Ludwigshafen Rückraum-Ass sorgt auch für Musik

HOCHDORF-ASSENHEIM. In der vergangenen Woche hat der Handballer Jannis Schneibel (TV Hochdorf) mit fünf Mitschülern des Paul-von-Denis-Gymnasiums Schifferstadt zum zweiten Mal in Folge am Bundesfinale des Wettbewerbes „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin teilgenommen. Der Oberliga-Rückraumspieler der männlichen Hand-ball-C-Jugend war in der abgelaufenen Saison mit 293 Toren der erfolgreichste Schütze der Liga.

Als beim Landesfinale in der Wilfried-Dietrich-Halle in Schifferstadt kürzlich der Abpfiff erfolgt war, gab es kein Halten mehr. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ sangen die Schüler der Mannschaft von Trainerin Petra Kolb. Mittendrin war auch Jannis Schneibel, der Kopf des Teams. Zusammen mit Niklas Eckrich (TG Waldsee), Noah Fußer, Dominik Selinger (TV Dannstadt), Duc Anh Nguyen und Adrian Taday (TV Schifferstadt) löste er das Ticket für den traditionsreichen Wettbewerb. In Berlin belegte die Schulmannschaft Platz sieben. Der 14 Jahre alte Rückraumspieler des TV Hochdorf freute sich riesig auf die Spiele in der Hauptstadt. Die Saison ging damit für ihn in die Verlängerung. Es war eine vielversprechende Spielzeit, die zunächst aber mit Fragezeichen versehen war. „Nach der schwierigen Qualifikation, in der wir Mühe hatten, uns durchzusetzen, war es die richtige Entscheidung, Oberliga zu spielen“, sagt Schneibel. Mit dem fünften Platz hat der TV Hochdorf die Erwartungen absolut erfüllt. „Es war mehr drin, aber uns fehlte die Breite im Kader“, bedauert der Rechtshänder. Dass er in allen Spielen der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft war, interessiert ihn kaum. „Handball ist ein Mannschaftssport“, erklärt Schneibel. Weil die Augen des Gegners fast nur auf ihn gerichtet sind, hat er es nicht leicht. „Gerade in der Rückrunde bin ich härter angegangen worden. Aber das ist nun mal so.“ Er will nicht klagen. Dies wegzustecken sei ein Lernprozess. Bald rückt Schneibel altersbedingt in die B-Jugend auf, und da dürfte es für ihn nicht leichter werden, sich durchzusetzen. Im athletischen Bereich sieht er noch Defizite. Um die zu beheben, absolviert er beim TVH neben dem Mannschaftstraining noch Athletiktraining. „Man darf nicht glauben, für mich gibt es nur Handball. Die Schule hat immer Priorität, und ich möchte mich auch noch mit Freunden treffen oder zu den Großeltern fahren“, schränkt Schneibel ein. Er schätzt das Familienleben. Überrascht war er, als ihn eine Einladung zu einem Sichtungstraining des Bundesligisten TBV Lemgo erreichte. Schneibel wollte es zunächst nicht glauben. Seine Eltern signalisierten, ihn nach Ostwestfalen zu begleiten. „Ich wollte mir das mal ansehen, schauen, wo ich leistungsmäßig stehe“, erzählt Schneibel und sagte dem TBV Lemgo die Teilnahme am Sichtungstraining zu. Als er später erfuhr, dass seine Eltern die Einheiten von der Zuschauertribüne nicht mitverfolgen dürften, machte der 14-Jährige einen Rückzieher. „Ich sehe nicht ein, dass meine Eltern mit mir nach Lemgo fahren und dann beim Training vor der Tür stehen müssen“, sagte Schneibel. Er hat das Thema längst abgehakt. Dass ihn immer wieder mal Anfragen von anderen Vereinen erreichen, räumt er ein. „Ich will nicht weg, meine Eltern, die Schule und meine Umgebung sind mir wichtig. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, das zu verändern“, verdeutlicht Schneibel, der sich beim TVH wohlfühlt. Er hat eine klare Meinung, sagt was er denkt, was jedoch nicht jedem gefällt. Der Handball ist für ihn nicht nur eine Herzens-, sondern auch eine Familienangelegenheit. Seit er spielt, sitzt Vater Jürgen als Trainer und Betreuer auf der Bank. Er hat kürzlich die Nachfolge von Stefan Hoffmann als Jugendleiter angetreten. Mutter Regina kümmert sich während der Spiele um den Wirtschaftsbetrieb, Schwester Alessa ist sein größter Fan, und auch die Großeltern Gunter und Marga kommen zu den Begegnungen in die Halle. Bei den Schneibels dreht sich fast alles um Handball. Die Jung-schiedsrichter-Prüfung hat der Rechtshänder nebenbei abgelegt, auch wenn die eigenen Spiele derzeit Priorität genießen. Gelegentlich ist er dennoch an der Pfeife. Und wenn die Drittliga-Handballer spielen, dann sorgt der Schüler am Computer für die Musik. Ein großer Traum von ihm ist, eines Tages selbst das grüne Trikot der Hochdorfer in der Dritten Liga zu tragen. „Ob ich das schaffen werde, weiß ich nicht. Das wichtigste ist, dass ich von Verletzungen und Krankheiten verschont bleibe“, betont Jannis Schneibel.

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