Neustadt Arthouse: Jackie – Die First Lady

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Neustadt. Achtung: dieser Film ist kein konventionelles „Biopic“, sondern eine künstlerische Annäherung an die viel bewunderte Präsidentengattin Jackie Kennedy, die schon zu Lebzeiten eine Legende war, eine Stil-ikone, elegant, kultiviert, populär. Vor allem geht es darum, wie sie schon kurz nach dem tödlichen Attentat auf ihren Mann daran geht, dessen Vermächtnis zu inszenieren. Ausgangspunkt ist dabei jenes reale Interview, das die Witwe nur eine Woche nach der Ermordung John F. Kennedys einem Reporter auf dem Sommersitz der Kennedys in Hyannis Port gab, in das immer wieder assoziative Rückblenden eingeschoben sind. Die Bilder der Witwe in ihrem durch das Blut ihres Mannes verschmierten Chanel-Kostüm, das sie entgegen der Wünsche ihrer Entourage so lange wie möglich anbehielt, ihre Überlegungen zu einer würdigen Beerdigung, ihre Auseinandersetzungen mit Johns Bruder: die Fakten stimmen wohl. Doch Regisseur Pablo Larraín nimmt sich in diesem Film viele Freiheiten bei seinem Versuch, sich in die wechselnden Gemütslagen der einstigen „First Lady“ hineinzufühlen – einer Frau, die mit der Ermordung ihres Mannes ins Bodenlose stürzt und überdies plötzlich zur Verwalterin seines Nachruhms wird. Mal ist sie in Trauer erstarrt, mal hochmütig und mal verletzlich wie ein kleines Mädchen. Vor allem aber kennt Jackie, selbst gelernte Journalistin, den Unterschied zwischen Realität und Fiktion und weiß, wie sie sich präsentieren muss. Sie erzählt dem Interviewer Dinge, die er niemals schreiben darf. Das Charakterporträt entpuppt sich so als mal faszinierendes, mal ermüdendes Vexierspiel – und als eindrucksvolle One-Woman-Show für Natalie Portman, die dafür eine weitere Oscarnominierung bekam. Termine Zu sehen heute, Montag, um 17.30 Uhr und 20 Uhr und morgen, Dienstag, um 18 Uhr in der Kunstfilmreihe „Arthouse“ im Neustadter Roxy-Kino. |chy

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