Über den Kirchturm hinaus Von der Haltung der Dankbarkeit

Der Herbst ist Erntezeit.
Der Herbst ist Erntezeit.

Wir bewegen uns mit großen Schritten auf den Herbst zu. Das Tageslicht nimmt langsam ab und die ersten leisen herbstlichen Veränderungen werden sichtbar. Diese schleichende Naturveränderung bietet uns eine gute Gelegenheit Rückschau zu halten. Fast automatisch fragen wir uns nach dem Sinn dieses ewigen Kreises und entdecken hinter dem Naturschauspiel die unendliche Weisheit dessen, der alles so wunderbar geschaffen hat: Die Weisheit Gottes und seine Hand, die alles so wunderbar in dieser Welt geformt hat.

Aus seiner Hand empfangen wir nicht nur das Brot, das noch immer zu den Grundnahrungsmitteln unseres Lebens gehört, und die Trauben, aus denen Saft wahlweise vergoren und zu Wein weiterverarbeitet wird. Alles in unserem Leben ist ein Geschenk Gottes. Herbst ist Dank-Zeit: für Gottes vielfältige Schöpfung und die Arbeitsleistung der Menschen, die hinter all dem stehen, was wir zu essen und zu trinken bekommen.

Viel davon bleibt für uns unsichtbar, weil wir nicht mehr unmittelbar mit Ernte zu tun haben – hierzulande oder in fernen Ländern. Wir sind es gewohnt, fast alles immerzu zur Verfügung zu haben.

Was bedeutet Dank für mich?

Herbst ist Dank-Zeit. Was bedeutet das eigentlich für mich und meinen Glauben? Liest man das Neue Testament, so ist man zunächst einmal überrascht: Die Aussagen Jesu sind in der ersten Linie Zeugnisse seiner persönlichen Beziehung zu seinem Vater, geben uns aber nur wenige Hinweise, was es damit auf sich hat.

Während Jesu Gebete mehr seine persönliche Beziehung zum Vater offenbaren, schenkt uns eine einzige Begebenheit im Leben Jesu einen überdeutlichen Hinweis, wem in alle Zukunft nicht nur der Dank gebührt, sondern wer der Grund für alle Dankbarkeit ist: Jesus selbst. Gemeint ist die Geschichte aus dem Lukasevangelium, in der Jesus zehn Aussätzige heilt, aber nur einer kehrt zurück, um Dank zu sagen.

Eine menschliche Haltung

Schaut man dagegen die weiteren Schriften des Neuen Testaments an, so gehört die Dankbarkeit zum Wichtigsten, was den jungen Gemeinden immer wieder ans Herz gelegt wurde. Für das Geschenk, das Gott uns in der Erlösung durch seinen Sohn gemacht hat, für die unvorstellbare Liebe, die jeder im Tod Jesu erkennen konnte, durfte es nur noch eine Antwort geben: die Antwort des Herzens.

Vergessen wir nicht, dass die Dankbarkeit nicht nur eine menschliche Haltung ist. Sie ist tief in unserem Glauben und in der Liturgie der Kirche verankert. „Eucharistia“ bedeutet Danksagung. Das ist es, was einen gläubigen Christen auszeichnet: die Dankbarkeit. Sie ist eine klare Antwort auf Gottes Liebe und das endgültige Ja zu Gottes Schöpfung.

Und Gott hat sicher nichts dagegen, dass eine solche Herzenshaltung „unseres Menschseins“ dazu auch noch unglaublich gut tut.

Der Autor

Erhard Elsner (53) ist in der katholischen Pfarrei der Hl. Cäcilia und Hl. Edith Stein in Ludwigshafen-Friesenheim tätig. Während in der Reihe „Über den Kirchturm hinaus“ immer ein Bild der Gastautorin, des Gastautors zu sehen ist, entsprechen wir dem Wunsch Elsners, der in dieser Kolumne nicht mit einem Bild zu sehen sein will.

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