Kommentar Tödliche Messerattacke ein Anschlag auf das Herz Mannheims

Trauer um getöteten Polizisten: Am Tatort werden immer wieder neue Blumensträuße auf die Erde gelegt.
Trauer um getöteten Polizisten: Am Tatort werden immer wieder neue Blumensträuße auf die Erde gelegt.

Entsetzen, Trauer, Sprachlosigkeit – die größte Stadt der Region steht vor einer enormen Belastungsprobe. Die Mannheimer müssen es nun im Alltag richten.

Blumen und Kerzen am Denkmal auf dem Marktplatz, Trauerbeflaggung am Rathaus, Trauerflor an allen Streifenwagen – Mannheim steht nach dem Messerangriff eines 25-jährigen Mannes aus Afghanistan unter Schock. Eine Stadt, in der Menschen aus 170 Ländern die allermeiste Zeit friedlich zusammenleben, sucht seitdem nach ihrer Mitte. Seit Sonntagabend ist bekannt, dass ein 29 Jahre alter Polizist seinen Verletzungen erlag. Der Angreifer hat bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa fünf weitere Menschen zum Teil schwer verletzt.

Was die Stadt ausmacht

Der Tatort ist in einem Viertel, das Tag für Tag zeigt, wie gut in Mannheim das Nebeneinander verschiedener Kulturen funktioniert. „Little-Istanbul“ wird es von den Einheimischen wegen seiner vielen türkischen Geschäfte und Restaurants liebevoll genannt. An keinem anderen Ort ist besser zu sehen und zu spüren, was die kurpfälzische Stadt mit ihrer langen Migrationsgeschichte ausmacht: Offenheit und Menschlichkeit – und zwar gegenüber jedem. Die Messerattacke war deshalb auch ein Anschlag auf das, was Mannheim zusammenhält. Es ist die seit Langem größte Belastungsprobe. Schon der Israel-Palästina-Konflikt hat zwar gezeigt, welch sensibler Ort Mannheim wegen seiner vielen Demonstrationen für die Sicherheitsbehörden ist. Der Freitag mit seinen entsetzlichen Ereignissen hat nun aber deutlich vor Augen geführt, wie verletzlich eine Stadt wie Mannheim wirklich ist. Nun müssen es die Mannheimer aus 170 Nationen richten – mit Besonnenheit und Menschlichkeit.

x