Schifferstadt Wo Menschen verwittern dürfen: Martin Eckrich verbindet Kunst und Musik in seinem Garten

Skurrile Liedauswahl: Künstler Martin Eckrich lässt in luftiger Höhe seine Skulpturen tanzen, während die Musiker Ernst Kaeshamm
Skurrile Liedauswahl: Künstler Martin Eckrich lässt in luftiger Höhe seine Skulpturen tanzen, während die Musiker Ernst Kaeshammer (links) und Nicola Polizzano spielen.

Ein „Garten im zweiten Gesicht“ nennt Künstler Martin Eckrich seinen 100 Meter langen Garten in Schifferstadt, den er als Ausstellungsraum für seine Werke nutzt. In der Performance „Zeitreisen“ können Besucher Grenzerfahrungen in vielerlei Gestalt machen. Auch für die Musiker war das neu.

„Wir haben schon viel gemacht, aber so etwas noch nicht“, meint das Duo inTon. Denn die Interaktion mit einem Künstler, der passend zum Lied performt und malt, ist auch für Nicola Polizzano und den seine Instrumente selbst bauenden Ernst Kaeshammer neu. „Eine Ernährungsballade“ als „Stück über die Ernährung“ klingt bei der Ankündigung zunächst unspektakulär. Und dann ist der Text auch noch von „wisse mer net genau“. Aber wie immer zählen die inneren Werte. Und die haben es in sich: „Das Radieschen knackt man, wenn man noch jung ist und keusch“, „die prallen Bäckchen zerbersten mit lautem Geräusch“. Da „grölen die Därme im Chor im Gesang der Verdauung“, was sehr eindrücklich mit dem Instrument des Rumpelpottes demonstriert wird. Denn die Geräusche dieses altehrwürdigen Gerätes, bei der ein Stab in einer Trommel ein brummendes Ton abgibt, erinnern an Winde der Verdauung – was Künstler Martin Eckrich, kauend auf Pflaumen aus dem Garten, mit kreisenden Bewegungen rund um den Bauch verdeutlicht. Eindeutig zweideutig auch die Aufforderung: „Sie können gern mitmachen!“

Der verliebte Zinnsoldat

Skurril ist also die Liedauswahl, aber früher hatte man es halt gern deftig-fröhlich. Auch heute noch sorgt das ein oder andere Lied für heitere Stimmung oder erstaunte Blicke, vor allem wenn Eckrich auf dem Dach performt oder punktgenau seine Malerei zum Lied beendet. Wie „Der Zinnsoldat“ in Anlehnung an Hans Christian Andersens Märchen. Auf der Kommode des Kommerzrates steht ein Zinnsoldat und gegenüber auf der Kommode ein kleines Porzellanpüppchen, in das sich der Zinnsoldat verliebt. „Und plötzlich fängt sie an zu tanzen“, kündigt das Duo an, während Eckrich auf seinen Schuppen klettert und seine Skulpturen des Püppchens und des Soldaten in luftiger Höhe tanzen und leiden lässt.

Zur blauen Stunde

Das Lied „Mach’ Platz, es geht auf Früh, Marie“ interagiert mit dem „Tanz der Elemente“: „Die tanzenden Frauen sind sehr geerdet und stark“, meint Eckrich. „Jede verkörpert ein Element.“ Und Eckrich bindet Äste und Blätterranken um die Figuren und in den Tanz mit ein. Menschen sind ein Teil der Natur und verbinden sich in Eckrichs Garten mit der Natur. Sie dürfen verwittern. Auch die Materialien fügen sich harmonisch zueinander, wie Holz mit Beton. Grenzen verwischen. Wie die des Tages und der Nacht, die Blaue Stunde, in der Eckrichs Garten zu Musik und Performance sanft beleuchtet wird. Musik geht in künstlerische Gestaltung über und umgekehrt.

Corona im Garten

Gesundheit wird zu Krankheit wie im Corona-Teil des Gartens. Der Tod gehört zum Leben dazu, verdeutlichen dort Skulpturen. Der Tod kann erlösend wirken, aber auch schrecklich. In seiner Installation „Der Ertrinkende“, erinnert er an den Tod unzähliger Migranten im Mittelmeer. „La Ballata delle Migrante“ knüpft an dieses Thema an: „Ein junger Mann muss seine Heimat verlassen, wie leider viele heutzutage“, erzählt das Duo inTon. „Aber er ist voller Zuversicht“, denn er glaubt daran, seine große Liebe zu finden.

Zuversicht und Kindlichkeit drücken auch die Performances von Eckrich aus. „Ich bin geboren, um da zu sein“, erzählt Eckrich. „Als Kind habe ich schon szenische Witze gespielt, Fratzen gezogen, Comics gezeichnet und in der Grundschule Theaterstücke einstudiert.“

Termin

Immer freitags im Juli ist der Garten von Martin Eckrich, Iggelheimer Straße 54, Schifferstadt, ab 18 Uhr geöffnet. Bis 22 Uhr ist Einlass. Neben Skulpturen, Kunstwerken und Ausstellungsstücken Eckrichs sorgen auch Programmpunkte wie Jazz für abwechslungsreiche Stunden. Eintritt ist frei, Kost und Getränke auf Spendenbasis.

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