Neustadt 125 Jahre DLR: Einblicke in die Arbeit bei den Tagen der offenen Tür

Blick auf den Campus bei Mußbach.
Blick auf den Campus bei Mußbach.

„Unsere Arbeit mit allen Sinnen begreifen“ – unter diesem Motto feiert das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum sein 125-jähriges Bestehen. Neugierige werden für 31. August und 1. September auf den Campus in Mußbach eingeladen. Dort gibt es Einblicke in die Forschung, aber auch viel zu probieren.

Wenn es um Weinbau und Gartenbau geht, kommt man am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Mußbach nicht vorbei. Die Einrichtung trägt diesen Namen zwar erst seit 2003, ist aber eigentlich schon 125 Jahre alt. Daher soll am 31. August und 1. September groß gefeiert werden. Die Fachabteilungen am DLR wollen dann zeigen, was sie am Rand von Neustadt so alles erforschen und wissen. Da es um landwirtschaftliche Produkte geht, soll an beiden Tagen der offenen Tür auch probiert und genossen werden. „Bei uns wird niemand durstig oder hungrig das Gelände verlassen“, verspricht Andreas Kortekamp, der kommissarische Leiter des DLR.

Er hat sich am Dienstagmittag mit sechs Kollegen und einer Kollegin in einem Hörsaal versammelt, um mit acht Kurzvorträgen aufzuzeigen, wie vielfältig die DLR-Arbeit ist. Rund 400 Mitarbeiter sind auf dem Campus tätig und kümmern sich um Ausbildung (Berufsbildende Schule, Fachschule, Weincampus mit dualem Studiengang), Beratung, Forschung und Landentwicklung (Flurbereinigung).

Wissen für die Region

Laut Kortekamp begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Organisation der landwirtschaftlichen Ausbildung. So kam es 1899 in Neustadt auch zur Gründung der königlich-bayerischen Obst- und Weinbauschule. Ziel sei schon damals gewesen, junge Menschen auszubilden, Erwachsene weiterzubilden und so die Zukunft der Betriebe zu sichern. Daran habe sich im Kern bis heute nichts geändert. „Wir kreieren hier Wissen, das der Region zugute kommt“, betont Kortekamp. Im Laufe der Jahrzehnte habe sich die Schule zur Versuchs- und dann auch noch zur Forschungsanstalt weiterentwickelt.

Christian Hill (Berufs- und Fachschule) betont, dass die 650 Schüler und Studenten am Campus davon profitieren, „dass alle Lehrkräfte zugleich auch Berater für Betriebe und Politik sowie Forscher sind, dadurch haben wir sehr kurze Wege im Wissenstransfer“. Dies betrifft Norbert Laun und die Abteilung für Gartenbau speziell bei der Frage, „was genau gute Qualität“ sei. Sein Team präsentiere bei den Tagen der offenen Tür Kräutergärten samt Anbautipps.

Eine Kaderschmiede

Knut Bauer (Abteilung Landentwicklung) zeigt am Beispiel des Wingertsbergs in St. Martin auf, welche Bedeutung das DRL als Flurbereinigungsbehörde habe. Am Wingertsberg habe die Flurbereinigung dazu beigetragen, den Weinbau zu sichern und den Artenschutz zu fördern (154 Wildbienenarten leben dort), wovon über die Landschaft und den Wein auch der Tourismus profitiere.

Dominik Durner, Professor für Lebensmitteltechnologie und Önologie, beschreibt das Ziel der DLR-Arbeit so: Es gehe darum, es der Landwirtschaft „zu ermöglichen, Lebensmittel in der erforderlichen Menge und Qualität zu produzieren“. Man sei eine „Kaderschmiede“ für Wein- und Gartenbau und lege in der Forschung die Grundlagen für „Wirtschaftsleistung und Nachhaltigkeit“. Der Klimawandel sei ein Forschungstreiber.

Gezielter Pflanzenschutz

Gabriele Krczal (RLP Agroscience) verdeutlicht das mit ihrer Forschungsarbeit beim Pflanzenschutz. Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel sei nicht die Lösung, da man damit die Produktion gefährde. Man brauche also Alternativen. Diese gebe es in Form von RNA-Molekülen, mit denen ein sehr gezielter und schonender Pflanzenschutz möglich sei. „Ein idealer Ersatz für chemische Mittel“, betont Krczal. Das Thema beschäftigt auch Andreas Kortekamp im Institut für Phytomedizin. Man analysiere, was alles möglich sei, um Pflanzenschutzmittel einsparen zu können. Dazu zähle auch die entsprechende Bodenbegrünung.

Dass die Landwirte immer stärker auf digitale Hilfsmittel zurückgreifen können, dafür sorgt die Technische Zentrale. Laut Matthias Trapp werden über viele Daten Karten so visualisiert, dass Schutzgebiete punktgenau erkannt und eingehalten werden können. Außerdem könnten dank der Details gezielt Maßnahmen gegen Frostschäden ergriffen werden.

Ulrich Fischer, Institutsleiter Weinbau und Önologie, befasst sich mit Genussfragen. Er erforscht, was bei der Produktion geändert werden muss – Stichworte Terroir und alkoholfreie Weine –, um den Ansprüchen der Verbraucher zu entsprechen.

Info

Tage der offenen Tür am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt-Mußbach am Samstag, 31. August, von 11 bis 18 Uhr und am Sonntag, 1. September, von 10 bis 17 Uhr.

x