Ludwigshafen Wochenspiegel:

91-90719449.jpg

Was für eine Woche: Erst die Nachwehen der BASF-Explosion vom 17. Oktober – Pressekonferenzen, Ermittlungsergebnisse, Sondersitzungen. Und dann auch noch am Dienstag der Ammoniak-Austritt im Eisstadion. Viele Ludwigshafener können das Sirenengeheul nicht mehr hören, andere beschweren sich darüber, dass sie es abermals nicht gehört haben. Die Stadtspitze will sich darum kümmern, verspricht Beigeordneter Dieter Feid (SPD). Wie schon am Tag des Unglücks im Landeshafen Nord hat er auch nach dem Leck in der Saarlandstraße gemeinsam mit Feuerwehrchef Peter Friedrich für eine rasche Informationskette und damit Transparenz gesorgt. Zum Glück gab’s keine Verletzten. Manche Beobachter, vor allem die, die in sozialen Netzwerken unterwegs sind, reagieren inzwischen mit Galgenhumor auf die Ereignisse. Einer von ihnen schlägt beispielsweise vor, künftig beim Hausbau aus Sicherheitsgründen komplett auf Türen und Fenster zu verzichten. Den Aufruf, selbige beim nächsten Störfall zu schließen, könne man dann getrost ignorieren … Humor gab’s auch bei der Ehrung „Unternehmer des Jahres“ am Donnerstagabend im Ernst-Bloch-Zentrum. Angetreten als Gastredner mit Fachexpertise war Jens Wegmann vom „Institut für Kommunikationsprozessoptimierung“ in Köln. Angeblich. In Wirklichkeit war’s aber Jan Ditgen, Comedy-Redner vom Good-Vibrations-Theater in Köln. Das ist spezialisiert auf Unternehmenstheater. Mal ehrlich: Theater gibt’s in den meisten Unternehmen auch so genug. Bissig analysierte Ditgen die Internetseite der Stadt. „Explosion bei BASF?“ – steht auf der Startseite – Das stände in Ludwigshafen vermutlich jede Woche dort, so Ditgen grenzwertig frech. Auch Zaubertricks hatte er auf Lager, zertrümmerte dabei scheinbar fast das Smartphone von Ex-Kaufhof-Jetzt-TWL-Investor Cevdet Celibi, der als „Freiwilliger“ aus dem Publikum ausgedeutet wurde. Prostete vom Rednerpult aus. Riet der Oberbürgermeisterin zu „ein bisschen Koks“ zur Auflockerung. Vor ihm: ein Saal voller Unternehmer und Politiker. Die lachten. Wie schön. Nach dieser Woche. So ein Ortsbeirat ist ein beratendes Gremium. Das heißt: Er darf nichts entscheiden, aber ganz viel diskutieren. Das machen die Mitglieder dieser Gremien auch mit Herzenslust. In Ruchheim waren sich am Montagabend allerdings alle sehr schnell einig: Die Pläne der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) sind nichts! Die hatte vor, in Ruchheim eine zweite Straßenbahnhaltestelle zu bauen. „Das ist nichts!“, sagen auch die Anwohner aus dem Neubaugebiet, denen das Teil vor die Tür gesetzt worden wäre. Interessant: Wenn es die Ortsbeirats-Menschen nicht wollen, wenn es die Anwohner nicht wollen, wenn auch die RNV-Leute zugeben, dass der Bau mit einigem an Aufwand – inklusive Eingriff in das Schutzgebiet Affengraben – verbunden wäre. Wo, um Himmels Willen, kommen dann diese Pläne her? Noch interessanter: Diese Frage konnte bislang niemand beantworten. In der Kunst, mit vielen Worten wenig zu sagen, sind Politiker recht versiert. Die Botschaft hinter den gestern geflochtenen christdemokratischen Verbalgirlanden: Vor Mittwoch wollen wir uns nicht in die Karten gucken lassen. Logisch: Nach dem überraschenden Verzicht Maria Böhmers musste ein gutes Jahr vor der Bundestagswahl in relativ kurzer Zeit ein konkurrenzfähiger Kopf her. Den meinten viele in Person von Christian Baldauf bereits gefunden zu haben. Dass es ihn, den prominenten Landespolitiker, eher nicht nach Berlin zieht, muss für die CDU-Verantwortlichen in Ludwigshafen, Frankenthal und im Rhein-Pfalz-Kreis ein ziemlicher Schock gewesen sein. Die Chancen, das Direktmandat im Wahlkreis zu verteidigen, sind dadurch zumindest nicht gestiegen.

x