Ludwigshafen Ohne Musik stirbt die Fantasie

Neben Reinhard Mey und Herman van Veen war Klaus Hoffmann der maßgebende Protagonist, der den Chansonschlager in den 1970er- und 1980er-Jahren in Deutschland salonfähig gemacht hat. Der 63-Jährige ist noch immer auf den Konzertbühnen anzutreffen. Von Hawo Bleich am Klavier begleitet, gastierte der Berliner mit Liedern aus seinem aktuellen Album „Sehnsucht“ im Mannheimer Capitol.

Mit Gitarre und selbst komponierten Liedern zog Klaus Hoffmann schon in den späten Sechzigern durch Charlottenburger Szenekneipen, entdeckte Jacques Brel für sich, dessen maßgeblicher deutschsprachiger Interpret er wurde und über dessen Leben er 1997 das Musical „Brel – Die Letzte Vorstellung“ herausbrachte. Er erhielt den deutschen Kleinkunstpreis für Chanson und den Deutschen Schallplattenpreis für seine mittlerweile über 30 Alben. Als Schauspieler war Hoffmann in Bergmanns „Das Schlangenei“ sowie in der Titelrolle der Verfilmung von Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ zu erleben. Drei Romane und eine Autobiografie hat er auch noch veröffentlicht. Erzählen kann Hoffmann daher gut. Er tut es poetisch in seinen Liedern, beim Konzert aber auch dazwischen, wenn er die Zeiten und Umstände erinnert, welche die Lieder inspiriert haben. Von den alten Zeiten sprach und sang er viel, vom Leierkastenmann etwa: „Er war der König dieser Kinder/ er war ein armer Mann für sie“. Für den Poeten der Straße hat Klaus Hoffmann ebenso ein Herz wie für den Mann, der seine Stimme nicht fand. „Wenn die Musik nicht wär/ stürbe die Fantasie“, sang er in einem weiteren Lied. Nachdenklich waren seine Texte schon immer, und auch Hoffmann ist nun eher still geworden. Er ist in die Jahre gekommen, seine Stimme leiser geworden, hat nicht mehr die vibrierende Leidenschaft von einst. In dunklem Anzug und weißem Hemd, den Kragen weit geöffnet, sang er im Capitol seine Lieder zur Klavier- und Keyboardbegleitung von Hawo Bleich, gelegentlich griff er auch selber in die Saiten seiner akustischen Gitarre. Bei ganz ruhigen Songs setzt er sich lässig auf einen Barhocker. So stimmte er „Der Feuervogel“ an, eines seiner schönsten Lieder. „Komm in das Land wo der Feuervogel wohnt,/ der mit Liebe dich belohnt, weil dort Leben nur die Liebe ist,/ weil die Liebe dort das Leben ist“, heißt es da. Er wollte immer unter Bäumen leben, sagte Hoffmann. Das glaubt man ihm gerne, diesem sanften Poeten, der in seinen Versen die kleinen Leute beobachtet und voller Sympathie für sie ist. Auch von seinen Anfängen in den Clubs und Puffs in Berlin singt er, als er im Berliner Kiez um die Häuser zog und sein Glück auf kleinen Bühnen suchte. „Wenn du’s hier schaffst, schaffst du’s überall“, heißt es im Refrain. Chansons von Brel sang er natürlich auch an diesem Abend: „Amsterdam“, wo es um Matrosen, Huren und den Suff in den Hafenspelunken geht. Oder „Mathilde“, das er mit bedingungslosem Lebenshunger und Liebesfeuer interpretierte. Dann kam auch noch die „Blinde Katharina“ vorbei, als Zugabe, jenes Lied, das sein größter Hit wurde und auch nun wieder die Sehnsucht nach Wahrheit und Echtheit entfachte. Die Blinde ist hier die wahre Sehende und er selber ein Blinder, der geführt werden muss.

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