Ludwigshafen Zum Lehrgang in die Kaderschmiede

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SCHIFFERSTADT. Vor einigen Wochen ist Jule Polcz bei der Sichtung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) als beste Rechtsaußen ins All-Star-Team des Jahrgangs 2001 berufen worden. Es folgte die erste Teilnahme am Lehrgang der Jugendnationalmannschaft in Kienbaum. Die Torjägerin beim Oberliga-Meister der weiblichen C-Jugend, TSG Friesenheim, steht offensichtlich vor einer großen Zukunft.

Anfangs wollte Jule es nicht glauben. Doch spätestens, als ihre Mutter Maria ihr die Einladung präsentierte, konnte die Schifferstadterin ihr Glück kaum fassen. Die 14 Jahre alte Schülerin, die bei der Sichtung unter 120 Akteurinnen zu den besten sieben Spielerinnen gewählt wurde, erhielt erstmals eine Einladung zu einem Lehrgang der Jugendnationalmannschaft des Jahrgangs 2001. Der fand in der einstigen Kaderschmiede der ehemaligen DDR, in Kienbaum in Brandenburg statt. Jule Polcz, die manchmal etwas schüchtern wirkt, war ohne große Ambitionen zur DHB-Sichtung ins württembergische Ruit gereist. Die Heimreise trat sie mit einem Nationaltrikot als besondere Auszeichnung an. Die Begeisterung in ihrer Mannschaft kannte keine Grenzen. Die Linkshänderin musste zur ersten Trainingseinheit sogar dieses Trikot tragen. „Aber das habe ich nur einmal gemacht, es ist ja etwas Besonderes und es wird einen besonderen Platz bekommen“, erzählt Jule. Sie mag den Rummel um ihre Person wenig. „Ich hatte keine Erwartungen an die Sichtung, ich wollte einfach nur Spaß haben“, erklärt die Rückraumspielerin. Sie macht aber auch kein Geheimnis daraus, dass es von Übung zu Übung immer besser lief und die ersten Teamkameradinnen ihr schon den ersten Hinweis auf diese Auszeichnung gaben. „Ich wusste nicht, dass es überhaupt ein Allstar-Team gibt“, versichert Jule. Die Schifferstadterin, die einst im Alter von vier Jahren mit Turnen begann und erst vor knapp sechs Jahren von Marion Regner in der Handball-AG in der Grundschule entdeckt wurde, nahm das Trainingsangebot des TV Schifferstadt wahr. Statt Turnen rückte der Handball immer mehr in den Fokus. Jule Polsz entwickelte sich unter den Trainern Michael Theobald und Andreas Uppenthal zu einer Leistungsträgerin. Nach der Aufnahme in den Stützpunkt des Pfälzer Handballverbandes sowie in die Pfalz- und Rheinland-Pfalz-Auswahl winkt jetzt die Nominierung für die Jugendnationalmannschaft. Ihre Ansprüche bleiben aber bescheiden. „Ich mache mir keinen Druck“, sagt sie. In Kienbaum haben die beiden Bundestrainer Frank Hamann und Suzanna Porvaznikova im Hinblick auf die Jugend-EM weitere Spielerinnen aus dem Jahrgang, zu dem die Pfälzerin zählt, gesichtet. Sollten keine weiteren Einladungen mehr folgen, dann geht für die Linkshänderin die Welt nicht unter. „Was jetzt noch kommt, ist alles Zugabe. Ich gebe mein Bestes, aber der Rest ist eine Entscheidung der Trainer“, sagt Jule. Der Wechsel vor eineinhalb Jahren zur TSG Friesenheim und Trainer Jürgen Meisel war der nächste Schritt in Jules Karriere, der ihr schwer fiel. Sie hat Mühe, die Tränen zurückzuhalten. „Das Team war für sie mehr als nur eine Mannschaft“, beschreibt ihre Mutter die Verbundenheit zum TV Schifferstadt. Das Mädchen tat den Schritt dennoch, auch deswegen, weil die Liebe zum Handball groß ist. Sie wollte nicht mehr die dominante Spielerin in der Mannschaft sein. Sieben bis 13 Tor wirft Jule bei der TSG in den meisten Partien und gehört zu den gefürchteten Torjägerinnen der Liga. „Mir ist es wichtig, dass noch genügend andere leistungsstarke Spielerinnen um mich herum sind“, versichert sie. Das hatte auch ihre ehemalige Jugendleiterin Petra Kolb beobachtet und ihr einen Wechsel empfohlen. Jule hörte auf ihren Rat und verließ im Herbst 2014 Schifferstadt. In Friesenheim sind die Trainingsumfänge deutlich höher, auch die Konkurrenz in der Mannschaft ist größer. Jule setzte sich durch, auch wenn sie einräumt, schon einmal nachgedacht zu haben, aufzuhören. „Das habe ich aber schnell wieder abgehakt“, betont Jule. Dazu hat sicher auch der Erfolg beigetragen. Mit der weiblichen C-Jugend holte sie im Dezember 2015 den Pfalzgas-Cup und sie sicherte sich mit ihrer Mannschaft die Meisterschaft in der Oberliga.

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