Ladenburg Pop-Märchen bei Picknick-Konzerten in Ladenburg

Es waren mal zwei Abiturienten in Kassel: Als „Milky Chance“ sind Clemens Rehbein und Philipp Dausch international erfolgreich.
Es waren mal zwei Abiturienten in Kassel: Als »Milky Chance« sind Clemens Rehbein und Philipp Dausch international erfolgreich.

Wer sagt Märchen gibt es nur in der Fantasie? Das stimmt so nicht ganz, denn manch eine Künstler-Karriere ähnelt einem wahrgewordenen Märchen. Ein paar leuchtende Beispiele treten bei den Picknick-Konzerten auf der Ladenburger Festwiese Ende Juli auf. Das Trend-Format, das erstmals in größerer Dimension in der Region stattfindet, lockt mit einer tollen Location.

Nicht erst seit der Corona-Pandemie liegen Picknick-Konzerte im Trend, doch jetzt umso mehr. Und Ladenburg mit seiner Festwiese gehört zu den ersten Größeren der Region. Mitgebracht werden dürfen Decken, Getränke und Speisen, mit denen man es sich auf dem idyllisch zwischen Bäumen und Neckar gelegenen Platz gemütlich machen kann. „Die Festwiese ist ein magischer Ort“, schwärmt Veranstalter Timo Kumpf vom Veranstalter Delta-Konzerte. „Und das sind alles Topacts, die sonst vor wesentlich größerem Publikum spielen.“

„Frische“ Karten für Milky Chance

Der Künstlerauswahl eine bestimmte Intention beizumessen, mag in manchen Konzert-Reihen sinnvoll sein, doch oft sind es schlicht Verfügbarkeit, aktuelle Tour-Tätigkeit oder der Hype-Faktor, die die treibenden Momente darstellen. Doch bei näherem Hinsehen ergibt sich in Ladenburg ein roter Faden. Alle Künstler haben respektable bis kometenhafte Karriere-Aufstiege hinter sich. So klingt alleine die Geschichte, wie aus Milky Chance – dem Do-it-yourself-Projekt der zwei Abiturienten aus Kassel, Clemens Rehbein und Philipp Dausch – sukzessive ein internationales Pop-Phänomen wurde, nach einem hessischen Märchen. Ihre Referenzliste reicht vom legendären Coachella-Festival in Kalifornien bis zum Auftritt beim US-Late-Night-Talker Jimmy Kimmel. Die Karten waren denn auch wie in Windeseile vergriffen, aber aktuell ist wegen neuerlicher Corona-Lockerungen wieder ein zusätzliches Karten-Kontingent von 250 Tickets verfügbar. „Wir planen mit einer Kapazität von 1000 Karten. Erweiterungen sind keine mehr geplant. Wir sind nicht die Uefa. Uns liegt die Sicherheit der Besucher genauso am Herzen, wie die der Crew.“

Von Mannheim in die Wüste

Einmal eine Bühne des berühmten Wüstenfestivals in Coachella bespielen – für Alice Merton von der Popakademie Mannheim ging dieser Traum in Erfüllung. Die „wurzellose“ Globetrotterin, die in Deutschland geboren, in England und Kanada aufgewachsen ist und deren Debüt „No Roots“ ihre eigene Geschichte widerspiegelt, ist ein weiteres Beispiel für einen schnellen Aufstieg in den Pop-Himmel – und das alles unabhängig in Eigenregie.

Joris Ramon Buchholz erträumte sich diesen Weg gewiss ebenfalls auf dem morgendlichen Weg von seiner WG-Wohnung zur Popakademie im Jungbusch. Mit „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ setzte er 2015 den Startschuss. Eine halbe Dekade später im Lockdownjahr erfindet er sich neu, nutzt die freien Zeitkapazitäten zur musikalischen Weiterentwicklung. Herausgekommen ist sein drittes Album „Willkommen Goodbye“, das er auf der Festwiese bereits vor seinem deutschlandweiten Tour-Start präsentiert.

Hype um Newcomer Provinz

Auch die Band Provinz passt hervorragend ins Bild. Seit sie vor zwei Jahren auf der Sommerbühne der Alten Feuerwache als Newcomer präsentiert wurden, nahm der Hype um die Band kaum ab, ihr Fanumfang stieg stetig. Auch wenn Corona die Kapitel düsterer gestaltete, platzierte sich ihr Debüt-Album „Wir bauten uns Amerika“ ganz vorne in den Charts. Kein Wunder also, dass die Tickets ähnlich schnell wie bei Milky Chance vergriffen waren. Auch hier stand – zumindest bis Freitagmorgen beim Verfassen des Artikels – erneut ein kleines Kontingent zur Verfügung.

Im gleichen Atemzug sind Giant Rooks zu nennen. Hier stoppte Corona den Märchentaumel. Bevor es für die fünf Berliner weitergeht, schauen sie erst einmal auf der Ladenburger Festwiese vorbei. Im Gepäck ihr Debüt „Rookery“. Die Zeitgeist-Band, gerade erst 2015 gegründet, füllt inzwischen Spielstätten, die andere Künstler erst nach fünfzehn Karrierejahren auf den Tourneeplan setzen. Ihre musikalischen Referenzen reichen von Kanye über Bob Dylan bis zu imposanten Klanglandschaften in der Textur von Bon Iver.

Heiß geliebt im Kinderzimmer

In vielen Kinderzimmern hierzulande befindet sich mindestens eine kaputtgeliebte CD von den Rappern „Deine Freunde“. Ihr musikalischer „Helikopter“, so der Titel ihres aktuellen Albums, bietet auch in Ladenburg einen spaßigen Rundflug. Mit dem Album „Canaries in a Coalmine“ meldeten sich Bukahara letztes Jahr zurück, ein Plädoyer für das Leben und die Vielfalt und ein Sinnbild für die acht Konzerte. Im zehnten Jubel-Jahr des Maifeld-Derby-Festivals soll auch in Ladenburg schon etwas Vorfreude mit einem „Maifeld Derby Special“ geweckt werden, unter anderem mit schwelgerischen Pop-Balladen der bayrischen Künstlerin Lilly Among Clouds oder der gebürtigen Südafrikanerin Alice Phoebe Lou.

 Alice Merton.
Alice Merton.
x