Ludwigshafen OB-Wahl 2025: Jutta Steinruck tritt nicht mehr an

Jutta Steinruck in ihrem Büro beim RHEINPFALZ-Gespräch.
Jutta Steinruck in ihrem Büro beim RHEINPFALZ-Gespräch.

Es hat sich angedeutet, jetzt ist es Gewissheit: Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) wird bei der Wahl Ende September 2025 nicht mehr antreten. Das erklärte die seit 1. September 62-Jährige am Dienstagvormittag auf Anfrage der RHEINPFALZ. „Das ist eine sehr persönliche Entscheidung, die mich tief bewegt. Weil ich immer für Klarheit und Ehrlichkeit bin, halte ich es für richtig, meine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt und damit rund ein Jahr vor der kommenden OB-Wahl öffentlich zu machen“, sagte sie.

Schlussglocke eingeläutet: Jutta Steinruck bei einer Sitzung des Stadtrats im September 2018.
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„Von Bund und Land im Stich gelassen“

Ein wesentlicher Grund für den Verzicht auf eine mögliche zweite Amtszeit sei „die Perspektivlosigkeit der Kommune Ludwigshafen“. Die Stadt sei seit Jahren chronisch unterfinanziert und werde in dieser Beziehung von Bund und Land im Stich gelassen. „Ich habe keinen Gestaltungsspielraum mehr, um den Menschen zu sagen, was geht und was nicht mehr geht. Ich bin nicht bereit, die Stadt kaputtzusparen.“ Ihren Schritt will Steinruck als Hilferuf verstanden wissen in Richtung Berlin und Mainz, hinter den sie ein „dickes Ausrufezeichen“ setzen möchte – verbunden mit einem Appell für einen radikalen Politikwechsel.

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SPD-Austritt im Juli 2023

Mit ihrem SPD-Austritt nach 27 Jahren Parteizugehörigkeit wollte Steinruck bereits im Juli 2023 ein Signal aussenden, hoch verschuldete Kommunen wie Ludwigshafen angemessener zu unterstützen. Sie sei leidenschaftlich gerne OB und habe durchaus Lust verspürt, ihre Heimatstadt weiter voranzubringen. Unter den gegebenen Voraussetzungen sei dies allerdings unmöglich. „Die vergangenen sieben Jahre mit der Corona-Pandemie, dem zähen Ringen um den Haushalt und den großen Infrastrukturprojekten haben unwahrscheinlich viel Kraft gekostet. Nach diesen extrem intensiven Jahren habe ich mich gefragt, ob ich unter diesen Bedingungen dieses hohe Maß an Energie und Kraft weitere acht Jahre aufbringen kann und bin zum Schluss gekommen: Diese Kraft habe ich nicht mehr“, bilanzierte Steinruck.

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Kommentar zur Ludwigshafener OB: Typisch Steinruck

Im Stadtrat, im Landtag, im EU-Parlament

Die langjährige Stadträtin (1999 bis 2009), Landtagsabgeordnete (2006 bis 2009) und Europaabgeordnete (2009 bis 2017) amtiert seit 1. Januar 2018 als Rathauschefin und löste nach 16 Jahren Eva Lohse (heute 68, CDU) ab, die nicht mehr kandidiert hatte. Im September 2017 setzte sich Steinruck in der Stichwahl gegen Peter Uebel (heute 60, CDU) durch. Bisher hat keine der Ludwigshafener Parteien einen Bewerber für die OB-Wahl 2025 nominiert.

Steinruck ist geschieden und hat einen 31-jährigen Sohn, promovierter Physiker, der beim Frankenthaler Pumpenhersteller KSB arbeitet. Konkrete Pläne für ihre Zeit nach ihrem Amtsende habe sie noch nicht, sagte Steinruck. In der verbleibenden Amtszeit werde sie alles dafür tun, laufende Projekte umzusetzen. Am Mittag informierte sie ihre Mitarbeiter über ihren Verzicht auf eine Kandidatur.

Ein ausführliches Interview mit Jutta Steinruck lesen Sie hier.

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