Ludwigshafen Zarte Romantik und beißender Spott

Die Lustige und der Ernste: Cordula Stratmann und Ulrich Noethen im Mannheimer Franziskussaal.
Die Lustige und der Ernste: Cordula Stratmann und Ulrich Noethen im Mannheimer Franziskussaal.

Der Dichter Heinrich Heine war eine komplexe Persönlichkeit. Das in einer Hommage abzubilden, ist schwierig. „Jener ist verliebt und närrisch – und noch obendrein ein Dichter“ haben die Komikerin Cordula Stratmann und der Charakterdarsteller Ulrich Noethen ihr Programm betitelt. Und es ist viel gelacht worden im Franziskussaal bei den Waldhofer Kulturtagen.

Wo anfangen, bei einem Dichter, der zarte Romantik und beißenden Spott gleichermaßen in Verse fasste? Der genau beobachtete und polemisch kommentierte? Der seine Heimat Deutschland verließ und sie doch liebte und verspottete? Cordula Stratmann und Ulrich Noethen waren nicht angetreten, um ein trockenes Seminar zu halten. Oberstes Ziel war offensichtlich ein unterhaltsamer Abend, der im besten Fall die Besucher noch zur weiteren Beschäftigung mit Heines Leben und Werk animierte. Und dieses Ziel wurde sicherlich erreicht. Der rote Faden war Heines Lebensgeschichte im chronologischen Verlauf. Der Unterhaltungswert entstand zum großen Teil aus Stratmanns komödiantischem Talent und dem Kontrast zu Noethen, der den ernsteren Gegenpart übernahm und auch Heines Worte wiedergab. Stratmann stammt aus Düsseldorf – und damit erklärte sie, dass sie vor dem Programm über Heine nicht viel wusste. „Das ist ja immer so, dass man über die Größen aus seiner eigenen Stadt nicht viel weiß“, sagte sie und entspann die Theorie, dass dies aus Höflichkeit und Diskretion geschehe. Das sei eine „déformation wohnsitzuelle“ und in Mannheim nicht anders, erklärte sie. Spaß hatte Stratmann an Heines spöttischem Umgang mit romantischer Ergriffenheit. Schönes Beispiel war ein Sonnenuntergang, über den ein Fräulein am Meer so sentimental seufzt und dem Heine entgegnet: „Mein Fräulein! Sein sie munter, das ist ein altes Stück; hier vorne geht sie unter und kehrt von hinten zurück.“ Das war eine der Gelegenheiten, bei denen Stratmann zu Hochform auflief. „Das ist doch nichts anderes, als wenn Ihr Kollege im Büro jeden Abend den Computer herunterfährt und nach Hause geht“, sagte sie, Ergriffenheit über den nichtigen Anlass spielend. Dass der Klang von Worten etwas ausdrückt, auch wenn man sie nicht kennt, zeigte sie an Ausdrücken wie „knüsselig“ und „usselig“, vorgebracht in ihrer rheinischen Mundart. Noethen las die Heine-Worte wohlklingend und angemessen. Er wirkte den Abend über ansonsten zurückhaltend – was aber auch passte, denn das alles sollte nicht in bloße Juxerei ausarten. Die 90 Minuten des Programms vergingen schnell. Viele Aspekte wurden angerissen, sicher wäre hier und da etwas tieferes Schürfen wünschenswert gewesen. Aber wem danach ist, der kann ohne Mühe Heines Werke und ihre Erläuterungen finden. Und Heinrich Heine selber hätte ein trocken-ernster Abend sicher nicht gefallen, sagte er doch über sich: „Es ist nichts aus mir geworden, nichts als ein Dichter.“

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