Ludwigshafen Sieben auf einen Streich

Marc Lautenschläger stellt zwei neue persönliche Rekorde auf.
Marc Lautenschläger stellt zwei neue persönliche Rekorde auf.

«LUDWIGSHAFEN.» Marc Lautenschläger ist Torjäger des Fußball-A-Ligisten SG Maudach. Obwohl er schon 40 ist, trifft er nach Belieben. Am Sonntag in Beindersheim steuerte er zum 8:2-Sieg sieben Treffer bei. Das Ende seiner Laufbahn ist nicht in Sicht.

Marc Lautenschläger ist ein extrovertierter Typ, einer der sein Herz auf der Zunge trägt. Er ist jemand, der immer gut gelaunt ist und auf Menschen zugehen kann. Lautenschläger ist ein herzlicher und umgänglicher Zeitgenosse, der kommunikativ und unterhaltsam, außerdem sehr sozial eingestellt ist. Auf dem Sportplatz ist er selbstbewusst, extrem ehrgeizig und deswegen nie zu 100 Prozent zufrieden. Wer ihn nach einem Spiel auf seine Tore, die er erzielt hat, anspricht, bekommt stets selbstkritische Worte zu hören: „In der Situation hätte ich noch einen machen müssen“ oder „wenn ich da aufziehe, habe ich das Tor vor mir.“ Diese Gier, dieses stetige Streben nach immer mehr Treffern kennzeichnen erfolgreiche Torjäger. „Wenn er in einem Trainingsspiel vier Tore erzielt hat, dann will er unbedingt ein fünftes schießen. Ihn zeichnet eine regelrechte Besessenheit aus“, sagt Trainer Ralf Wieandt. Der war früher selbst ein großer Torjäger, jedoch ein anderer Spielertyp. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich komme mit Marc super klar, auch weil er kollegial ist und sich für Mitspieler einsetzt“, erklärt Wieandt. Und auch wenn der 40 Jahre alte Lautenschläger regelmäßig mehrfach in einer Partie trifft, sind ihm bei den Erwachsenen sieben Tore wie beim 8:2 in Beindersheim noch nie gelungen. „In diesem Spiel ist alles für mich gelaufen. Ich habe mich riesig gefreut“, berichtet Lautenschläger. Unter den Toren waren Treffer, die sonst nicht zu seinen Spezialitäten zählen. Ein Tor mit rechts, eins nach einem gewonnenen Laufduell, eins von außerhalb des Strafraums. Es spricht für seinen Charakter, dass er bei der Schilderung seiner Tore sofort an seine Mitspieler denkt. „Sie haben mich uneigennützig eingesetzt, da bin ich sehr dankbar“, erläutert der Torjäger. Ganz ähnlich formuliert es Trainer Wieandt: „Das Spiel ist auf ihn zugeschnitten, das Team spielt für ihn.“ Zu den besonderen Qualitäten Lautenschlägers zählen die exzellente Schusstechnik mit seinem starken linken Fuß, das Kopfballspiel, die Ruhe vor dem Tor und die Eiseskälte im Abschluss. Hinzu kommt die Präzision bei Freistößen. Die werden oft an ihm selbst verursacht. „Man muss wissen, wann und wie man einen Freistoß herausholen kann“, sagt das clevere Schlitzohr und grinst. 43 Tore hat Marc Lautenschläger in dieser Saison bereits erzielt – das ist auch für einen wie ihn ein Rekord. In den gut 20 Jahren, in denen er im Erwachsenenbereich spielt, hat er 449 Treffer erzielt, war fünfmal Torschützenkönig und schoss bei der Hallen-Stadtmeisterschaft viermal die meisten Tore. Sein Vater führt Buch, schneidet Berichte über ihn aus und heftet sie in Ordnern ab. Ein schönes Nachschlagewerk, das Erinnerungen weckt. Begonnen hat der kleine Marc einst in der Jugend des ASV Maxdorf. „Bei den A-Junioren des FSV Oggersheim war ich Regionalliga-Torschützenkönig, obwohl ich etliche Spiele als Libero absolviert habe“, erinnert sich „Laute“, wie er in Fachkreisen genannt wird. Nach der Jugend spielte er jeweils mit großem Erfolg beim FV Speyer, 08 Haßloch, RWO Alzey, VfR Grünstadt, SV Südwest und FC Arminia. Lautenschläger war in der Verbands- und Oberliga am Ball. Bei Phönix Schifferstadt fungierte er als Spielertrainer. „Ich habe mich überall wohlgefühlt, hatte an allen Standorten eine schöne Zeit“, betont Lautenschläger. Dazu hat sicher seine unkomplizierte Art beigetragen. Lautenschläger, beruflich als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung beim Ökumenischen Gemeinschaftswerk Pfalz angestellt, kümmert sich bei den Ludwigshafener Werkstätten unter anderem darum, dass junge Menschen mit Behinderung Zugang zum Sport finden. Der in Rheingönheim wohnende „Laute“ ist auch ein Familienmensch. Ehefrau Laura, Tochter Noemi (9) und Sohn Fabio (4) sind nach Möglichkeit bei den Spielen dabei, das gilt auch für seine Eltern. „Meine Frau kennt meine Leidenschaft und gibt mir den nötigen Freiraum“, ist der Fan des FC Liverpool und von Borussia Dortmund froh über das Verständnis seiner besseren Hälfte. Als er an seinem 40. Geburtstag beim 6:1 gegen Edigheim vier Tore erzielte, sprintete er nach einem Treffer an die Seitenlinie und verteilte Küsschen an seine Liebsten. „Man darf auch mal Emotionen zeigen“, erklärt der Mittelstürmer. Apropos 40. So alt ist auch sein Vorbild Claudio Pizarro von Werder Bremen. Beide sind nicht nur gleich alt, sondern ähneln sich auch in Spielweise, vom Erscheinungsbild und in der Art, wie sie sich geben. „40 ist nur eine Zahl. Ich mache Krafttraining, ernähre mich gesund, gebe dem Körper aber auch die nötigen Ruhepausen“, verdeutlicht Lautenschläger. Fußball mache nach wie vor Spaß, und so lange die Knochen halten und er sich wohlfühlt, will er weitermachen. Für die neue Saison hat er verlängert. So weit ist Vorbild Pizarro noch nicht.

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