Ludwigshafen Titel "Miss Ludwigshafen" war für Siegerinnen ein Türöffner

Ein nicht mehr zeitgemäßes Format und kaum noch Bewerberinnen: Damit hatte die Marketinggesellschaft Lukom vor einer Woche nach 21 Jahren das Aus für die Wahl zur Miss Ludwigshafen begründet. Wir haben Siegerinnen des Parkfest-Wettbewerbs gefragt, wie sie die Entscheidung bewerten – und ob sie vom Titel profitiert haben.

„Natürlich verstehe ich die Entscheidung der Lukom, den Wettbewerb nicht mehr weiterzuführen aufgrund rückläufiger Bewerberzahlen“, sagt Sandra Krobath, die amtierende Miss Ludwigshafen. „Doch ich finde das auch sehr schade. Denn anders als bei Schönheitswettbewerben ging es hier ja darum, die Stadt bei Veranstaltungen wie dem Fastnachtsumzug oder bei Kerweumzügen zu repräsentieren und die Oberbürgermeisterin auf Terminen zu begleiten“, meint die 18-Jährige Studentin aus Friesenheim, die auch als Rettungssanitäterin bei den Johannitern arbeitet. So habe sie vor allem viele neue Eindrücke von der Stadt gewonnen und Bühnenerfahrung gesammelt. Auch Anita Hauck, 20, bedauert den Lukom-Beschluss. „Nach 21 Jahren geht eine Tradition zu Ende.“ Die in Ludwigshafen lebende Miss Lu von 2014/15 schätzte an dem Wettbewerb besonders, dass sie ihre Stadt aus einer anderen Perspektive kennenlernen durfte. „Vor allem durch Events direkt vor der Haustür in Stadtteilen, in denen ich sonst nicht bin.“ Die Studentin im Bereich Finanzen profitiert auch noch heute davon. „Miss Lu war für mich auch ein Türöffner, denn ich bin immer mal wieder als Moderatorin auf Festen in der Region tätig.“ Für Nadja Dewitt war das Jahr als Miss Lu 2013/14 besonders aufregend, da sie während dieser Zeit auch zur Miss Rheinland-Pfalz gewählt wurde. Die 24-Jährige, die derzeit in Erfurt Englisch und Kunst auf Lehramt studiert, zeigt aber Verständnis: „Am Ende sollte es sich ja doch rechnen.“ Der Wettbewerb hat sie vor allem persönlich weitergebracht. „Die verschiedenen Reden und Auftritte haben mir die anfängliche Scheu genommen, vor einer großen Menschenmenge zu sprechen. Am Jahresende war ich nicht nur eine routinierte Rednerin, sondern hatte dabei auch Spaß. Diese Fähigkeit kommt mir als angehende Lehrerin sicherlich zugute.“ Anja Kugler, Miss Lu 2012/13, bedauert es sehr, dass der Wettbewerb nun nicht mehr durchgeführt wird. „Es war so eine tolle Möglichkeit, den Menschen Ludwigshafen näherzubringen und der Stadt – neben den Politikern und anderen offiziellen Persönlichkeiten – ein sympathisches Gesicht zu geben“, sagt die 25-Jährige aus Ludwigshafen. Die gelernte Schreinerin hat, wie sie sagt, viel aus dem Wettbewerb mitgenommen. „Ich ging offener auf Personen zu und habe es genossen, die Geschichten des Lebens zu hören.“ Über den Wettbewerb hat sie auf alle Fälle gute Bekannte und auch Freunde gefunden. „Und ein paar gute Beziehungen schaden doch nicht, oder?“ Die Miss Lu des Jahres 2010/11, Anna Lüth, findet es „total schade, dass die Wahlen nicht mehr stattfinden“, in gewisser Hinsicht kann sie es allerdings nachvollziehen. In einer Facebook-Gruppe hat sie sich mit den anderen Ehemaligen über das Ende der Wahlen ausgetauscht, und die meisten hatten sehr ähnliche Ansichten. Sie sagt: „Früher lag der Fokus auf der repräsentativen Position, durch die Kooperation mit der Miss Germany Corporation fiel diese Funktion nach und nach weg.“ Als Miss Lu habe man nicht nur die Aufgabe mit Krönchen wie eine Barbiepuppe herumzulaufen, genau deshalb habe sie sich damals auch beworben. Lüth zufolge ist das Image des Wettstreits zunehmend negativer geworden, weil das Repräsentieren immer weiter in den Hintergrund gerückt sei. Die 26-Jährige lebt in Stuttgart und schreibt aktuell ihre Masterarbeit. Sie wird danach bei Mercedes Benz arbeiten. „Meine Teilnahme, und dass ich währenddessen mit vielen Leuten aus dem Stadtgeschehen zu tun hatte, hat mich beruflich weitergebracht“, erzählt die junge Frau, die nach Ende ihres Amts ein Praktikum im Stadtmarketing absolviert hat. Für Lüth war es auch aus privater Sicht „eine tolle, lehrreiche Zeit und extrem schön, so viele Leute kennengelernt zu haben“. Aus dem Jahr hat sie einiges mitgenommen. „Man hat professionelles Auftreten, Moderieren und freies Reden gelernt. “ Das Tragen von tollen Kleidern sei natürlich ein schöner Nebeneffekt gewesen. „Alles hat mal ein Ende“, sagt Aylin Lampe (geborene Janßen), „wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf.“ Die 31-Jährige findet es okay, dass die Wahlen nicht mehr stattfinden, weil so Raum für neue Projekte geboten werde. Sie meint, dass der allgemeine Hype um Miss-Wahlen nicht mehr so groß sei wie früher und der Trend in eine andere Richtung gehe. Ihre Zeit als Miss Lu war 2002/03 und ist damit „schon Ewigkeiten her“. Heute wohnt die Mutter eines vier Monate alten Sohnes in Mannheim und ist zurzeit in Elternzeit. Sie arbeitet im Personalbereich bei John Deere und ist außerdem in den letzten Zügen ihrer Promotion. Als sie damals mit zarten 18 Jahren an der Miss-Wahl teilnahm, sei sie sehr schüchtern und ohne großes Selbstbewusstsein gewesen. Nachdem sie quasi „ins kalte Wasser geschmissen“ wurde, habe die Teilnahme ihr nur Positives gebracht. So ist es für sie mittlerweile kein Problem mehr, Vorlesungen zu halten. „Heute hätte mich vieles nicht mehr so mitgenommen wie damals, als ich zum Beispiel bei der Miss Rheinland-Pfalz-Wahl mitgemacht habe“, stellt Lampe fest. Bei der sei es aber auch um etwas ganz anderes gegangen als bei der repräsentativen Rolle als Miss Lu. (Archivfotos: Kunz)

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