Neustadt Alle Kinder lieben Pino
Die Idee dazu stammt von Rektorin Nicole Ihrig. Denn es sei nachgewiesen, dass ein Schulhund die Lernatmosphäre, die individuelle Leistungsfähigkeit und das Sozialverhalten verbessere, Stress abzubauen helfe und den Lärmpegel senke. „Daher wollte ich dieses Konzept auch an unserer Schule einführen“, so die Rektorin. Und da sie wusste, dass sie mit der Grundschullehrerin Björk Stork eine Kollegin an der Schule hat, die sich bestens mit Hunden auskennt und die zu Hause einen gut ausgebildeten Hund besitzt, nahm die Idee konkrete Formen an. Zumal auch Stork sofort von dem Konzept begeistert war. „Aber nicht nur das Kollegium musste dem Antrag zustimmen, es gab noch viele andere Auflagen zu erfüllen“, erklärt Stork. So waren die Einwilligungen des Elternbeirates, des Hygienebeauftragten, des Schulträgers und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) einzuholen. Gleichzeitig musste ein stimmiges Konzept ausgearbeitet werden, schildert die Lehrerin. Als all diese Formalitäten erledigt waren, konnte es endlich losgehen. Um den Hund nicht unnötig unter Stress zu setzen, sei die Anzahl der AG-Kinder aus den dritten und vierten Klassen jedoch auf 15 begrenzt worden. „Die Mädchen und Jungen waren ganz wild auf den Hund. Die Nachfrage war demzufolge größer als die Kapazitäten“, erinnert sich Stork. Nach einer Einführungsphase, in der der Spanische Wasserhund „Pino“ zunächst noch nicht mit in die AG durfte, sondern in der die Kinder auf den Vierbeiner vorbereitet wurden, durfte er dann endlich selbst in Aktion treten. Und seitdem ist er natürlich der Star auf dem Schulgelände. Nach Arbeit sieht es bei Pino nicht aus. „Er ist schließlich kein Therapiehund, sondern das Ganze ist eher spielerisch aufgebaut“, erklärt Stork. Der Hund genießt es jedenfalls sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen, von allen gestreichelt zu werden und Schmuseeinheiten zu bekommen. Und auch dass er in der wöchentlichen Begrüßungsrunde erstmal von allen Anwesenden ein Leckerli bekommt, weiß Pino zu schätzen. Aber natürlich könne man nicht einfach jeden Hund für solch eine Aufgabe einspannen. „Pino ist sehr zutraulich, verschmust und liebt Kinder“, so Stork. Neben diesen positiven Charaktereigenschaften muss ein Schulhund Qualifikationen und Gesundheitsnachweise erbringen. Aber auch hier kann der Vierbeiner punkten. So bestand er die Begleithundeprüfung und nahm erfolgreich an einem Distanztrainingskurs teil. „Seine große Leidenschaft ist jedoch das ,Mantrail’ – eine sportliche Personensuche“, erzählt sein Frauchen. Zurzeit ist er damit beschäftigt, seine Besuchs- und Schulhundeausbildung abzuschließen, um für seine neue Aufgabe optimal gerüstet zu sein. „Falls es ihm doch einmal zu viel werden sollte, besitzt er im Klassenzimmer einen Rückzugsort, an dem ihn dann auch niemand stören darf“, so Stork. Bisher sei dies jedoch nicht nötig gewesen. Die Kinder lernten auch, wie man einen Hund richtig an der Leine ausführt. Heute dürfen sie unter Beweis stellen, ob sie die Körperteile eines Hundes richtig benennen können und ob sie wissen, inwiefern sich diese Bezeichnungen von denen beim Menschen unterscheiden. Natürlich steht Pino, der es sich auf seiner Decke bequem gemacht hat, gern als Anschauungsobjekt zur Verfügung. Nach der gemeinsamen Wissensrunde erhalten die Kinder Arbeitsblätter, die sie an ihren Plätzen bearbeiten. Pino nutzt die Zeit, von Reihe zu Reihe zu spazieren, sich anzuschmusen und mit seinen treuen braunen Augen Streicheleinheiten einzufordern. „Viele Kinder sind in der AG, weil sie zu Hause keinen eigenen Hund haben“, erklärt die Lehrerin. „Jeder hier liebt Pino“, meint auch die kleine Asel, während der Hund neugierig ihre Schultasche beschnüffelt. „Ich finde Hunde ganz toll, wollte immer einen haben. Nun habe ich wenigstens donnerstags einen“, meint Emily. Am Ende der Stunde kann sich jeder aussuchen, was Pino machen soll. Beliebt ist es, den Futterbeutel mit Leckerlis zu verstecken, den Pino dann natürlich liebend gerne sucht. Bevor es nach Hause geht, müssen alle gründlich ihre Hände waschen, darauf achtet Stork penibel. „Wir testen dieses Konzept erstmal in einer AG, um zu schauen, wie es ankommt. Sollte es gut laufen, ist geplant, Pino auch mit in den regulären Unterricht zu nehmen, um die pädagogischen Ziele, die das Projekt verfolgt, weiter zu integrieren“, blickt Stork in die Zukunft.