Neustadt Beschäftigungspilot als Schnittstelle

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Joachim Seitz hat am 1. Februar seine Arbeit als Beschäftigungspilot für Flüchtlinge im Bereich Neustadt aufgenommen. Der 46-jährige Sozialpädagoge aus Neustadt arbeitet beim Christlichen Jugenddorf (CJD) Neustadt und hat in dort in der Förderung und Vermittlung benachteiligter Jugendlicher bereits viele Kontakte zu Arbeitsagentur, Jobcenter und Arbeitgebern aufgebaut.

Bei der Vorstellung von Seitz erläuterte Andreas Schmidt, Gesamtleiter des CJD Rheinland-Pfalz/Nordbaden, dass die Idee des Beschäftigungspiloten im Ministerium für Soziales in Mainz entwickelt worden sei. Finanziert werden die rund 60.500 Euro Kosten über 30.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds, das Land übernimmt 6500 Euro, die Bundesagentur für Arbeit rund 24.000 Euro. Darin enthalten sind neben den Personalkosten des Beschäftigungspiloten auch die Aufwendungen für Dolmetscher und Übersetzer. Die Stadt trägt rund 20.000 Euro an Sachkosten wie Raummiete und für Material. Sein Büro hat Seitz vorerst im GDA-Wohnstift bezogen. Dort stehen 40 Apartments für Flüchtlinge zur Verfügung. Rund die Hälfte der Wohnungen sind bereits bezogen und mit Familien oder jeweils zwei Personen belegt, insgesamt 50 Menschen. „Wir wollten eine zentrale Stelle finden, von wo aus die einzelnen Unterkünfte gut erreichbar sind“, sagte Marion Walz, Leiterin des Fachbereichs Familie, Jugend und Soziales bei der Stadt. Denkbar sei auch, dass Seitz in die Gemeinschaftsunterkunft in der Landwehrstraße umziehe, wenn diese fertiggestellt sei. Seitz wird sich vorwiegend um Menschen kümmern, die aufgrund ihres Herkunftsland eine realistische Bleibechance haben. Man wolle diese Menschen möglichst früh erreichen und begleiten. Dabei gelte es, die Arbeitsmarktfähigkeit, die beruflichen Erfahrungen sowie den Stand des Spracherwerbs zu berücksichtigen, so Christine Groß-Herick, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, Landau. Zahlen, wie viele Stellen in der Agentur für diese Zielgruppe bereitstehen, nannte sie nicht. „Wir müssen sehr einzelfallbezogen arbeiten. Es wird eine individuelle Vermittlungsarbeit durchgeführt. Zunächst haben sich viele Arbeitgeber gemeldet, die Praktika-Stellen bereithalten“, so Groß-Herick. Die Aufgabe von Seitz beinhaltet dabei nicht etwa die Vermittlung von Asylsuchenden zu Arbeitgebern, sondern die vorbereitende Sammlung von Informationen. So besucht er die Flüchtlinge, stellt die Dokumente und Zeugnisse zusammen und erfasst den Stand der Deutschkenntnisse, Qualifikationen und Kompetenzen in einem Fragebogen. So werden für eine Ausbildung mindestens Deutschkenntnisse im Rahmen des Realschul-Abschlusses benötigt – auch, um die Sicherheitsvorschriften in Firmen zu erfassen und in die Bedienung von Maschinen eingewiesen zu werden. Das CJD biete dann auch die notwendige Weiterqualifizierung an, so Fachbereichsleiter Bernd Rinderlin. Seitz’ Vorgabe ist es nun, mindestens 200 Flüchtlinge kennenzulernen und auch in enger Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern ein Netzwerk mit Verbindung zu Arbeitsagentur und Jobcenter zu entwickeln. Bürgermeister und Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer betonte: „Wir haben eine große Gruppe Ehrenamtlicher, aber es ist wichtig, dass diese Arbeit auch hauptamtlich unterstützt wird.“ Die Stadt arbeite daran, eine Kombination zwischen Sprachausbildung und gemeinnütziger Arbeit zu entwickeln: „So verknüpfen wir Spracherwerb und reale Beschäftigung. Diese Menschen, die teilweise nie eine Schulbank gedrückt haben, können nicht fünf Tage pro Woche eine Sprache pauken. Sie wollen arbeiten und eine für die Gesellschaft wertvollen Dienst leisten.“ Groß-Herick erklärte abschließend: „Wir haben auf dem Arbeitsmarkt ein Demografieproblem, das wir lösen können, wenn wir es richtig angehen.“ Dabei sei das Ziel der Arbeitsagentur, den Beschäftigungsgrad der Asylsuchenden zu erhöhen. Zurzeit werden acht bis zehn Prozent während des ersten Jahres vermittelt, danach bis zu 50 Prozent in einer Beschäftigung integriert. (kle)

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