Ludwigshafen „Pogo“, der Gute-Laune-Bär

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GRÜNSTADT. Seit 1998 turnt die TSG Grünstadt ununterbrochen in der Zweiten Kunstturn-Bundesliga. Als damals 18-Jähriger hatte Alexander Pogoreltsev dazu beigetragen, dass die TSG aus der Regionalliga auf- und danach nie mehr abgestiegen ist. Im September 2008 musste er nach einem schweren Sturz am Sprung in einem Vorbereitungswettkampf seine Karriere beenden – er hatte sich alle Innen- und Außenbänder an beiden Füßen abgerissen. Der TSG aber ist er treu geblieben – als Techniktrainer im Trainerteam mit Michael Danner und Florian Bachmann. Aus Grünstadt mal wegzugehen, wäre für ihn nicht infrage gekommen. „Ich hatte wirklich viele Angebote. Von Oppau, von der TG Saar oder TK Hannover. Aber es ist nicht meine Art, von einem zum anderen zu springen“, sagt er. „Außerdem hat es mir in Grünstadt einfach zu gut gefallen. Die TSG wurde meine zweite Familie, Menschen wie Harald Dörr, Eckhard Weber oder Rudi Brand hatte ich von Anfang an zu viel zu verdanken.“ Dann hatte er ja auch seine Frau Viktoria kennengelernt, die mit zwölf Jahren aus Russland nach Deutschland gekommen war. Zusammen haben sie den heute 13 Jahre alten Sohn Steven und sind in der Pfalz heimisch geworden. Alexander Pogoreltsev, den alle nur „Pogo“ rufen, arbeitet als Angestellter der Stadtwerke Grünstadt im Schwimmbad. Als wir uns zu unserem rückblickenden Gespräch treffen, ziert sich „Pogo“ ein wenig. „Ich mag das nicht, das war noch nie meins. Lieber bleibe ich im Schatten stehen“, sagt er, als er hörte, dass die RHEINPFALZ seine Treue und Konstanz würdigen will. Pogoreltsev stammt aus Glasow, an der Transsibirischen Eisenbahn gelegen, 1160 Kilometer östlich von Moskau. Dort leben heute noch seine Eltern, die er mit Familie über Weihnachten und Silvester besucht hatte und die auch schon bei ihm in Grünstadt waren. Mit 13 Jahren kam er auf das Sportinternat in Cheboksary, mit 15 wechselte er nach Jekaterinenburg zu Trainer Piotr Kitaisky. In einem Trainingslager in Belgien wurde „Pogo“ mit 17 gefragt, ob er mal in Deutschland turnen wolle. Das heißt, sein Trainer wurde gefragt. Pogoreltsev war noch viel zu jung, um das entscheiden zu können. So kam er 1996 in die Pfalz. Er lebte anfangs im Landesleistungszentrum in Oppau, zusammen mit Alexej Sivoklokov, der damals für den TB Oppau in der Bundesliga turnte. Meistens zwei Monate, maximal ein halbes Jahr blieb er anfangs hier. Im Jahr 2000 hatte er die Chance auf eine Olympiateilnahme für Russland in Sydney, nachdem er Meisterschaftsdritter im Mehrkampf geworden war, aber in der Qualifikation verletzte er sich am Reck. Aus und vorbei war der Olympiatraum, aber er hatte ja schon seine Frau Viktoria kennengelernt. Die hatte seinem Leben eine neue Richtung gegeben. Heute steht er dreimal in der Woche in der Trainingshalle in Grünstadt. Mit sehr viel Spaß, den er auch stets weiterzugeben weiß. Alexander ist so etwa wie ein Gute-Laune-Bär für die Grünstadter. Er ist ihnen ans Herz gewachsen, sie wollten ihn nicht mehr missen. Er ist ein Großer in Grünstadt trotz seiner 1,60 Meter Körperlänge. „In Grünstadt wird tolle Arbeit geleistet“, sagt „Pogo“, „seit wir die neue Halle haben, ist alles noch viel besser und einfacher geworden. Die Turntalentschule läuft gut, und wir sind ja auch nicht nur im Männerturnen stark, sondern auch mit unseren Turnerinnen“, lobt er.

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