Ludwigshafen Spielfreudig, leidenschaftlich, virtuos

„Musik für die Seele“ versprachen diesmal die Oggersheimer Kammermusiken in der Protestantischen Markuskirche. Das aus Musikern der Staatsphilharmonie bestehende Chiarina-Quartett und der Solopaukist des Orchesters, Simon Bernstein, lösten das Versprechen mit einem abwechslungsreichen, wunderbar musizierten Programm ein.

Wie die vorherigen Oggersheimer Kammermusiken war auch dies ein Benefizkonzert, diesmal für die Opfer des Erdbebens im August in Italien. Das Italienische Generalkonsulat in Frankfurt hatte die Schirmherrschaft übernommen, Antonio Priolo, Ortsvorsteher des Stadtteils Nord, sprach die Begrüßungsworte. Durch die erneuten Beben in Mittelitalien vergangene Woche erhielt die Veranstaltung bestürzende Aktualität. Gegründet wurde das Chiarina-Quartett 2010 von vier Musikerinnen der Staatsphilharmonie. Die Namenswahl ist in mehrfacher Hinsicht Programm: „Chiarina“ war der Kosename von Robert Schumann für seine Frau Clara. Damit soll zum einen auf die rein weibliche Besetzung hingewiesen werden, zum anderen auf das besondere Interesse des Ensembles für Musik der Romantik – und für eine leidenschaftliche, eben romantische Spielweise. In Oggersheim lag der Frauenanteil diesmal aber nur bei 75 Prozent: Geigerin Felicitas Laxa musste erkrankt absagen, für sie sprang Daniel Kroh ein, ebenfalls Mitglied der Violinengruppe der Staatsphilharmonie. Großartig, wie er sich in kürzester Zeit das Programm erarbeitet und wie er schnell er mit Johanna Lastein (Violine), Stella Sykora-Nawri (Bratsche) und Rut Bántay (Cello) zu perfekter Harmonie fand. Dass die vier täglich in einem Orchester zusammenspielen, war deutlich zu hören: Auch agogische Feinheiten waren hier möglich und ein sehr homogener Klang. Begonnen hatte der Abend mit einem frühen Streichquartett von Mozart, dem G-Dur-Quartett KV 156. Das unproblematische, noch ganz dem galanten Stil verhaftete Stück erfuhr eine adäquat leichte klingende Wiedergabe, wobei der schon reif klingende langsame Mittelsatz aber viel Ausdruck erhielt. Felix Mendelssohn-Bartholdys Musik stand lange unter dem Verdacht, gefällig und kunstvoll, aber oberflächlich zu sein. Allein sein Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 genügt, um dieses Vorurteil Lügen zu strafen. Mendelssohn schrieb es als 18-Jähriger unter dem Eindruck des Todes von Beethoven, und offensichtlich hat ihn dessen Quartettschaffen inspiriert, etwa zu dem gedankenschweren Adagio als Einleitung und als Coda des letzten Satzes. Das Chiarina-Quartett lieferte eine hochemotionale, klanglich runde Wiedergabe. Im zweiten Konzertteil profilierte sich das Ensemble noch mit zwei Stücken für Streichquartett des jungen Dmitri Schostakowitsch: eine expressive Elegie und eine parodistisch-schräge Polka, pointiert gespielt. Simon Bernstein ist seit 2013 Solopauker der Staatsphilharmonie. Mit dem Chiarina-Quartett verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit. Wie alle klassischen Schlagzeuger spielt er nicht nur Rhythmusinstrumente, sondern auch Stabspiele wie das Marimbaphon. Zunächst präsentierte er ein meditatives „Little Prayer“ der schottischen Perkussionistin Evelyn Glennie. Dann war er der spielfreudige Solist im Konzert für Marimbaphon und Orchester des Brasilianers Ney Rosauro. Höchst virtuos, zwei Schlägel in jeder Hand, ließ er diese mit verblüffender Präzision über das riesenhafte Instrument wirbeln, und das Chiarina-Quartett begleitete das jazzige Stück markant.

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