Ludwigshafen Von Clowns und Zauberern

Sebastian Fitzek mit dem Jahresbestseller „Das Paket“.
Sebastian Fitzek mit dem Jahresbestseller »Das Paket«.

Den ersten Platz unter den meistverkauften Büchern im Dezember nimmt unbestritten Michelle Obamas Autobiografie „Becoming“ ein. Außerdem haben noch zwei Thriller, Sebastian Fitzeks „Der Insasse“ und Nele Neuhaus’ „Muttertag“, beachtliche Verkaufszahlen vorzuweisen.

Sebastian Fitzeks Thriller sind auf dem deutschen Buchmarkt überhaupt sehr gefragt. 2017 war „AchtNacht“ das meistverkaufte Buch des Jahres, in diesem Jahr ist es das schon im Herbst 2016 erschienene „Das Paket“. „Der Insasse“ , erst seit Ende Oktober auf dem Markt, kam schon nach so kurzer Zeit auf Platz drei. Unter den Sachbüchern war am gefragtesten John Streleckys „Das Café am Rande der Welt“. Seit 15 Jahren im Handel, hat der Dauerbrenner des Amerikaners auch bei Thalia auf den Mannheimer Planken im zurückliegenden Jahr immer wieder Plätze unter den ersten fünf eingenommen. Vielleicht spricht der Untertitel, der eine Erzählung über den Sinn des Lebens verspricht, ja viele an. Und vielleicht erkennen sich ja viele in der Hauptfigur eines gestressten, stets unter Zeitdruck stehenden Managers wieder. Der macht sich in dem Buch daran, eine Antwort auf die zeitlosen Menschheitsfragen zu geben: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Auf ähnliche Verkaufszahlen, wie sie Joanne K. Rowling mit ihrer „Harry Potter“-Serie erzielt hat, wird das Buchgeschäft wohl noch lange warten müssen. Auch für das Jahr 2019 ist ein solcher Superbestseller vorerst nicht in Sicht. Dabei hat die englische Schriftstellerin zwar die Fortsetzungsgeschichten um den Zauberlehrling eingestellt, schreibt aber fleißig weiter Bücher. Unter dem Pseudonym Robert Galbraith und dem Titel „Weißer Tod“ hat sie erst im September ihren vierten Krimi mit dem Detektiv Cormoran Strike und seiner Assistentin Robin Ellacott herausgebracht. Und die Harry-Potter-Fans müssen auch nicht völlig auf märchenhafte Zaubereien aus der Feder von Joanne K. Rowling verzichten. Der Carlsen Verlag hat im Herbst fünf Erzählungen herausgebracht, die sie einmal neben der Arbeit an ihren Harry-Potter-Romanen geschrieben hat. Die schon ein paar Jährchen alten „Märchen von Beedle dem Barden“ hat der Verlag für die Neuausgabe mit sehr ansprechenden Illustrationen der vielfach prämierten Lisbeth Zwerger versehen. Wenn wir schon einmal bei älteren Kinderbüchern bekannter Autoren sind, von deren Wiederauflage ein Verlag sich kraft des Namens hohe Verkaufszahlen verspricht: Auch von Elena Ferrante, bekannt durch ihre Neapel-Tetralogie „Meine geniale Freundin“ und die Bemühungen, die Person ausfindig zu machen, die sich hinter dem Autorenpseudonym verbirgt, ist ein Kinderbuch auf dem Markt. Seit 1992, seit ihr Debütroman „Lästige Liebe“ in Italien erschien, hat Elena Ferrante schon etliche Bücher herausgebracht. Vor über zehn Jahren, 2007, veröffentlichte sie so „Der Strand bei Nacht“. Auf noch nicht einmal 50 Seiten erzählt das Büchlein von der Puppe Celina, die von dem Mädchen Mati am Strand liegengelassen wird und eine Nacht des Schreckens durchlebt. Manche Leser halten es wegen der Grausamkeiten und Gruseligkeiten, die die vermenschlichte Puppe erlebt, indessen nicht für geeignet, es kleinen Kindern vorzulesen. Im Februar soll von Elena Ferrante nun ein weiterer Roman für Erwachsene erscheinen, „Frau im Dunkeln“. In der Figur einer Englischdozentin beschreibt die Autorin darin die widersprüchlichen Gefühle einer innerlich zerrissenen Mutter. Schon dieser Tage ist in Frankreich und Deutschland ein neuer Roman von Michel Houellebecq erschienen. Er heißt wie das Glückshormon „Serotonin“ und dreht sich, wie der Schriftsteller ankündigte, um Gefühle. Von der Politik will der 60-Jährige, der mit „Unterwerfung“ über die Islamisierung von Staat und Gesellschaft kontroverse Diskussionen ausgelöst hat, Abstand nehmen, kündigte er an. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, in einem Beitrag für das New Yorker „Harper’s Magazine“ ein Loblied auf den amerikanischen Präsidenten Donald Trump zu singen. Darin lobte Houellebecq den Präsidenten für dessen protektionistische Handelspolitik, die Verachtung für die Europäische Union und den harten Umgang mit anderen Staatschefs wie dem Russen Wladimir Putin und dem Nordkoreaner Kim Jong Un. Wie ernst es dem Provokateur mit seiner Eloge ist, wird indessen nicht ganz klar. Am Anfang des Artikels nennt er Trump nämlich „einen schrecklichen Clown“ und dann begründet Houellebecq seine Bewunderung der Außenpolitik des Mannes , der ununterbrochen die Parole „America first“ im Munde führt, mit der Feststellung: „Die Vereinigten Staaten sind nicht länger die führende Macht der Welt.“ Das müsse für die Amerikaner nicht unbedingt eine schlechte Nachricht sein, für die übrige Welt sei es jedenfalls eine gute. Denn: „Die Amerikaner lassen uns existieren.“ Und ein Ende der Nato wäre für den Schriftsteller „ein neuer Grund, ein Loblied auf Präsident Trump zu singen“. Heike Herold von der Buchhandlung Oelbermann in Limburgerhof jedenfalls lobt „Charley Moon“ von Reginald Arkell. Der Brite hat den Roman bereits 1953 geschrieben, doch erst 2018 ist er als deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Brigitte Heinrich in einer, wie Heike Herold findet, sehr schönen Ausgabe erschienen. Charley Moon, ein sehr sympathischer Faulenzer, wächst in einer heruntergewirtschafteten alten Mühle im paradiesischen Ort Little Summerford auf. Am liebsten schauspielert er oder streift mit seiner Freundin Rose durch die Natur. Eines Tages wird sein komödiantisches Talent auf einer Amateurbühne entdeckt, und er zieht los, um sein Glück zu machen. Rose, die ihm immer wieder Briefe schreibt, lässt er zurück. „Es ist ein ganz ruhiges Buch mit viel Charme und Esprit, einfach und schön erzählt, mit viel Wärme und britischem Humor“, gibt Heike Herold ihren Eindruck von dem Roman wieder. Wer mit der Lektüre bis zum nächsten Sommer warten möchte, dem empfiehlt sie, sich mit dem Buch auf eine Wiese zu legen und es mit einem Grashalm im Mund zu lesen.

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