Ludwigshafen Skandal kostet Mutterstadt Ligaverbleib

Die VSG Saarlouis, im Bild beim Sieg gegen den SC Mutterstadt, war in einen undurchsichtigen Fall verwickelt, an dessen Ende der
Die VSG Saarlouis, im Bild beim Sieg gegen den SC Mutterstadt, war in einen undurchsichtigen Fall verwickelt, an dessen Ende der SCM der Leidtragende war.

«MUTTERSTADT.» Am Ende war es eine ganz enge Kiste in der Damen-Volleyball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (VVRP). Am letzten Spieltag zog das Team von Coach Ralph Bösling gegen Mitabstiegskandidat TV Quierschied mit 1:3 den Kürzeren und spielt kommende Saison in der Landesliga. Allerdings fühlen sich die Mutterstadterinnen, die im Abstiegskampf die besten Karten hatten, ungerecht behandelt und um den Klassenverbleib betrogen.

Der Grund hierfür liegt einige Monate zurück: Am 12. November empfing die VSG Saarlouis den TV Quierschied. Die Gastgeberinnen führten bereits mit 2:0, als die Quierschieder Trainerin einen siebten Spielerwechsel vornahm und damit gegen die Regeln verstieß. Der TV drehte die Partie noch und gewann das Oberligaspiel Nummer 28 mit 3:2. Bei der anschließenden Durchsicht des Spielberichtsbogens fiel dem Saarlouier Coach der Fehler seiner Quierschieder Kollegin auf. Er reklamierte beim Staffelleiter. Dieser wertete das Spiel den Regeln entsprechend konform zunächst mit 3:0 für Saarlouis. Dagegen legte Quierschied wiederum Protest ein. Jetzt war die Spruchkammer Oberliga, in einzelner Person durch den Saarländischen Volleyballpräsidenten Erhart Rubert besetzt, die nächsthöhere Instanz, die nun zu entscheiden hatte. Die Saison nahm ihren Lauf – ohne das eine Entscheidung gefällt wurde. Just mit dem letzten Spieltag erfuhren die Mannschaften der Oberliga, dass die Partie zwischen der VSG Saarlouis und dem TV Quierschied „wie gespielt“, also mit 3:2 für den TV gewertet wurde. Die Form und die Urteilsbegründung entbehren wohl jeglicher sachlicher und regelkonformer Grundlage. Die Saarlouier ließen deshalb nicht locker und legten ihrerseits wiederum Protest ein. Der Fall landete nun beim Ligagericht Oberliga, welches paritätisch zwischen dem Volleyballverband Rheinland-Pfalz und dem Saarländischen Volleyballverband besetzt ist. Zwischenzeitlich wurde auch in allen erdenklichen Expertengremien recherchiert. Es herrschte allgemeiner Konsens, dass der erste Spruch des Staffelleiters als der korrekte angesehen werden und das Ligagericht entsprechend urteilen müsse. Vor wenigen Wochen dann zog der Vorstand von Saarlouis aus heiterem Himmel den Protest seines Trainers zurück. Abschließend erfolgte eine Nachricht des Ligagerichtes, dass mit dem Rückzug des Protestes das vorangegangene Urteil von Erhard Rubert nun rechtskräftig sei. In Mutterstadt – und nicht nur dort – stellt man sich viele Fragen: Warum wird die Spruchkammer Oberliga von einer einzelnen Person besetzt, die dazu noch ein Funktionärsamt im saarländischen Volleyballverband innehat? Warum wird das Verfahren wegen Befangenheit nicht abgelehnt, da ein saarländischer Präsident eine Entscheidung fällen soll und zudem noch familiäre Beziehungen zum TV Quierschied bestehen? Warum zog sich das Verfahren so lange hin? Warum zog Saarlouis den Protest zurück? Warum wurden die Urteile von Spruchkammer und Ligagericht – wie in anderen Verbänden meist üblich – nicht öffentlich gemacht? Warum wird angesichts dieser falschen Entscheidung die Liga in der Saison 2017/2018 nicht aufgestockt? Zum letzten Punkt sei wohl der VVRP-Vorstand bei Rubert vorstellig gewesen. Dieser habe das Ansinnen abgelehnt. Auch wenn sich Mutterstadts Damen auf die anstehende Landesliga-Saison freuen, bezeichnen sie das Urteil als „reine Willkür, Vorteilsnahme“ und „große Farce“. Ähnlich und mit vielen Bedenken untersetzt zeigten sich sehr viele saarländische und rheinland-pfälzische Vereine erschüttert ob dieser Willkür, die nun sie zukünftig treffen könnte, da es innerhalb der letzten fünf Jahre bereits der dritte ähnlich gelagerte Fall war. Der Volleyballverband Rheinland-Pfalz/Saar wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. Mehrmals hatte die RHEINPFALZ schriftlich nachgefragt und nachgehakt, doch bis heute wurden die Fragen nicht beantwortet.

x