Neustadt Dange, nicht donge

Neustadt. „De Schorle-Peda“ – schon dieser Titel macht deutlich, dass im gleichnamigen Buch keineswegs nur die hochdeutsche Sprache zum Zuge kommt. Arnim Töpel feiert in seinem Kurpfälzer Mundart-Krimi den Dialekt und das in einer äußerst amüsanten Art und Weise. Davon konnten sich am Mittwochabend auch die Besucher in der Stadtbücherei Neustadt überzeugen, wo der Kabarettist den ersten Fall für seinen „Tschief“ Kommissar Günda vorstellte.

„Wem geherscht denn du?“ Eine Frage, mit der Töpel in der Schule konfrontiert wurde und die ihn bis heute geprägt hat. Als Kind Berliner Eltern ist er zwar in Heidelberg geboren und aufgewachsen, doch mit dem Dialekt tat er sich zunächst etwas schwer, weshalb er von seinen Mitschülern auch regelmäßig verspottet wurde, wie er in seinem Eröffnungslied verriet. „Mensch bischt du …“ – „bleed“ ergänzte eine Besucherin die Textzeile, woraufhin Töpel mit erhobenem Zeigefinger hinter seinem Keyboard hervorschnellte und mit einem „Das sagt man vielleicht hier in Neustadt, bei uns sagt man dabbisch“ schmunzelnd antwortete.

Diese erste Interaktion sorgte sofort für lockere Stimmung und machte deutlich, dass noch viele Lacher folgen sollten, denn die kleinen, aber feinen Unterschiede zwischen Hochdeutsch und Mundart sorgen in Töpels Krimi immer wieder für amüsante Situationen. Etwa wenn Günda zu seinem Assistenten Fritjof Freese, dessen Handicap es ist, nur des Hochdeutschen mächtig zu sein, sagt: „Geh mol dange.“ Worauf der Jüngling verdutzt „wofür“ fragt, weil „danken“ versteht. Woraufhin sein Tschief ihm in einem aberwitzigen Dialog den Unterschied zwischen „dange“ und „donge“ erklären muss.

Nicht nur mit Szenen dieser Art brachte Töpel seine Zuhörer immer wieder zum Lachen, auch seine Interpretationsweise trug einiges dazu bei, dass man sich diese völlig unterschiedlichen Charaktere sehr gut vorstellen konnte. Statt hinter einem Schreibtisch Platz zu nehmen, stand der Kabarettist hinter einem Mikrofon und hatte somit mehr Spielraum für Bewegungen. Außerdem verlieh er jeder Figur eine eigene Stimme, was den Vortrag sehr lebendig machte. Nur einmal bat er eine Dame aus dem Publikum um Hilfe, um ein Gespräch zwischen Günda und Marion, der Wirtin im „Roten Ochsen“, szenisch darzustellen. Die Freiwillige präsentierte sich schlagfertig, indem sie sich mit „Sabbel“ vorstellte – der Name von Gündas erster großer Liebe, die Töpel zuvor erwähnt hatte.

Generell legte der Autor den Fokus seiner Lesung auf die Präsentation seiner Figuren, weniger auf den im Dorf Glickerbach passierten Mordfall, denn „Sie sollen ja auch noch was zum Lesen haben.“ Das störte die Besucher überhaupt nicht, denn sowohl das Ermittlerduo als auch die Glickerbacher sind mit Eigenarten versehen, die sie nicht nur sympathisch machen, sondern auch ein Schmunzeln ins Gesicht der Besucher zauberten. Der Dialekt trägt natürlich einen großen Teil zum Unterhaltungswert bei. Etwa wenn die Wirtin Freese einen schönen „Bobbes“ bescheinigt, oder Günda völlig ungeniert zugibt: „Isch weeß gaa nix. Un des langt mia“ – „Das ist mein Lieblingssatz“, meinte Töpel, der auch sein Talent als Musiker zeigte. So begeisterte er mit seiner Version „Wie en klääne Buu“ des Bob-Dylan-Hits „Just like a Woman“ oder zeigte, wie man auch in Dialekt eine sehr romantische Liebeserklärung formulieren kann.

Sowohl mit seiner Mischung aus Lesung und Gesang, als auch dem Gefälle zwischen Hochdeutsch und Dialekt sorgte Töpel auf charmante Weise für einen kurzweiligen Abend, der bei einigen Anwesenden sicher wieder die Lust am eigenen Dialekt geweckt haben dürfte.

x