Neustadt Auf musikalischer Pilgerreise

«Deidesheim.»„Wege, Bewegung und auch bewegt werden“ – Bernhard Braun, katholischer Stadtpfarrer zu St. Ulrich, umschreibt im Vorwort der ausführlich gestalteten Programmbroschüre zum „Deidesheimer Musikherbst“ trefflich, wohin die 21. Ausgabe des renommierten Konzertzyklus 2018 zwischen 21. September und 20. Oktober unterwegs sein wird.

Als eine „Art musikalische Pilgerreise“ bezeichnet die Konzertorganistin und Musikwissenschaftlerin Elke Völker, künstlerische Leiterin des kleinen Festivals, das vierteilige Programm. Die Tour startet am Freitag, 21. September, per Bus mit einer Orgelfahrt ins benachbarte Saarland. Prominente Stationen des sowohl kunsthistorisch als auch hinsichtlich der Orgel-Schönheiten attraktiven Sightseeings sind die Ludwigskirche in Saarbrücken und die älteste erhaltene romanische Kirche des Bundeslands, St. Peter in Merzig, mit ihrer dreimanualigen Klais-Orgel. Zuckerstückchen im instrumentalen Reigen der Orgelfahrt aber ist gewiss die Deutschherrenkapelle im Herzen der Saarbrücker Altstadt. Sie beherbergt – wahres Kleinod – eine Orgel von 1765, aus dem Londoner Buckingham-Palace an die Saar transferiert; Mozart und Mendelssohn gar sollen sich einst an ihr ergötzt haben. Eingebettet in die Kirchenbesuche – begleitet von der Kunsthistorikerin Dana Mlakar und von der Orgelbank aus von Elke Voelker mit kleinen Konzerten bespielt – ist eine Besichtigung der Orgelbau-Firma Hugo Mayer in Merzig. Die Tagesfahrt kostet 75 Euro, Anmeldungen sind noch bis Donnerstag möglich. Weiter geht es innovativ stürmend am Samstag, 6. Oktober, in der Stadtkirche St. Ulrich. Unter dem Titel „Sturm und Drang – Beethovens Revolution“ gastiert das „Lupot-Streichquartett“, das sich aus Mitgliedern der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und des Mannheimer Nationaltheater-Orchesters um den Haßlocher Violinisten Andrei Rosianu rekrutiert. Im Zentrum des Abends steht neben einem Opus von Georg Friedrich Händel und einem weiteren Werk Beethovens dessen Streichquartett F-Dur op. 59, das erste der drei sogenannten „Rasumowsky-Quartette“. Und der Cellist Friedrich-Martin Voigt wird die Zuhörer vorab in einer Einführung mit dem komplexen Werk vertraut machen. Ein ganz exotisches Erlebnis mit teils experimentellen Zügen, dabei schon auf Grund der fabelhaften Protagonisten hochseriös, verspricht der 13. Oktober. Im „Duell der Tastenkünstler“ liefern sich Elke Voelker an der Orgel und der vielfach prämierte russische Musiker Alexander Bychkov, der mit Akkordeon und Bandoneon unterwegs ist, allerlei faszinierenden Schlagabtausch. Scarlatti, Bach, Vivaldi und Corelli sind mit von der Partie, aber auch Minimalmusiker Phil Glass und die Zeitgenossen Guy Bovet, Georgi Sviridov und Wladimir Zubitzki. Und Letzteres, betont Voelker mit Nachdruck, sei ihr ein besonderes Anliegen, denn: „Viel zu wenig haben wir im kirchlichen Kontext die Neue Musik im Blick.“ Das Abschlusskonzert am 20. Oktober schließlich führt das Gesamtmotto dann explizit im Titel: Mit „Auf dem Jakobsweg – eine musikalische Pilgerreise“ machen die Ensembles von „Palatina Klassik“ mit den Solisten Robert Frank (Violine) und Elke Völker (Orgel) unter der Leitung des früheren Speyerer Domkapellmeisters und Domorganisten Leo Kraemer in Deidesheim Station. Es wird Musik aus Monteverdis „Marienvesper“ und den Mendelssohn-Oratorien „Paulus“ und „Elias“ sowie Sätze aus einer Sonate für Violine solo von Johann Sebastian Bach geben. Zentrales Werk indes ist die titelgebende Komposition aus der Feder von Kraemer selbst – kürzlich erst uraufgeführt –, deren zwölfteiliger „Jakobsweg“ sich zwischen gregorianischer Hymnik, Messe-Teilen und freier kontemplativer Thematik bewegt und die klangmächtigen Vokal- und Blechbläser-Ensembles farbig mit solistischen Auftritten – Tenor, Violine, Orgel und Sprecher – durchwirkt. Karten Die drei Konzerte in der Kirche St. Ulrich beginnen jeweils um 19 Uhr. Karten (15-8 Euro) und Anmeldung zur Orgelfahrt bei der Tourist-Info Deidesheim (06326/ 96770). Weitere Infos unter www.deidesheimer-musikherbst.de.