Schifferstadt Ursonate des Dadaisten Kurt Schwitters im Club Ebene Eins

Kurt Schwitters, Fotoporträt vor 1926.
Kurt Schwitters, Fotoporträt vor 1926.

Nonsens, Sprache und Musik – das alles hängt miteinander zusammen, wenn Heinz Spagl und Co. die Ursonate des Dadaisten Kurt Schwitters in Schifferstadt aufführen. Dabei wollen sie zeigen, dass Nonsens nicht wirklich Nonsens ist.

„Was wollt ihr mit dem Scheiß?“ Mit dieser deftigen Aussage ist nicht etwa die Kunst gemeint, die Heinzl Spagl liebt. Aber es hat damit zu tun, denn es geht um Dadaismus – eine Kunstform, die bürgerliche Ideale und konventionelle Kunst parodiert. Und in diesem Fall auch Kritik übt.

„Das begreife ich reaktiv auf den Ersten Weltkrieg“, meint Spagl zum Dadaismus, der den „Wahnsinn“ dieses Krieges nicht gutheißt. Diese Kunstform entdeckte Spagl während seines Studiums der Poesie, als er sich fragte: „Was gibt es sonst noch?“ Und da stieß er auf Kurt Schwitters, der ihn faszinierte. „Richard Huelsenbeck, der Berliner Ober-Dadaist, und Schwitters mochten sich nicht. Schwitters war Huelsenbeck zu kommerziell“, erzählt Spagl. Der Freiburger aber mag ihn, weil Schwitters „einen sehr weiten, umfassenden Kunstbegriff“ hatte.

Uraufführung sehen jede Menge Soldaten

Und Schwitters Ursonate hat Spagl „ziemlich lang beschäftigt“ – 30 Seiten vermeintlicher Unsinn, der aber schon Wörter wie „Rakete“ – die man damals noch gar nicht kannte und die „man heute anders ausspricht“ – enthält. Ein „ganzes Tablett mit großen Holzlettern“ und ein Anagramm bildeten die Inspiration für die Ursonate, bei deren Uraufführung in den 1920er Jahren „jede Menge Militärs dabei waren, die sich dabei köstlich beeumelt haben“. Spagl zog daraus eine weitere Inspiration: Aus dem Wort „Rums“ wurde das „RrrumpfOrchester“, das der Südbadener 1996 gründete. „Alle 13 Themen der Ursonate wurden je einem Instrument und musikalischem Thema zugeordnet“, und zwar nach der Fassung des Geigers und Komponisten Harald Kimmig. „Es ist wie eine kleine Sonate aufgebaut: Einleitung und vier Teile, die durchgearbeitet und variiert werden. Das ist Absicht, denn der sprachliche Klang ist auch Musik.“

Hinzu kommt, dass Schwitters mit seinem Magazin „Merz“ auf die Zeit vor der Revolution von 1848, den Vormärz, anspielt. Für die „Musik des Spätmerzes“ suchte Spagl einen Regisseur und fand ihn mit Gerhard Kuppel. Man spielte zunächst „in großer Besetzung“ des RrrumpfOrchesters von 1996 bis 2001, danach als „Quartett, Trio, Duo, Solo – wer gerade in der Nähe war und Zeit hatte“. Das Besondere: „Bestimmte Teile werden mit ganz konkreten Texten oder Subtexten unterlegt“, wie Liebeserklärungen, oder die erzürnte Rede eines Politikers. „Das verleiht mehr Leben.“ Schwitters hat seine Ursonate zwar auch selbst eingesprochen, aber das klinge „monoton“. Für Schifferstadt halte man sich weitgehend an Kimmigs Version, „aber für ein Duo“.

Termin

Aufführung der Ursonate des Dadaisten Kurt Schwitters durch Heinzl Spagl (Text) und den Schlagzeuger Schroeder im Club Ebene Eins, Burgstraße 23, Schifferstadt, am Sonntag, 15. September, 11 Uhr.

x