Ludwigshafen Zurück ins Licht

Der Tod des eigenen Kindes ist nur schwer zu bewältigen.
Der Tod des eigenen Kindes ist nur schwer zu bewältigen.

«Rheingönheim.» „Eltern, deren Kind stirbt, wissen häufig nicht, wohin sie sich mit ihrer Trauer wenden können“, sagen Michael und Angelika Hoffmann. Sie selbst mussten vor vier Jahren Abschied von ihrer Tochter nehmen, die an einer Krankheit starb. In der Zeit unmittelbar danach hatten sie den Kontakt zu Selbsthilfegruppen gesucht, und, da sie in der näherem Umgebung keine finden konnten, auch weitere Wege auf sich genommen. „Wir haben uns auch mit zwei befreundeten Ehepaaren, die ein ähnliches Schicksal haben, privat getroffen“, berichtet das Ehepaar, das noch mit anderen Eltern in der gleichen Situation in Verbindung steht. „Das Thema braucht Raum und es gibt viele, die gern in eine Gruppe gehen würden“, haben Angelika und Michael Hoffmann beim Austausch mit anderen Betroffenen erfahren. So sei die Idee entstanden, eine Gruppe zu gründen. War das zunächst noch ein eher privates Treffen, möchten die Hoffmanns ihre Erfahrungen nun doch auch an andere Eltern weitergeben. Die Gruppe wird sich im Seniorendomizil St. Christopherus in Rheingönheim treffen – im „Raum der Stille“: „Wir hatten das Gefühl, dass der Raum gut passt. Es ist ein angenehmer Raum, der auch Wärme ausstrahlt“, findet Angelika Hoffmann. Gefunden haben sie den Treffpunkt dank Kiss Pfalz, der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe in der Region. Angesprochen sind trauernde Eltern – das Alter des verstorbenen Kindes spielt keine Rolle. Die Gruppenabende sollen rund zwei Stunden dauern. „Weniger macht keinen Sinn, und länger überfordert“, meint Michael Hoffmann. Zum Einstieg wie auch zum Ausklang wird es jeweils ein kleines Ritual geben. Aus eigener Erfahrung wissen er und seine Frau, dass es wichtig sei, den eigenen Gefühlen Raum zu geben – auch den anstehenden Sorgen. Denn: „Wer ein Kind verliert, hat die Zukunft verloren.“ Im Kontakt mit anderen betroffenen Eltern hat das Rheingönheimer Ehepaar viele Eindrücke gewonnen und gemerkt, dass es unterschiedliche Strategien zur Trauerbewältigung gibt. „Der Schmerz verbindet – der Trauerweg ist jedoch immer anders“, sagen die Hoffmanns. Wenn Eltern beispielsweise ein Kind durch Suizid verlieren, könnten sie oft zunächst nicht trauern, weil sie Schuldgefühle haben. „Die Selbsthilfegruppe will eine Hilfestellung geben, ins Leben zurückzukommen, sie ist jedoch kein Ersatz für professionelle Hilfe“, betont Michael Hoffmann. „Wir können von unseren eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen erzählen und beschreiben, wie es uns ergangen ist – und dass man aus dem tiefen Loch herausklettern kann und sieht, dass es irgendwo ein Licht gibt“, beschreibt es Angelika Hoffmann. Was die Gruppe bieten kann: „Man fühlt sich aufgenommen, verstanden und aufgehoben“, nennt das Ehepaar seine Intention für die neue Selbsthilfegruppe. In der müsse man sich nicht erklären, „es ist wie in einer Familie anzukommen.“ Und vor allem: „Man muss nicht sprechen, man kann auch nur zuhören.“ Und wenn über die Gruppentreffen hinaus auch private Kontakte entstünden, wäre das schön, sagen Angelika und Michael Hoffmann. Neben den Gesprächsrunden planen die Gründer weitere Aktivitäten wie zum Beispiel Themenabende, Vorträge, Bastelangebote oder auch den Besuch eines Trauergartens. Dies soll aber in der Gruppe besprochen und abgestimmt werden, Vorschläge von Gruppenteilnehmern sind also willkommen. „Schön für uns wäre es, wenn wir anderen Eltern etwas Kraft geben können für die Bewältigung ihres eigenen Weges“, hoffen Angelika und Michael Hoffmann.

Die neue Trauergruppe soll helfen, dass dies gelingt.
Die neue Trauergruppe soll helfen, dass dies gelingt.
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