Neustadt Auch Wissensdurst gestillt

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Die Turmbläser haben es am Samstagmorgen verkündet: Das Fest des protestantischen Kirchenbezirks Neustadt beginnt. Alle zwei Jahre wird es ein Wochenende lang gefeiert – mit Informationsständen, auskunftsfreudigen „Beschickern“ und einem bunten Programm rund um die Stiftskirche. Das Motto in diesem Jahr lautete „Eine Welt!“.

Wer sich nach den Chorälen der Turmbläser auf einen Rundgang begab, konnte viel erfahren. In der Stiftskirche präsentierten sich beispielsweise der missionarisch-ökumenische Dienst der Landeskirche, der Bau- und Förderverein der Stiftskirche und das Diakonissen-Mutterhaus in Lachen, das neben Tageskursen und Bibel-Freizeiten auch Rad- und Wandertouren anbietet. Unter den vielen Besuchern, die sich informierten, waren auch Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat des Landkreises Bad Dürkheim, Neustadts Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer sowie natürlich der Gastgeber, Dekan Armin Jung. Intensive Gespräche gab es dabei unter anderem mit den Vertretern der Notfallseelsorge. Markus Diringer, Pfarrer in Lambrecht, erklärte, dass nach dem ICE-Unglück in Eschede am 3. Juni 1998 klar geworden war, wie wichtig diese Begleitung und Unterstützung von Opfern, Angehörigen und Helfern sei. In Neustadt werde dazu eng mit dem Roten Kreuz und der Stadt zusammengearbeitet, die die Notfallseelsorger zu den regelmäßigen Sitzungen der technischen Einsatzleitung einladen würden. Bei dem Hambacher Gemeindediakon Gerd Rieger habe sich unlängst ein Hausarzt gemeldet mit der Bitte, einer Familie Beistand zu sein, deren Kind im Sterben liege. „Wir müssen auch manchmal nach Unfällen der Familie eine Todesnachricht überbringen“, ergänzte Thomas Braun. So etwas könne nur mit professioneller Vorbereitung der Helfer geleistet werden. Viele Besucher des Kirchenfests nutzten die Chance, sich vom Turm der Stiftskirche abzuseilen. Nach dem Aufstieg – für manch einen bereits eine Herausforderung – zurrte Klaus Manthey die Entschlossenen in das Geschirr und erläuterte die richtige Technik. Sehnsüchtig hoch schaute auch die 26-jährige Yeter Demirtas. Doch drohte das Abenteuer an ihrer Kleidung zu scheitern, trug sie doch einen Rock. Indes ließ sich das Problem schnell lösen. Kurzentschlossen erstand sie eine Hose, um sich den langgehegten Wunsch zu erfüllen. Ein Glanzpunkt des Dekanatskirchenfestes war die „Krönungsmesse“, die bei den „Marktkonzerten“ diesmal im katholischen Teil der Stiftskirche vom Neustadter Vokalensemble unter Leitung von Ulrich Loschky aufgeführt wurde. Chor, Orchester und Solisten (Sopran Katharina Köhler, Alt Angelika Schmalbach, Tenor Christoph Siegler, Bass Carsten Klink, an der Walcker-Orgel Thomas Kaiser) brachten die feierlich-zarten bis fulminanten Sätze von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Innersten ihres Herzens hervor. Mit strahlenden Augen kommentierte Loschky am Ende: „Alle haben alles gegeben“. Das habe Mozart gewollt und gemeint. Vor dem abschließenden „Amen“ und Gottes Segen von Dekan Armin Jung im Festgottesdienst am Sonntag taufte die kürzlich zur Oberkirchenrätin gewählte Marianne Wagner den kleinen Gael Contreras Fernandes auf Deutsch und in seiner Muttersprache Spanisch. „Wir wollen den Kindern Räume eröffnen, in denen sie wachsen können“, sagte Wagner – „in Freiheit, Liebe und Respekt“. |stgi

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