Ludwigshafen Wald und Natur auf ungewohnte Weise erleben

Kein Licht nötig: Naturführer Helmut Eirich (links) erklärt den Teilnehmern bei der Nachtwanderung Besonderheiten der Natur.
Kein Licht nötig: Naturführer Helmut Eirich (links) erklärt den Teilnehmern bei der Nachtwanderung Besonderheiten der Natur.

«Rheingönheim». „Wenn es Nacht wird am Rehbach“ lautete der Titel einer besonderen Führung, zu der die Tourist-Information Ludwigshafen für vergangenen Freitag erstmals eingeladen hatte. Beim Rundgang im Mondschein durch den Neuhofener Waldpark konnten die Teilnehmer die vertraute Natur auf neue, ungewohnte Weise erleben.

Am vergangenen Freitag hatte es nachmittags zu schneien begonnen, auch am Abend kamen weiter feine weiße Flöckchen vom Himmel. Trotz Schnee, Minusgraden und Dunkelheit versammelten sich am Abend unerwartet viele Teilnehmer am Parkplatz des Wildgeheges Rheingönheim, um bei der Premiere dieses besonderen Spaziergangs dabei zu sein. „Vielleicht erfahren wir noch etwas Neues über unsere Natur“, zeigte sich Gerhard Fischer erwartungsvoll, der mit Begleiterinnen aus Schauernheim gekommen war. „Wir wollen uns im Dunkeln bewegen und den Wald und die Natur auf ungewohnte Weise erleben“, kündigte Natur- und Landschaftsführer Helmut Eirich beim Start an. Lampen jeder Art seien daher unerwünscht. Vielmehr würden sich die Augen so an die Dunkelheit gewöhnen, dass jeder bald genug sehen könne, versicherte er den 15 Teilnehmern. Da der schneebedeckte Waldboden das wenige Licht bei Nacht hell reflektierte, machte das sichere Begehen der Wege keinerlei Probleme. „Jetzt versuchen wir einmal, drei Minuten ganz ruhig zu sein und nur zu hören“, bat Eirich. Im Wald war es völlig still. Nur aus der Ferne drang das leise Rauschen der Bundesstraße. An einem ersten Halt ging der Naturführer der Frage nach, ob auch Bäume nachts schlafen. Forschungen hätten gezeigt, dass Bäume tatsächlich einen Tag-Nacht-Rhythmus besäßen, berichtete er. Zurzeit seien sie aber wohl im Winterschlaf, meinte der pensionierte „Aniliner“. Seine Ausbildung zum „Natur- und Landschaftsführer“ absolvierte er zusammen mit Katja Engelmann. Monatlich bieten sie Führungen durch Naturlandschaften an, zu denen auch das Maudacher Bruch oder die Parkinsel gehören. Das Datum der Führung sei wegen des Vollmonds gewählt worden, bedauerte Engelmann die dichte Bewölkung am Abend. In diesem Januar habe es zweimal Vollmond gegeben, ebenso sei es im März. Dieses Ereignis, das im Englischen „Blue Moon“ heiße, komme nur alle zweieinhalb Jahre vor, fügte sie hinzu. Und weil es zu einer Wanderung durch den nächtlichen Wald so gut passt, hatte Eirich auch „gruselige“ Geschichten zu erzählen, etwa das Märchen von Hänsel und Gretel. Nach 90 Minuten Wanderung erreichte die Gruppe die Brücke über den Rehbach , wo seltene Kopfweiden wachsen. Wie „Haare“ wachsen die dünnen Zweige der Weiden nach oben, was im Mondlicht auch irgendwie gruselig aussieht. Von Alters her umgebe die Weiden eine „dunkle“ Anmutung, erinnerte Eirich etwa an Goethes „Erlkönig“. Andererseits gebe es keinen vitaleren Baum als die Weide, weil abgebrochene Zweige nach kürzester Zeit Wurzeln ausbilden, betont der Naturführer. Am Ende des Rundgangs bedankten sich die Teilnehmer mit Applaus bei den Führern. „Mir hat es prima gefallen. Allein hätte ich mich nie bei Nacht in den Wald getraut“, gestand Elli Schöllig aus Mutterstadt. „Der Schnee war einfach schön“, fügte Familie Rebou aus Oggersheim hinzu. „Mir hat es auch gefallen“, meinte der zehnjährige Quinn, der als einziges Kind dabei war. Vom Inhalt her richte sich die Führung eigentlich an Erwachsene, gab Eirich zu. „Auch die Geschichten waren toll“, meinte Ingeborg Rebou. „Das nächste Mal sind wir sicher wieder dabei“, kündigte sie an.

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