Ludwigshafen Oben wie unten

Berlin, Bundestag, 9 Uhr.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble rollt ins Plenum. Die Abgeordneten erheben sich. „Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bitte nehmen Sie Platz.“ Ruchheim, Ortsbeirat, 18 Uhr. Ortsvorsteherin Heike Scharfenberger eröffnet die Sitzung. Zu behandeln ist Brisantes: Soll der Adler wieder auf das Kriegerdenkmal? Die Frage entzweit den Ort. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck muss die Entscheidung verkünden. Gespannte Erwartung, auch zuvor im Eiscafé „Fontana di Trevi“. Der gefallene Vogel war Gesprächsthema. Entschieden mahnt Scharfenberger die Kulisse, von Bekundungen abzusehen, auch „keine Bekundung in Form von Klatschen“. Die Mahnung wirkt. Gefasst nimmt das Publikum die Adler-Wiederkehr hin. Bundestag. „Dann rufe ich den Tagesordnungspunkt 1 auf: Wahl der Bundeskanzlerin. Der Herr Bundespräsident hat mir mitgeteilt: Gemäß ... des Grundgesetzes ... schlage ich dem Deutschen Bundestag vor, Frau Dr. Angela Merkel zur Bundeskanzlerin zu wählen“, sagt Schäuble. Ruchheim. Vor der Adler-Entscheidung steht im Ortsbeirat eine Wahl an: die des stellvertretenden Ortsvorstehers. Namentlicher Aufruf, gewählt wird hinter einer störrischen, improvisierten Pappwand. Peter Eisenberg bekommt vier von sieben Stimmen. Steinruck nimmt ihm den Eid ab. Eisenberg hebt die Hand: „Ich schwöre, dem Grundgesetz …“ Bundestag. Wieder Auftritt Schäuble: „Frau Bundeskanzlerin, ich bitte Sie, zur Eidesleistung zu mir zu kommen. (Protokoll: Die Anwesenden erheben sich.) Frau Bundeskanzlerin, ich habe hier die Urschrift unseres Grundgesetzes in Händen und darf Sie bitten, den ... Eid zu sprechen.“ – Merkel: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen …“ Ruchheim. Ortsvorsteherin Heike Scharfenberger ruft Punkt 3 auf: Einwohnerfragestunde. Ein Bürger begehrt Auskunft. Er berichtet von nächtlicher Lärmstörung gegen 1.30 Uhr – aus Richtung Fußgönheim. Er habe sich erinnert gefühlt „an die letzten Kriegstage“. Was hat sich da abgespielt? Scharfenberger will sich kümmern. Demokratie oben, Demokratie unten – herrlich! Die Kolumne Hartmut Rodenwoldt, 60, ist Leiter der Berliner Redaktion der RHEINPFALZ. In dieser Woche ist er in Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis unterwegs: Er will mit möglichst vielen Bürgern ins Gespräch kommen. Seine Eindrücke verarbeitet er in dieser täglichen Kolumne.

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