Ludwigshafen Zwischen Inselidylle und Industriekultur

Die Big Band Jazz Attack ist auch wieder dabei.
Die Big Band Jazz Attack ist auch wieder dabei.

Damit der Sommer in Ludwigshafen nicht bloß aus Fußball, Badeweiher und Biergarten besteht, gibt es auch wieder ein vielfältiges Kulturangebot. Der 28. Kultursommer der Stadt bietet von Mitte Juni bis Ende August rund 100 Veranstaltungen mit Jazz, Klassik, Literatur, Kunst und Theater. Man kann auf dem Lutherplatz Big Bands hören, in der Fußgängerzone Straßentheater erleben, die hässlichsten Seiten der Stadt kennenlernen oder sich vom Intendanten der Staatsphilharmonie im Oldtimer chauffieren lassen.

„Das ist ein Angebot für die ganze Region“, schwärmte Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg gestern bei der Programmvorstellung. Die Mehrzahl der Kulturschaffenden kommt dabei aus der Stadt oder ihrer näheren Umgebung. 50 Vorschläge für Kultursommer-Projekte seien diesmal eingegangen, berichtete Kulturbüroleiter Fabian Burstein. Am Ende seien 35 ausgewählt worden. „Der Kultursommer entsteht in Wechselwirkung mit der lokalen Szene“, so Burstein, „und die Kuratierung hat dem Programm gut getan, zeigt auch eine Wertschätzung der ausgewählten Teilnehmer“. Natürlich finden sich in diesem Programm viele Bekannte. Christian Scheuber veranstaltet vom 10. bis 12. August das Festival „Jazz am Rhein“, unter anderem mit dem Kontrabassisten Joscha Oetz, dem Schlagzeuger Adam Nussbaum und der Pianistin Lee Ann Ledgerwood. Big-Band-Jazz gibt es am Lutherturm, hier wird der Kultursommer auch von der brasilianischen Sängerin Viviane de Farias und ihrer Band am 13. Juni eröffnet. Tradition haben auch die Matineen im Biergarten der Privatbrauerei Mayer in Oggersheim. Mit dabei vom 17. Juni bis 26. August sind Saxophonist Fabian Schöne, Schlagzeuger Erwin Ditzner und Sängerin Jutta Brandl. Nach ein paar Jahren Pause ist der Inselsommer wieder Teil des Programms, hier erwartet die Besucher vom 17. bis 24. Juni in idyllischer Parklandschaft am Rheinufer Weltmusik, Kindertheater, Kunstcampus und „Better World Market“. Die Kitz Theaterkumpanei ist auch beim Aktionstag der Jungen Szene am 16. Juni mit von der Partie, außerdem die beiden anderen Kindertheatergruppen aus Ludwigshafen, das AdRem Theater und das Nanotheater. Die bildende Kunst hat ihren Standort im ehemaligen TWL-Umspannwerk, hier öffnen die Künstler ab 9. Juni ihre Ateliers, zeigen Ausstellungen und bieten Workshops an. Hier ist auch vom 5. Juli bis 4. August die Ausstellung „Past First“ zu sehen, die das Augenmerk auf schöne alte Dinge richtet, die von der digitalen Revolution überflüssig gemacht werden. Bei dieser Ausstellung klingt dann auch das Motto des Landeskultursommers an, der sich diesmal mit „Industriekultur“ beschäftigt. Dazu passt die Fotoausstellung „Seit By Side“ im Kulturcafé in der Lisztstraße, die vom 16. bis 31. August an Traditionsbetriebe in Ludwigshafen erinnert und an die Menschen, die hier arbeiten. Besondere Führungen durch die Stadt bietet der Verein Rhein-Neckar Industriekultur, auf sechs Touren kann man ab 23. Juni die BASF vom Rhein aus erleben oder in der Ebertsiedlung mehr über ein Wohnungsbauprojekt der 1920er-Jahre erfahren. Eine Begegnung von Industrie und Kunst soll am 8. und 9. September in der Anlieferhalle des Müllheizkraftwerks stattfinden. Am ersten Tag gibt’s elektronische Musik, am zweiten Klassik mit den Sinfonieorchester der städtischen Musikschule. Überhaupt spielt sich der Kultursommer zu einem guten Teil im Freien ab. Unter der dem Abriss geweihten Hochstraße treten am 7. Juli sechs Punkrockbands aus Deutschland auf. Auch auf dem Platz vor dem Kulturzentrum Das Haus gibt’s am 25. August Punkrock, dazu einen Skatepark. Lesungen gibt es in der Stadtbibliothek, aber auch in der Leerguthalle der Alkoholraffinerie Berkel. Dort liest am 23. August der Seniorchef der Firma aus seinem Kriminalroman, in dem es natürlich um Alkoholdiebstahl geht. Die hässlichsten Orte in der Stadt kann man bei den „Germany’s Ugliest City Tours“ kennenlernen. Allround-Künstler Helmut van der Buchholz nimmt die Auszeichnung der Satire-Sendung „Extra3“ ernst und zeigt die Stadt, wie sie wirklich ist. Und wer dem scheidenden Intendanten der Staatsphilharmonie schon immer mal die Meinung sagen wollte, der hat dazu jetzt Gelegenheit. Er wird von Michael Kaufmann sogar mit dem Wagen abgeholt und zum gewünschten Ziel gebracht. „Kaufmann Driver“ heißt der Chaffeur-Service mit Gesprächsmöglichkeit. Ein Höhepunkt des Kultursommers ist das internationale Straßentheaterfestival, das eigens vorgestellt wird.

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