat Multipla aus dem Jahr 1962. „Das ist eines der ersten Großraumfahrzeuge“, erklärt der Oldtimerfreund. Oft wurden sie als Taxi eingesetzt. Was hier Großraum heißt, sieht eher aus wie eine Miniaturausgabe eines altertümlichen Reisebusses. Doch das Publikumsinteresse ist riesig. Wie bei so vielen Oldtimerfreunden gibt sich auch Gerhard Nasel mit wenigen Stücken nicht zufrieden. „Siebzehn hab ich“, verrät der ehemalige Zerspanungsfachmann bei Halberg. Auf den Ausstellungen trifft man sich vor allem zum Fachsimpeln. „Benzinreden“, heißt das, wirft einer seiner Gesprächspartner ein, darum komme man ja hierher. Bei dem herrlichen Wetter ist das Gelände von Fahrzeugen übersät. Und über mangelnden Publikumszuspruch kann sich der Veranstalter auch nicht beklagen. Insgesamt 140 Oldtimer sind aufgefahren. Die Youngtimer werden gar nicht gezählt, weil sie keine Teilnehmerurkunde bekommen. „Wir sind sehr zufrieden“, erklärt der Vorsitzende des MGV Eintracht, Heribert Deibel. Die Veranstaltung habe sich hervorragend entwickelt. Die KFZ-Kennzeichen würden dies zeigen. Von Karlsruhe bis in den Odenwald, von der Südlichen Weinstraße bis zum Donnersberg, nach Rheinhessen und in die Nordpfalz hinein würden die Teilnehmer kommen. Ein Glücksfall für den Verein, der hier seine Haupteinnahmequelle hat und mit einem Großaufgebot an Helfern für Organisation und Bewirtung sorgt. Ein Schild „nur gugge, net druffdatsche!“ hat ein Oldtimerbesitzer an seinen feuerroten Corvette gehängt. Für richtige Fans ist das eine Selbstverständlichkeit. Günter Hoffelder bewundert mit seiner Frau Inge gerade einen noblen Mercedes 190 SL. Cremefarben, innen mit Leder ausgestattet, eine wahre Augenweide. „Wir kommen jedes Jahr, ob Oldtimer oder Traktor“, verrät der Waldseeer und schlendert weiter. In einer langen Reihe von Ford Mustangs und amerikanischer Straßenkreuzer der 1950er und 1960er Jahre stehen Beatrix und Armin Kettner mit ihrem Mercury Montery aus dem Jahre 1963. Auch sie sind begeisterte Oldtimerfreunde. „Wir haben zehn Stück“, erzählt Beatrix Kettner. Das sei einfach Lifestyle. Und im Zeitalter des Internets sei es auch kein Problem, ein beliebiges Objekt der Begierde zu bekommen. „Ein Knopfdruck am Rechner und ein Fahrzeug ist gekauft“, sagt Armin Kettner.

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