Haßloch Benefiz-Radtour: Für die „New Hope School“ über die Alpen
Seit fünf Jahren engagiert sich Walter Grudszus aus Haßloch für die „New Hope School“ in Homa Bay in Kenia. Das Projekt hat er 2019 initiiert, um Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Viel Engagement steckt der pensionierte Lehrer, der am Hannah-Arendt-Gymnasium unterrichtete, in die Betreuung seines Projekts. Der Bau und der Betrieb der Schule verschlingen jährlich mehrere tausend Euro. „Bis jetzt ist es mir immer gelungen, ausreichend Geld über Spenden zu generieren, um damit 150 Kindern den Besuch der Grundschule zu ermöglichen“, sagt Grudzsus. Er betont aber gleichzeitig, dass „mehr“ leider nicht möglich sei.
Heiße Temperaturen und gefährliche Abfahrten
Im Frühjahr 2025 soll die „New Hope School“ in Homa Bay in Kenia offiziell eröffnet werden. Um noch ausstehende Arbeiten am Schulgebäude und die Ausstattung zu finanzieren, hatte Grudszus die Idee, mit einer Art „Fundraising“ Spenden sammeln. Gemeinsam mit seinem Nachbarn Frank Lieberknecht plante er eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad. Rund 350 Kilometer wollten die beiden bewältigen. Die geplante Route: München, Mittenwald, Telfs, Innsbruck, Kitzbühel, Lofer bis Salzburg. Die Radler hofften auf viele Unterstützer, die das sportliche Engagement mit einem bestimmten Betrag pro Kilometer honorieren und auf das Konto des Vereins New Hope Schools spenden.
Nach ihrer Rückkehr zeigen sich Gruszus und Lieberknecht zufrieden. Einerseits sind bisher rund 2600 Euro Spenden eingegangen. Andererseits hat das Duo das sportliche Ziel erreicht – trotz zwei Tagen Dauerregen, heißen Temperaturen, heftigen Steigungen und gefährlichen Abfahrten (nach Telfs). Aber beide schwärmen von den menschlichen Begegnungen, den Gesprächen und der überwältigenden Hilfsbereitschaft.
Die Tour-T-Shirts, vorne mit der Aufschrift „I love Pfalz“ und hinten mit dem Motto „Radeln für Afrika“, sorgten dafür, dass sie mit vielen Menschen schnell in Kontakt kamen. Da war die nette Bauernfamilie, die sie zur Stärkung in die nächste Kneipe fuhr und wieder abholte. „Ich konnte nicht mehr weiter, war völlig durchnässt und hatte viel zu wenig getrunken“, schildert Lieberknecht, der mit einem normalen Trekking-Rad unterwegs war. Aber insgesamt habe sich die gute Vorbereitung gelohnt.
Die Wegstrecke in Etappen von 70 bis 80 Kilometern – auf Asphalt, aber auch mal auf Kies oder Waldwegen – seien gut zu bewältigen gewesen. Schöne Orte, wunderbare Aussichten und leckeres Essen und Trinken ließen die Anstrengungen schnell vergessen. Fast alle Übernachtungsquartiere garantierten eine heiße Dusche und ein gemütliches Bett – in einem soll einst Kaiserin Sisi geschlafen haben. Im nächsten Jahr soll es wieder losgehen, um Spenden für die Schule und die Kinder in Kenia zu sammeln. Vielleicht geht es dann in den Norden, nach Schweden.
Kontakt mit Lehrer aus Kenia als Auslöser
Eine zufällige Begegnung hatte das Leben von Grudszus verändert. Beim Besuch einer Veranstaltung mit dem Hope Theatre Nairobi, bei dem junge Menschen aus den Armenvierteln der kenianischen Hauptstadt mitwirken, war 2019 der Kontakt mit dem Lehrer Philip Oketch aus Kenia entstanden, der Waisenkinder am Rand der Kleinstadt Homa Bay in einem Hilfsprojekt unter schwierigen Bedingungen unterrichtete. Grudszus entschied, sich dort zu engagieren. Vor fünf Jahren rief er das Projekt „New Hope School“ in Homa Bay am Victoriasee in Kenia ins Leben. 150 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren haben so die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.
Um das Projekt zu finanzieren, sind Spenden notwendig. Bezahlt werden müssen die Gehälter der Lehrer und täglich ein Essen für die Kinder. Dafür hat Grudzsus einen Verein gegründet. Rund ein Drittel der monatlichen Kosten können über Spenden finanziert werden. „Ich hangle mich immer weiter durch, versuche das Projekt fertigzustellen und am Leben zu erhalten“, sagt Grudszus, der jedes Jahr auf eigene Kosten nach Kenia reist, um sich vor Ort um das Projekt zu kümmern.
Die Situation in Homa Bay sei für viele Menschen ohne Perspektive, dass sich ihre Lebensverhältnisse grundlegend verbessern, sagt er. Denn Bildung als ein Schlüssel für Veränderungen sei für viele Familien nicht finanzierbar. Sein Schulprojekt „New Hope School“ könne wenigstens einigen Kindern Hoffnung für die Zukunft geben.
Mit 15 Euro pro Monat Schulbesuch finanzieren
Grudszus freut sich über jede Spende und über Menschen, die bereit sind eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen. Schon mit zehn bis 15 Euro pro Monat könne einem Kind der Schulbesuch finanziert werden. Leider seien auch in Kenia die Preise für Baumaterialien und das Essen, Mais und Bohnen, gestiegen. Auch „einfache“ Dinge wie Kreide, Schreibmaterialien oder Schulbücher fehlten und müssten finanziert werden.
Rund 3000 bis 4000 Euro sind laut Grudszus noch notwendig, um die anstehenden Investitionen zu bezahlen. Bis zur geplanten Eröffnung der Schule im April 2025 müssen noch alle Klassenräume mit Strom versorgt werden. Der Gebrauch der Laptops, die ein Haßlocher Unternehmen gespendet hat, soll ermöglicht werden. Einige Räume müssen noch mit Estrich und Verputz versehen werden. Auch künftig wird das Projekt finanzielle Hilfe benötigen. Für die 150 Kinder soll ein einfacher Spielplatz angelegt werden, denn bislang werden die Pausen auf einem steinigen Acker verbracht.
Infos und Spendenkonto
Walter Grudszus,