Ludwigshafen Zaubereien auf der Harfe

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Es begann mit einer Huldigung an den Gründer der Mannheimer Schule. Ein Orchestertrio von Johann Stamitz, dessen 300. Geburtstag 2017 gefeiert wird, eröffnete das zweite Abonnementkonzert des Kurpfälzischen Kammerorchesters. Johannes Schlaefli dirigierte ansonsten ein rein französisches Programm. Das Ereignis des Abends aber war Sarah O’Briens Harfensolo.

Ihr gebührt das erste Wort. Die Begegnung mit dieser Ausnahmekünstlerin war absolut begeisternd. Frühere Soloharfenistin beim Concertgebouw Orchester in Amsterdam und der Münchner Philharmoniker, wirkt Sarah O’Brien zurzeit als Professorin in Zürich und Basel, ist eine international gefeierte Solistin, eine Grande Dame der Harfe und Zauberin ihres Instruments. In Francois-Adrien Boieldieus (1775-1834) Konzert in C-Dur führte sie auf beeindruckendste Weise vor, was sich alles aus diesem Instrument herausholen lässt, das man eigentlich kaum für möglich gehalten hätte. Vor allem: O’Brien entlockte der Harfe Kantilenen, ein kleines Wunder bei einem Zupfinstrument, das den Ton an sich nicht halten kann. Diesmal dagegen vermochte es geschmeidige Legatolinien und Melodiebögen zu formen, beschränkte sich nicht auf Zirpen, sondern sang, wo es darauf ankam. Kaum minder eindrucksvoll erschien die Vielfalt der Farben, der raffinierten Tonabstufungen und ganz besonders der Ausdrucksnuancen von O’Briens Spiel. Nachgerade beglückend wirkten zudem ihre fein ausgehörten, ungemein eleganten Tempomodifikationen. Die Musikalität dieser Harfenistin ist schlicht erstaunlich. Mit Virtuosität von hohen Graden wartete sie im zweiten Teil des Konzerts auf, in Ravels Introduktion und Allegro für Harfe und Ensemble, das sie überaus brillant, mit wachem Gespür für Nuancen der Klanggebung gestaltete. Subtile, zarte lyrische Empfindungen prägten schließlich ihre Zugabe, den langsamen Satz aus einer Sonate für Harfe von Germaine Tailleferre (1892-1983). Begleitet wurde die glänzende Solistin bei ihrem Auftritt im Mannheimer Schloss von Johannes Schlaefli und dem Kurpfälzischen Kammerorchester aufmerksam und flexibel, wobei sich auch kammermusikalisch intime, sensible Zwiegespräche zwischen ihr und dem Ensemble entspannen. Im rein orchestralen Teil des Programms nahmen die „Kurpfälzer“ durch ein konzentriertes, überaus gepflegtes Zusammenspiel für sich ein. Johannes Schlaefli agierte auch diesmal sehr gezielt am Pult; unter seiner beredten, überaus plastischen Zeichengebung lebte und sprach die Musik. Mit Erfolg zeigte sich dabei der Dirigent unentwegt um Differenzierung, Akribie im Detail und Konturenschärfe der musikalischen Charaktere bemüht. So wurde zu Beginn des Programms Stamitz’ Orchestertrio in c-Moll (op. 4/3) mit Nachdruck und Elan vorgetragen. Bei Debussys diesmal in Kammerfassung gespieltem „Prélude à l`après-midi d`un faune“ (Nachmittag eines Fauns) sprachen dann ansprechende Farbtupfer und einige einfühlsam musizierte Passagen für den Anspruch der Wiedergabe. Hingebungsvoll und intensiv präsentierten der Dirigent und das Orchester dann noch zum Schluss drei etwas plakativ effektvolle Sätze (den dritten als Zugabe), aus den „Vier Jahreszeiten“ des vergessenen französischen Romantikers Félicien-César David.

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