Ludwigshafen „Viele völlig unvorbereitet“

Auch Werner Scarbata vom DGB gibt jungen Bewerbern Tipps.
Auch Werner Scarbata vom DGB gibt jungen Bewerbern Tipps.

„Ich würde gerne Verkäuferin werden, aber ich habe mich auch als Chemielaborantin beworben“, sagt die 16-jährige Ganze, die an der Berufsbildenden Schule (BBS) Wirtschaft II gerade ihren Realschulabschluss nachholt. Ihre ersten „Bewerbungsgespräche“ hat die junge Frau bereits hinter sich. „Ich war bei den TWL und bei der Stadtverwaltung, und jetzt versuche ich es bei Roche“, sagt sie und sitzt ein wenig schüchtern vor der Tür im Gewerkschaftshaus. Hier und im benachbarten BKK-Gebäude sind die meisten der 16 beteiligten Unternehmen untergebracht, die mit den jeweiligen Ausbildungsbeauftragten echte Vorstellungsgespräche simulieren. Sehr echte, betont beispielsweise Sandra Kippenhan, die bei Roche Diagnostics in Mannheim für das Ausbildungsmarketing zuständig ist: „Mich haben schon einige Schüler gefragt, ob ich diese Fragen auch bei einem echten Vorstellungsgespräch stellen würde.“ Sie hatte dafür eine klare Antwort: „Es sind genau die Fragen, die unser Interviewleitfaden vorgibt.“ Für sie war „Ready Steady Go“ ein Spiel mit einem ernsten Hintergrund. „Für die Schüler ist das Vorstellungsgespräch oft der erste Kontakt mit der Erwachsenenwelt. Und viele sind darauf vollkommen unvorbereitet. Hier lernen sie, wie man so ein Gespräch führt.“ Auch für Ganze eine sehr wichtige Erfahrung. „Ich bin ein sehr schüchterner Mensch. Bei den ersten Gesprächen wurde mir gesagt, dass ich mich offener präsentieren soll und mich auch schon vorab mehr mit dem Beruf befassen muss, für den ich mich bewerbe.“ Mindestens drei Berufsbilder mussten die Schülerinnen und Schüler ankreuzen, ehe sie sich im Gewerkschaftshaus meldeten. „Drei Schüler durften gar nicht erst mitkommen, weil sie es noch nicht einmal fertiggebracht haben, ihre Bewerbungsmappe rechtzeitig fertigzustellen“, so Sandra Lemberger von der BBS Wirtschaft II. „Insgesamt waren es rund 50 Schüler“, berichtet Lothar Zwing vom Arbeitskreis Schule und Arbeitswelt im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Das entspricht dem Durchschnitt der Vorjahre. Neu waren die Eröffnungsworte der Schirmherrin. Das war wie immer die Oberbürgermeisterin, aber erstmals in Person von Jutta Steinruck (SPD). Für die schloss sich ein Kreis: Sie hatte vor sieben Jahren als Gewerkschaftsvorsitzende den Arbeitskreis Schule und Arbeitswelt ins Leben gerufen. Entsprechend freute sie sich über den Erfolg der Trainingsmaßnahme. Oliver Laible, Ausbilder beim Maschinenbauer Vögele, konnte schon die ersten „Ausbildungsverträge“ ausfüllen. Diese Verträge zeichneten die besonders guten Bewerber aus. „Man merkt, ob ein Schüler bei mir sein erstes Gespräch führt, oder ob er schon bei anderen Unternehmen war“, berichtete er. „Es ist schön, die Entwicklung bei den jungen Leuten zu verfolgen.“ Er war zum ersten Mal beim Planspiel mit dabei. „Und ich bin wirklich positiv überrascht. Die meisten sind wirklich sehr gut vorbereitet.“ Und wenn nicht? „Ich habe auch schon einem geraten, dass er sich direkt bei einem möglichen Arbeitgeber vorstellen soll, weil er ansonsten mit seinen Noten normalerweise gar nicht erst eingeladen wird.“ Auch dies ein guter Rat, der für die Schüler gar nicht teuer war. Im Gegenteil: „Ich fand das Feedback gut“, verriet der 17-jährige Kostas, ebenfalls von der BBS Wirtschaft II. Zumal die Rückmeldungen in seinem Fall rundum positiv waren. „Ich war bis jetzt nur bei der BKK und habe direkt einen Ausbildungsvertrag bekommen“, erklärte er selbstbewusst. Das bestätigte ihn in seiner Berufswahl: „Ich möchte sowieso in Richtung eines kaufmännischen Berufs im Büro.“ Nach seiner Vorstellung bei den TWL versuchte er es noch bei der Stadtverwaltung. „Ich konnte sie von mir überzeugen“, nimmt er die positive Rückmeldung mit in die Schule und in die anstehenden echten Bewerbungsgespräche.

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