Neustadt Chinese steigert den Tributbock

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Mehrere tausend Besucher verfolgten auch in diesem Jahr die historische Geißbockversteigerung vor dem Rathaus in Deidesheim. Erstmals kam ein „Mähnenbock“ mit langen Haaren unter den Hammer. Er brachte gestern Abend einen Erlös von immerhin 4444 Euro. Das höchste Gebot gab Geschäftsführer Youglin Zhang für die Dorje International GmbH Deidesheim ab.

Die Gesellschaft ist der Besitzer des Gebäudes des Steigenberger Hotels Deidesheim. Wie der Geschäftsführer sagte, solle der Geißbock das Maskottchen des Hotels werden und auch in Deidesheim bleiben. Hinter der Gesellschaft steht der chinesische Geschäftsmann Jiangang Xu, der in Shanghai lebt, international als Investor tätig ist und ein großer Freund deutscher Weine sein soll. Werner Leim, der wortgewaltige Auktionator, tat alles dafür, dass der Geißbock auch diesmal wieder eine hohe Summe für den Deidesheimer Haushalt einbrachte. Als Stadtratsmitglied kennt er schließlich die klamme Situation des Stadtsäckels. Zuvor feierte man das Brauchtum ausgiebig. So begannen die Feierlichkeiten am Nachmittag mit einem Standkonzert der Kolpingkapelle, ehe das historische Schauspiel der Verhandlung des Stadtgerichtes um den Geißbock von mehreren tausend Schaulustigen aus dem gesamten Bundesgebiet begleitet wurde. Zum folkloristischen Programm gehörten der Küferschlag der Herren des Männergesangsvereins Deidesheim in den Winzerschürzen sowie Tänze der Trachtenvolkstanzgruppe Deidesheim, die in diesem Jahr auch befreundete Gruppen aus Buochs am Vierwaldstättersee sowie aus Puchberg am Schneeberg (Österreich) eingeladen hatte. Die Kinder der örtlichen Grundschule hatten beim Fassschlüpfen ihren Spaß. Mit den Worten „Der Geißbock ist angekommen“ begrüßte Waldschütz Werner Leim die vielen Gäste am gestrigen Vormittag vor dem historischen Rathaus, nachdem der 612. Tributbock in Begleitung der Stadtsoldaten, des Stadtgerichtes, der Kolpingkapelle Deidesheim, der Schul- und Kindergartenkinder den Weg in die Weinbaugemeinde gefunden hatte. Das Brautpaar Beatrix und Roland Marx war der rechtlichen Verpflichtung nachgekommen und stand Punkt zehn Uhr mit einer Delegation aus der Talgemeinde an der Stadtgrenze von Deidesheim. Dort empfing auch der Deidesheimer Stadtbürgermeister Manfred Dörr gemeinsam mit den Beigeordneten, den aktuellen und Ex-Stadträten, Verbandsbürgermeister Theo Hoffmann sowie Weinprinzessin Julia I. die Lambrechter Gruppe mit Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller. Viehhofmeister Wolfgang Wittmann prüfte die Eigenschaften des Bockes. Er nahm das Gehörn und den Beutel in Augenschein und sprach die entscheidenden Worte bei der Aufnahmezeremonie: „Ich stehe im Wort, dass der Bock was taugt für die Zucht.“ Damit erfüllte die Stadt Lambrecht wieder einmal die Bedingung, dass ein gut gehörnter und gebeutelter Bock als Gegenleistung für das seit dem Jahr 1404 verbriefte Weiderecht im Deidesheimer Wald abgeliefert wurde. Dann gab es für das Brautpaar zur Stärkung Wein und als „Unterlage“ ein Käsebrot. Schließlich hatten sich die beiden schon ganz früh am Morgen mit knapp 400 Wanderern von Lambrecht aus auf die 14 Kilometer lange Strecke durch den Wald nach Deidesheim gemacht. (wij)

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